Ein Macho auf Abwegen
endlich begreifen, sich aus seinem Privatleben
herauszuhalten und dass er es nicht dulden wollte, wie der Verlagsboss über
Christina sprach. Er knallte die Tür wieder hinter sich zu. Seine Augen wurden
zu denselben schmalen und stahlgrauen Schlitzen, in die bisher nur der
Autokaiser und Eickermann geblickt hatten. Er lief geradewegs auf den Verlagschef
zu und packte ihn jähzornig am Hemdrevers. „Pass auf, was du sagst, mein
Freund! Christina bumst nicht mal eben einen Promi! Ich liebe diese Frau! Hörst
du? Ich liebe zum ersten Mal in meinem Leben eine Frau, und das wird mir
niemand kaputtmachen! Nicht die Presse und auch nicht du! Bei den anderen
Weibern war es mir egal, aber Christina gehört mir alleine! Mir! Verstehst du?
Mir alleine, auch nicht meinen Fans, oder sonst wem!“
Er ließ den Plattenboss wieder los und zischte gefährlich
leise: „Ich hoffe, wir haben uns da verstanden, Peter! Christina wird nicht in
der Öffentlichkeit auftreten. Egal was kommt.“ Marc verließ Hennings Büro und
hörte Peter nur noch sagen: „Du rennst in dein Unglück, Junge!“
In seinem Vorzimmer war inzwischen das blanke Chaos
ausgebrochen. Gabys Telefon stand nicht mehr still. Sämtliche Fernseh- und
Radiosender, nebst der gesammelten Boulevardpresse fragten nach
Interviewterminen mit Marc.
Es hatte gar keinen Sinn im Büro zu bleiben, hier würde er
heute keinesfalls in Ruhe arbeiten können. Er verabschiedete sich für den
restlichen Tag von Gaby. „Ich fahre nach Hause. Bitte wimmle alle Journalisten
ab. Ich gebe zurzeit keine Interviews. Wenn es etwas Wichtiges gibt, kannst du
mich auf dem Handy erreichen. – Und Gaby! Du gibst keine Auskünfte! Nicht über
mich und auch nicht über Christina, kapiert?“
Gaby verstand im Grunde gar nichts mehr. Was war denn nun so
dramatisch daran, dass Marc Stevens mit Christina Klasen zusammen war? Diese
Frage stellte sie aber lieber nicht laut. Ihr war es wirklich angenehmer, wenn
Marc mit seiner schlechten Stimmung zu Hause wäre. Deshalb gab sie ihm schnell
ihr Wort. „Ich verstehe eigentlich nur noch Bahnhof, aber ich werde mit
niemandem über euch sprechen. Christina ist doch meine Freundin!“ Marc konnte
sich ein kleines Lächeln herausquälen. „Ja, ich weiß! – Vielen Dank, Gaby!“
Marc verließ den Verlag durch die Tiefgarage. An deren
Ausfahrt wartete bereits eine Handvoll Fotografen auf ihn. Als er anhalten
musste, um sich in den Verkehr einzuordnen, versuchten sie Fotos von ihm zu
machen, doch Marc reagierte nicht. Er konnte sich aber die Überschrift von
Morgen schon vorstellen:
Marc Stevens auf dem Weg zu seiner geheimnisvollen
Geliebten!
Zu Hause bot sich ihm ein ähnliches Schauspiel. Die schmale
Zufahrt zu seinem Grundstück war durch einige abgestellte Fahrzeuge für ihn
kaum noch passierbar. Das hatte es das letzte Mal beim Auszug von Babsie
gegeben. Er war gezwungen, den Wagen vollständig abzubremsen, bis sich das
elektrisch angetriebene Tor der Einfahrt aufgeschoben hatte. Wieder war sein
Auto von blitzenden Kameras umzingelt. Marc ließ sich gewohnheitsmäßig nicht
aus der Ruhe bringen. Er befuhr sein Grundstück in Schrittgeschwindigkeit und
kontrollierte im Rückspiegel, das sich langsam hinter ihm schließende Tor.
Nein, es hatte sich niemand gewagt hinter ihm herzulaufen. Da draußen konnten
sie warten so lange sie wollten. Er hatte heute nicht mehr die Absicht noch
einmal das Haus zu verlassen.
Er brauchte im Haus gar nicht lange nach Christina zu
suchen. Sie lag im Wohnzimmer auf dem Sofa und schaute fern. Als Marc
entdeckte, was sie sich gerade ansah, wollte er den Apparat sofort ausschalten.
„Tu dir das doch nicht an, Christina!“ Christina setzte sich auf, gab ihm einen
flüchtigen Kuss auf die Wange und nahm ihm die Fernbedienung des Fernsehgerätes
wieder ab. „Lass doch, Marc. Schau dir das doch nur mal an!“
Marc sah nun auch näher hin. Die Szenen vom Vortag wurden
gezeigt. Marc, wie er bei Christina ankommt und die Presse beschimpft. Marc,
wie er ihr seine Jacke über den Kopf hält. Marc, wie er die Reporter brüllend
zur Seite schubst. Und selbstverständlich die Szene aller Szenen: Marc, wie er
Eickermann zu Boden schlägt und dann mit quietschenden Reifen davonrast. Seine
Eickermann-K.o.-Szene wurde immer wieder und sogar in Zeitlupe wiederholt. Wäre
das jetzt ein Spielfilm gewesen, hätte man seine Leistung sehr anerkannt,
dachte er.
„Dem hast du es aber richtig gegeben! Hast du seine
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