Ein Macho auf Abwegen
das ist ja eine nette Begrüßung!“, sagte Marc ziemlich
perplex.
„Nicole, so etwas sagt man doch nicht!“, ermahnte Christina
das Mädchen peinlich berührt. „Wieso denn? Du hast doch selber gesagt, was für
ein blöder Idiot er ist“, rechtfertigte sich Nicole.
„Also, was soll das denn jetzt? Wie kommst du denn darauf,
dass ich so etwas gesagt habe?“
„Hast du uns etwa in meinem Büro belauscht?“, fragte Inge
schmunzelnd. Nicole bestätigte ihr kleines Vergehen kopfnickend. Jetzt fiel es
Christina auch wieder ein. Nach ihrem Streit mit Marc hatte sie in Inges Büro
über ihren Chef geschimpft. Wahrscheinlich hatte sie genau diesen Ausdruck
damals gebraucht. „Da war ich auch ganz schön wütend auf ihn, aber er ist
wirklich keiner, Nicole. Marc ist in Wahrheit der netteste Mann, den ich
kenne.“
„In echt?“, vergewisserte sich Nicole noch einmal. „In
echt“, bestätigte Christina ihr, schaute aber Marc dabei an. Ihr war die ganze
Situation absolut unangenehm.
Marc und Christina waren nun wieder alleine und wollten sich
gemeinsam etwas im Fernsehen anschauen. „Darf der blöde Idiot dich denn
küssen?“, fragte er neckisch. „Ja, ja, ist ja schon gut! Ich habe das gesagt,
ich möchte allerdings lieber nicht wissen, wie du mich an diesem Tag betitelt
hast.“ Er kraulte ihr Haar und dachte nach. „Ich glaube, ich nannte dich blöde
Kuh oder dummes Suppenhuhn. Na, ja, so ’was in der Art.“ Er tat so, als ob er
sich wahrhaft den Kopf zerbrechen müsste. „Ach so! Ich glaube „frigides Schaf“
war auch dabei.“
Christina lächelte verschmitzt. „Aha! In deinen Augen bin
ich also gefühlskalt. Das ist ja auch nicht gerade charmant.“
„Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.“ Christina
schlang ihre Arme um seinen Hals, und um ihn tüchtig zu belehren, küsste sie
ihn. Marc strich sanft über ihr Haar, streichelte ihr Gesicht und ihren Körper.
Er kam ganz und gar in Schwung und machte sich im Eifer des Gefechts daran,
ihre Bluse aufzuknöpfen. Als Christina merkte, was er wollte, hielt sie
schlagartig seine Hand fest, um ihn an seinem Vorhaben zu hindern. „Nein, Marc!
Lass das! Bitte nicht!“, bat sie ihn leise und schob ihn nachdrücklich von sich
weg.
Marc wich blitzschnell zurück und sprang ruckartig vom Sofa
auf. Christina schreckte durch seine hektische Reaktion zusammen und hielt sich
schützend beide Arme vor das Gesicht.
Marc stand vor ihr und konnte gar nicht fassen, was er da
soeben gesehen hatte. Er war wie vom Donner gerührt. „Christina!“, schrie er
wie von Sinnen, „Hast du jetzt etwa gedacht, ich würde dich schlagen? Hast du
das im Ernst geglaubt?“ Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. Es ging
einfach nicht in seinen Kopf. „Ich fasse es nicht! Wie kannst du nur im Traum
an so etwas denken?!“
Christina wusste gar nicht, was ihr mehr Furcht eingejagt
hatte. Marcs plötzliches Aufbrausen, seine Fassungslosigkeit in diesem Moment
oder ihre eigene dumme Reaktion. Sie saß kerzengerade auf der Couch. „Nein! Um
Himmels Willen, Marc! Das darfst du nicht glauben!“ Marc stemmte seine Hände in
die Hüften. Sein Puls raste vor Aufregung, doch er bemühte sich angestrengt
wieder ruhiger zu werden. „Es war ein Reflex, nicht wahr?“ Er atmete ziemlich
schwer.
Christina blickte zum Fenster. Sie schämte sich und konnte
ihn nicht ansehen. „Ich weiß nicht.“
„Du solltest endlich mit mir darüber reden, Christina.“ Sie
tat so, als wüsste sie nicht, wovon er sprach. „Worüber sollten wir reden?“
Marc schüttelte zweifelnd den Kopf. „Denkst du nicht, da gäbe es etwas
Elementares miteinander zu besprechen? Da steht doch etwas Grundlegendes
zwischen uns, Christina. Wir müssen das unbedingt aus dem Weg räumen, damit in
Zukunft eben solche Missverständnisse nicht mehr vorkommen.“
Marc wünschte sich so sehr, sie würde es endlich von alleine
sagen, doch Christina blieb stumm und runzelte nur ihre Stirn in tausend
Falten. Er wartete einen Moment. Sie starrte weiterhin in eine andere
Richtung. „Okay, Christina, dann biete ich dir dieses Thema hier an: Er hat
dich geschlagen.“
Christina riss die Augen weit auf. „Wie kommst du denn auf
so etwas?“ Sie versuchte Empörung vorzuspielen, sie war jedoch eine wahrhaftig
schlechte Schauspielerin. „Frau Fink hat es mir gesagt, als du auf der
Intensivstation gelegen hast. – Also, willst du nun endlich mit mir darüber
reden? Ich habe nämlich absolut keinen Plan,
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