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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Familienfotos mit Ángel bei der
Hochzeit, dann mit den Kindern. Man zeigte das Moreno del Mar. Auf dem Foto war
das Penthouse, der blutige Tatort, mit einem Pfeil gekennzeichnet. Ein Sprecher
kommentierte die Bilder bewusst dramatisch. Dann wurde auch noch ein Film von
ihrer Verhaftung gezeigt. Man konnte selbst dabei zusehen, wie sie von
Polizisten umrahmt aus dem Hotel geführt und unsanft in einen Polizeiwagen
verfrachtet wurde. Die letzten Bilder stammten vom Prozess. Christina wurde in
Handschellen in das Gerichtsgebäude geführt und danach in einem Fahrzeug mit
vergitterten Fenstern in das Gefängnis von Málaga überstellt.
    Als Nächstes zeigte man wieder Marcs Attacke auf  Eickermann
und die alten Interviews, welche der Paparazzo gegeben hatte.
    Christina schaltete den Apparat aus und begann eiligst sich
ungeduscht anzuziehen und die nötigsten Dinge in einen Koffer zu werfen. Ich
muss ganz schnell hier weg sein!, dachte sie. Bevor Marc alles erfährt!
    Sie rief sich umgehend ein Taxi, denn sie konnte Marc ja
unmöglich verlassen und bei dieser Gelegenheit einen seiner Wagen mitnehmen.
    Aber wo sollte sie überhaupt hin? – In ihre Wohnung konnte
sie nicht mehr zurück. Erstens würde die Presse sie dort nicht in Ruhe lassen,
und zweitens könnte Marc dort auftauchen, um mit ihr zu reden. – Oder auch
nicht! Vielleicht wäre er ja ganz einverstanden mit ihrer Entscheidung, jetzt,
wo Christinas Geschichte ihn Kopf und Kragen kosten könnte. – Nein!, dachte
sie. Marc hatte sich niemals diese Illusionen wie sie gemacht. Er hatte ihr
immer wieder gesagt, dass es sich nur um Tage handeln konnte, bis man alles
über sie enthüllen würde. Marc war auf diesen Tag vorbereitet gewesen, im
Gegensatz zu ihr.
    „Traumtänzerin!“, schimpfte sie sich laut aus.
    Zu Gaby konnte sie auch keinesfalls gehen. Das wäre eine so
naheliegende Möglichkeit, man würde sie dort sofort aufspüren. Was die Kleine
wohl jetzt über mich denkt? Vielleicht will sie mich ja gar nicht mehr sehen?
    Sollte sie lieber gleich die Stadt verlassen, sich wieder
kopflos in eine neue Existenz stürzen? War es für sie überhaupt noch möglich in
diesem Land zu leben, jetzt, wo hier jeder ihr Gesicht kannte. Das Gesicht der
Ehegattenmörderin?
    Im Ausland leben? Ja, wahrscheinlich war das immer noch die
günstigste Möglichkeit. Aber dann sollte es auch richtig weit von hier sein. –
Südamerika! Ja, dort könnte sie sich recht schnell zurechtfinden und einleben.
Dort hätte sie zumindest keine Probleme mit der Sprache, und einen guten Job
würde sie da mit Gewissheit auch bekommen. Jedenfalls würde sie dort unter ihresgleichen
sein. Schließlich gingen ja die meisten Schwerverbrecher nach Südamerika.
Allerdings waren die größtenteils auf der Flucht vor der Polizei, oder gar vor
Interpol. Oder es handelte sich um ehemalige Diktatorenschurken. In diesen
Punkten unterschied sie sich dann doch deutlich von diesen Gangstern. Sie war
bereits bestraft worden und hatte ihre Tat jedenfalls vor dem Gesetz verbüßt.
Sie war nicht auf der Flucht vor einer Freiheitsstrafe, sondern auf der Flucht
vor der Gesellschaft und vor allen Dingen, auf der Flucht vor dem Menschen
ihres Lebens. 
    Sie würde also nach Südamerika gehen. Das stand für sie nun
unwiderruflich fest. Das wäre weit genug weg von Europa. Dort, am anderen Ende
der Welt, könnte sie ein für allemal untertauchen und zur Ruhe kommen, aber sie
konnte das unmöglich sofort tun. Dieser Schritt musste ein wenig vorbereitet
werden.
    Sie beschloss zunächst einmal ins Frauenhaus zu gehen und
sich den Rat von Inge Fink zu holen. Inge war wahrscheinlich der einzige
Mensch, der noch ein gewisses Maß an Verständnis für sie aufbringen konnte. Sie
war eine Vertrauensperson, mit der sie sich nicht auseinandersetzen musste, die
sie einfach so annahm wie sie war, einschließlich ihrer Vergangenheit.
    Ansonsten mochte sie Deutschland auch nicht verlassen, ohne
sich von Nicole zu verabschieden. Einerseits hatte sie seit dem Raubüberfall
keinen Dienst mehr gemacht, andererseits hatte sie dessen ungeachtet den
Kontakt zu dem Mädchen niemals abbrechen lassen. Hin und wieder hatte Marc sie
auf seinem Weg ins Büro dort abgesetzt und nach ein paar Stunden wieder
abgeholt. Er hatte manchmal sogar Nicole in Begleitung von Inge Fink oder ihrer
Mutter mit in die Villa gebracht.
    Marc, dachte sie bekümmert. Dieser bewundernswerte Mann. Er
hat alles für mich getan, nur damit es mir gut ging! Aber jetzt

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