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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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für eine Frage? Christina hat mir ihre Geschichte von
Anfang an genauso erzählt, wie sie auch tatsächlich stattgefunden hatte. Ich
habe ihr immer geglaubt. Das war doch alles, was zählte!“
    „Und wann wird denn nun die Hochzeit stattfinden?“ Marc
lächelte. „So bald wie möglich. Ich kann es gar nicht mehr abwarten, endlich
mit der tollsten Frau auf Erden verheiratet zu sein! Allerdings haben wir einen
so vollen Terminkalender ... Mal sehen, wann wir ein freies Wochenende dafür
haben werden. Vielen Dank.“
    Sie setzten ihren Weg durch die Kameras und Mikrofone fort.
Einige einheimische Reporter verstellten ihnen den Weg, um Christina zu
befragen. Doch die dachte nicht im Traum daran, auch nur ein Wort mit diesen
Schmierfinken zu wechseln. Sie hatte die damalige Hetzkampagne gegen sie nur zu
gut in Erinnerung. Genau diese gewissenlosen Journalisten waren dafür
verantwortlich gewesen, dass man sie auf der gesamten iberischen Halbinsel als
blutrünstige Bestie betitelt hatte.
    Im Hotel wurde Christina bereits erwartet. Maite, ihre
Ex-Schwägerin stand plötzlich vor ihr. „Buenos, Christina. Könnte ich dich
bitte alleine sprechen? Sólo un momento, por favor!“
    Nachdem sie ihren ersten kleinen Schock über diese Begegnung
überwunden hatte, versuchte Christina locker zu wirken. „Cómo no!“, antwortete
sie. „Warum nicht?“, und folgte Maite in eine ruhige Ecke der Hotelhalle. Maite
war sichtlich bemüht, die richtigen Worte zu finden.
    „Christina,... es tut mir aufrichtig leid, was mein Bruder
mit dir gemacht hat.“
    Was sollte man darauf antworten? Christina sagte gar nichts
und ließ Maite weiterreden. Sie konnte sich vorstellen, wie viel Überwindung
ihre Schwägerin dieses Gespräch kostete.
    „Ich hoffe, du kannst verstehen, dass ich mir nie vorstellen
konnte, dass Ángel jemals zu so etwas fähig war. – Ich hätte mit dir reden
müssen, damals schon. Das weiß ich jetzt, aber ich konnte es einfach nicht.
Christina, kannst du mir das nachsehen?“
    Christina wollte dieses dunkle Kapitel ein für alle Mal
hinter sich lassen. Sie war niemals Maites beste Freundin gewesen und würde es
auch niemals werden. Deshalb wollte sie hier und jetzt einen Schlussstrich
unter diese Angelegenheit setzen. „Maite, hör mir bitte zu! Wäre es mein Bruder
gewesen, dem jemand so etwas nachgesagt hätte, ich hätte demjenigen auch kein
Wort geglaubt. Hätte mir jemand vorher so etwas über meinen Mann erzählt, ich
hätte ihn zum Teufel geschickt! Ich wäre die Allerletzte gewesen, die das
geglaubt hätte, und ich habe es lange Zeit selber nicht wahrhaben wollen. Deine
Reaktion, auch die deiner Eltern, war doch sozusagen ganz normal. Heute kann
ich das sehr gut verstehen. Ich möchte dir aber nun gerne sagen, dass es mir
unendlich leid tut, dass dein Bruder auf diese Art sterben musste. Das war
niemals meine Absicht gewesen, und ich fände es schön, wenn du und deine
Familie mir das endlich auch so abnehmen würdet. Ich habe meine Strafe für mein
Tun bekommen. Ich war zehn Jahre lang eingesperrt und habe meine Kinder nicht
sehen dürfen, aber hier und jetzt möchte ich wieder leben dürfen, einfach nur
glücklich sein, verstehst du das?“
    Maite nickte. „Ja, natürlich, Christina. Das sollst du ja
auch. Deshalb wollte ich ja auch mit dir reden.“
    „Okay, Maite. Ich hoffe, wir können dieses leidliche Thema
nun endgültig begraben! – Trotz allem möchte ich dir für das danken, was du für
mich getan hast.“
    Maite riss ungläubig die Augen auf. „Danken? Du willst dich
bei mir auch noch bedanken?“ Christina lächelte ihr Gegenüber so freundlich wie
es gerade ging an. „Sí, das möchte ich! – Mira, du hast dich meiner Kinder
angenommen und warst immer für sie da. Du hast dich so toll um sie gekümmert.
Ich selber hätte es nicht besser machen können. Sieh’ dir diese beiden
Prachtexemplare doch an! Sie sind genauso geworden, wie ich es mir als junge Mutter
immer ausgemalt habe. Das hast du prima hinbekommen, Schwägerin! Du hast ihnen
ein Leben im Kinderheim, ein Aufwachsen unter Fremden erspart, und dafür möchte
ich mich bedanken.“ Den beiden Frauen standen die Tränen in den Augen. „Ay,
Christina! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“ Maite nahm Christina in den
Arm. Die restliche Familie schaute dieser Szene bewegt zu. Christina erlangte
schnell ihre Fassung zurück und ging zu den anderen zurück. „So, geheult habe
ich genug in meinem Leben. Ab heute ist endgültig

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