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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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einverstanden, und die Verhandlung wurde für die Dauer der
Sichtung des Beweismaterials unterbrochen. Der Richter, der Staatsanwalt und
Pilar begaben sich dafür in das Richterzimmer. Christina verzichtete darauf, an
der Filmvorführung teilzunehmen.
     
    Es dauerte nicht sehr lange, bis der Prozess fortgeführt
werden konnte. Dem Gericht hatte jeweils eine kleine Szene der einzelnen
Kassetten als Beweis für Christinas fünf Jahre lange Tortur genügt. Die
Angeklagte wurde gefragt, ob sie zu der Tat und der Zeit davor noch etwas
aussagen wolle. Sie antwortete mit einem kurzen: „No, Señor.“ Daraufhin wurde
ihre damalige Aussage noch einmal vorgetragen. Auch die Frage des Richters, ob
sie an ihren einstigen Ausführungen etwas korrigieren oder hinzufügen wolle,
verneinte sie.
    Nun wurde noch das medizinische und psychiatrische Gutachten
aus dem ersten Prozess in die Beweisaufnahme aufgenommen und in Teilen
verlesen. Sodann folgte auch schon das Plädoyer des Staatsanwaltes. Wie
erwartet beantragte er, die Angeklagte unter Berücksichtigung ihrer Notlage
freizusprechen, und Pilar schloss sich mit ihrem Antrag dem der
Staatsanwaltschaft an.
    Der Richter sprach Christina noch einmal an. „Señora Klasen.
Sie haben das letzte Wort!“
    Sie schüttelte den Kopf und antwortete wieder nur: „No,
Señor.“ 
    Das Gericht zog sich zur Beratung zurück, erschien nach ganz
kurzer Zeit jedoch schon wieder im Gerichtssaal. Alle erhoben sich zur
Urteilsverkündung von ihren Plätzen.
    Der Richter verkündete den Rechtsspruch: „Die Angeklagte
wird hinsichtlich ihrer außer-ordentlich lebensbedrohlichen Notlage
freigesprochen.“
     
    Sofort ging ein lautes Gemurmel durch den Saal. Christina
schlug sich die Hände vors Gesicht und schluchzte unkontrolliert vor sich hin.
Pilar nahm sie in den Arm, während der Richter das Urteil ausführlich
begründete.
    Christina nahm von dem, was der Richter sagte, gar nichts
mehr wahr. Sie konnte ihr Glück kaum begreifen. Es ist vorbei!, dachte sie.
Alles ist gut!
    Pilar umarmte ihre langjährige Mandantin. „Herzlichen
Glückwunsch, Christina! Na, was habe ich dir gesagt? Es konnte nur in einem
Freispruch enden!“
    „Danke Pili! Danke für alles, was du für mich getan hast.
Danke, dass du immer an mich geglaubt hast! Ich hab’ dich so lieb!“
    Marc war eher bei ihr als die Fotografen. Sie fiel ihm in
die Arme. „Danke, Marc! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll ... Ohne dich
wäre ich heute nicht hier. Du hast mich befreit!“
    „Du musst mir gar nichts sagen. Ich konnte doch gar nichts
anderes machen, weil ich dich so sehr liebe!“ Sie gab ihm lachend einen Kuss:
„Ich liebe dich viel mehr, mehr als alles andere auf der Welt!“
    Selbst Isabel schien sich wirklich aufrichtig für ihre
Mutter zu freuen und umarmte sie, für ihre Verhältnisse nahezu stürmisch. „Te
amo, hija mía“, flüsterte sie ihrer Tochter dabei ins Ohr. „Ich liebe dich,
mein Kind.“ Nun war Manuel an der Reihe. „Mamá, es tut mir alles so leid ...“,
sagte er so echt und über jeden Zweifel erhaben. Nun nahm sie alle beide Kinder
in den Arm. „Wir fangen noch einmal ganz von vorne an, vale? Alles andere
wollen wir vergessen, okay?“ 
     
    Sie verließen das Gebäude durch ein Blitzlichtgeschwader,
doch Christina machte das ganze Theater um ihre Person nun gar nichts mehr aus.
Sie war einfach nur glücklich und fühlte sich von ihrem inneren Druck erlöst.
    Draußen wurden ihr ständig irgendwelche Mikrofone unter die
Nase gehalten. „Frau Klasen, wie fühlen Sie sich nach Ihrem Freispruch?“ Diese
Frage wurde ihr von Fritz Melchert von Antenne 5 gestellt. Er war der
Journalist gewesen, der sich damals nicht nur auf Sensationshasche beschränkt
hatte, sondern nach Marbella gereist war, um dem Fall Christina Klasen-Moreno
auf den Grund zu gehen. Deshalb sollte er auch der Einzige sein, dem Christina
und Marc gerne seine Fragen beantworten wollten. „Das kann ich Ihnen gar nicht
beschreiben! Dafür gibt es keine Worte. Ich bin einfach nur froh, dass es
vorbei ist, und ich bin heute der glücklichste Mensch der Welt!“, lachte
Christina den Journalisten an. Nebenbei beobachtete sie, wie ein offensichtlich
spanischer Reporter versuchte, Manuel zu interviewen. Der Junge sagte auch irgendetwas,
doch sie konnte es nicht verstehen. Melcherts nächste Frage galt Marc. „Herr
Stevens, hätten Sie Frau Klasen auch ohne die Aussicht auf diesen Freispruch
einen Heiratsantrag gemacht?“
    „Was

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