Ein Macho auf Abwegen
drauf. Das entscheidet
ganz alleine Marc. Er wollte meiner Mutter von unserem Erfolgserlebnis und
unserem Kontakt erst erzählen, wenn der Termin für den Prozess steht, aber das
hat sich wohl jetzt erledigt. Ich hoffe sehr, dass wir ganz bald eine
Gelegenheit für ein Wiedersehen finden werden!“
Christina war sprachlos, absolut überwältigt von dem, was
sie gerade vernommen hatte. Sie schien mit ihren Gedanken unendlich weit weg zu
sein.
Melchert beendete das Interview, verabschiedete sich von
Manuel und den Zuschauern, und es wurde wieder in das deutsche Studio
zurückgeschaltet.
Der Studiosprecher beendete das Marc-Stevens-Spezial. „Meine
Damen und Herren. Somit brauchen wir uns wirklich keine Sorgen um unseren
beliebten Poptitan zu machen. Christina Klasen ist unschuldig. Das wird ein
spanisches Gericht demnächst feststellen. Marc Stevens liebt seine Christina
und hatte sicherlich nicht eine Minute Angst um seine Gesundheit! Wir dürfen
uns also jetzt auf die Hochzeit des Jahres freuen!“
Marc schaltete den Apparat ab und beobachtete sie beim
Grübeln. Sie saß leichenblass und schachmatt auf dem Sofa und starrte mit
entrücktem Blick in den Raum, bis sie nach einer Weile in lautes Schluchzen
ausbrach.
Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet? Wie sehr
hatte sie sich danach gesehnt, ihre Kinder wiederzusehen, mit ihnen reden zu
können. Wie oft hatte sie sich in ihrer Phantasie schon versucht vorzustellen,
wie es wäre, wenn die Kinder ihr alles glauben würden. „Marc, ich glaube, das
ist alles nur ein schnöder Traum. Das kann doch einfach gar nicht wahr sein!“
Bevor er ihr irgendetwas erklären konnte, läutete schon
wieder das Telefon. „Ja bitte?“, meldete er sich knorrig, denn er wollte jetzt
an und für sich nicht gestört werden. Es war schon wieder Peter Henning. Er
schien nun bester Laune zu sein. „Na, da hast du ja noch mal die Kurve
gekriegt, Alter!“, rief er mit aufgeschnittener Liebenswürdigkeit. „Das haben
wir ja nun überstanden! Hach ... mir ist ehrlich ein Stein vom Herzen gefallen
..., aber das mit der Hoch ...“
Marc hatte im Moment keinen Sinn für Hennings unechtes
Geschwafel und redete dem Verlagschef unvermittelt dazwischen. „Ja, ja, Peter.
Ist ja schon gut! Krieg dich mal wieder ein, und hör’ mir jetzt gut zu! Weißt
du, was du mich mal kannst? Du kannst mich mal gernhaben, mein Freund! Ich habe
einen Entschluss gefasst. Und zwar werde ich mit dir und deinem ganzen
verlogenen Haufen unter gar keinen Umständen weiter zusammenarbeiten. Hast du
mich verstanden? Ich habe die Schnauze gestrichen voll von dir und deiner
Heuchelei! Solche Speichellecker wie dich, habe ich ein für alle Mal satt! Ich
suche mir einen anderen Verlag. Und das wird mir bestimmt nicht schwer fallen!“
Marc knallte aufgebracht den Hörer auf. Heute war wirklich der Tag der
Entscheidungen.
Henning starrte perplex auf den Hörer in seiner Hand. War
das wirklich sein guter Freund gewesen, der ihm soeben einen erstklassigen Laufpass
gegeben hatte? War Stevens in der Tat so engstirnig, um nicht begreifen zu
können, dass er doch nur das Beste für den Superstar der GBM wollte? Die Frage,
ob Marc seinen Entschluss im Ernst durchziehen wollte, brauchte er sich gar
nicht erst zu stellen. Stevens dachte prinzipiell erst einmal genauestens nach,
bevor er Entscheidungen traf. So gut kannte er ihn nach den langen Jahren ihrer
Zusammenarbeit. Er verstand auch genau, dass er Marc nicht mehr rumkriegen
konnte. Stevens war kein Fähnchen im Winde, heute so, morgen so. Nein, dieser
Mann stand zu jedem einzelnen Wort, was er von sich gab. Aber was konnte er
jetzt noch tun? Selbst der mächtige GBM-Konzern konnte sich den Verlust seines
Umsatzgaranten nicht erlauben. Wenn Marc geht, werde ich meinen Kopf dafür
hinhalten müssen, dachte er. Dann wäre ich in dieser Branche erledigt. „Dieses
verdammte Weibsbild!“, rief er durch sein Büro. „Was hat diese Klasen nur mit
ihm gemacht? Wenn er die nicht mehr hätte, käme er vielleicht auch mal wieder
auf den Boden der Tatsachen zurück!“
Er musste unbedingt dafür sorgen, dass diese Frau aus Marcs
Leben verschwand – egal wie. Was demzufolge könnte diese Klasen dazu bewegen,
ihre Finger von Stevens zu lassen?
Da gibt es wahrscheinlich kaum einen Anlass, fluchte er
innerlich. Das hatte man gerade eben buchstäblich bewiesen bekommen. –
Höchstens, Marc ginge mal ganz ordentlich fremd, mit Presse und allem Drum und
Dran! „Ja,
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