Ein Macho auf Abwegen
Nase
gesehen?“
Eickermann, der sonst nur im Hintergrund wirkende Paparazzo,
gab seinen Fernsehkollegen Interviews. Trotz seiner blutverkrusteten Nase,
welche man ihm selbstverständlich nicht gesäubert hatte und die immer wieder in
Großaufnahme gezeigt wurde, griente er stolz wie Oskar in die Kameras. Er berichtete
endlos von Marcs Angriff und schmückte sein Erlebnis reichlich aus. Er genoss
es merklich so im Mittelpunkt zu stehen. Ihm hatte eigentlich gar nichts
Besseres passieren können. Der gewöhnliche Paparazzo war nun in aller Munde.
Die immer wiederkehrende Frage war allerdings: Wer war diese
mysteriöse Christina Klasen, von der man nicht mehr wusste, als dass sie eine
Beziehung zu einem Prominenten hatte. „Lass gut sein“, sagte Marc, als die
wildesten Spekulationen über Christina gesponnen wurden und schaltete den
Apparat ab.
Christina schaute ihn von der Seite an. Er kam ihr total
schlapp vor, so als hätte er Nächtelang nicht geschlafen. Es hatte bestimmt
Ärger im Verlag gegeben, sonst wäre er jetzt nicht schon hier. Alles, was er
jetzt brauchte, war ein wenig Ablenkung. Wer weiß, was morgen sein würde,
dachte Christina und kuschelte sich an ihn. „Wie du dem eine reingehauen hast!
Mein lieber Scholli – Wie ein Profi!“, lachte sie. „Kannst du mir mal verraten,
was du sozusagen nicht kannst?“ Marc lächelte bedrückt zurück. „Ich kann nicht
zaubern, Christina.“
„Aber ich!“, rief Christina und knöpfte ihm langsam das Hemd
auf. „Hey, du willst doch wohl nicht einen Promi bumsen, einfach so!“, sagte
Marc.
„Wie bitte? Was will ich?“
Marc berichtete ihr von seiner Episode mit Peter Henning.
„Na, wenn der Henning das so nennt, dann will ich einen Promi bumsen, und zwar
den ganzen restlichen Tag!“
- 18 -
Wie jeden Morgen bekam Peter Henning die Tageszeitungen
schon vor Dienstantritt auf seinen Schreibtisch gelegt. Als Musikmanager musste
er ständig über sämtliche Schlagzeilen in der Boulevardpresse informiert sein.
Heute sprang ihm das überdimensionale Foto einer Frau, welche von zwei
Polizeibeamten in Handschellen abgeführt wurde, förmlich ins Gesicht. In der rechten
Ecke des Fotos war ein kleines Porträt von Marc eingearbeitet. Das Bild war mit
diesem Titel überschrieben:
Fans haben Angst um Marc Stevens! Seine Neue ist eine
barbarische Mörderin!
Peter überflog die ersten Zeilen des Berichtes darunter und
griff sofort zum Telefonhörer. Marc war noch nicht an seinem Platz, deshalb
wählte er dessen Handynummer.
„Wo bist du, Marc?“, fragte er nervös.
„Ich bin noch auf der Autobahn. Was gibt’s?“
„Komm’ bitte gleich sofort in mein Büro. Es ist etwas
passiert!“, rief Henning und beendete das Gespräch, ohne dass Marc noch etwas
sagen konnte.
Was mache ich denn jetzt?, fragte sich der Verlagschef im
Stillen. Worauf hatte sich Marc da bloß eingelassen? – Wusste er etwa von
dieser Sache? – Nein, ganz bestimmt nicht! So beschränkt konnte einer alleine
doch nicht sein! Diese Frau hatte Marc hintergangen und getäuscht, da war er
sich ganz sicher. Wann wird dieser Mensch endlich einmal schlau?, dachte er
kopfschüttelnd. Immer wieder tappt er blindlings in die Fallen der Frauen!
Manchmal war das ja auch goldrichtig gewesen, aber diese
Sache schoss eindeutig über das Ziel hinaus. Es musste eine konstruktive Lösung
gefunden werden, damit diese Affäre dem Umsatzgaranten des Verlages nicht zum
Verhängnis werden konnte. Schließlich ging es hier um Geld, um sehr viel Geld!
Um Stevens’ Geld, aber auch um Peter Hennings persönliches Erfolgskonto. Es
ging letztendlich und hauptsächlich um sein Geld! „Ich lass mir doch von diesem
Miststück nicht den Karren in den Dreck fahren!“, rief er aufgebracht und ließ
sich augenblicklich mit der Villa Stevens verbinden. Wer weiß, wie geblendet
Marc schon von diesem Luder ist?, dachte er. Nein, diese Angelegenheit musste
er mit der Frau selber klären. Es war im Nachhinein gut, dass Stevens noch nicht
zu sprechen war.
Marc war noch nicht lange aus dem Haus, sie hatten sich heute
Morgen wieder einmal viel Zeit für das Frühstück genommen. Christina war gerade
im Begriff eine heiße Dusche zu nehmen, als das Telefon läutete. Sie musste den
Hörer selber abnehmen, denn sie war alleine im Haus. Die Putzfrau hatte heute
keinen Dienst, und Mia wollte heute erst am Nachmittag kommen.
„Hier bei Stevens“, meldete sie sich. „Peter Henning hier –
Frau
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