Ein Macho auf Abwegen
schien vornehmlich aus Ludern aller
Fassons zu bestehen.
Bei deren Anblick fühlte sich Christina sofort wieder als
Stubenälteste. Marc stand hinter ihr, und sie hatte sich an ihn angelehnt, um
sich ein wenig unter den Gästen umzuschauen. Diese Mädchen waren durch die Bank
bildhübsch, keine hatte eine Oberweite kleiner als C-Cup. Ganz bestimmt hatte
keines dieser jungen Dinger trotz Kleidergröße 34 Cellulite an den
Oberschenkeln, allesamt waren in einem gebärfreudigeren Alter als sie, und
wahrscheinlich absolut jede dieser Disko-Miezen würde in Null-Komma-Nichts
schwanger werden, wenn sich ein Alpha-Männchen wie Marc auch nur in ihrer Nähe
aufhalten würde. Die hatten keine gesenkten Gebärmütter oder einen, durch
vorherige Schwangerschaften ausgeleierten Gebärmutterhals. Was hatte der
Urologe noch einmal zum Besten gegeben? „Wenn sich bei Ihnen kein Nachwuchs
einstellen sollte, wird es mit hundertprozentiger Gewissheit nicht an ihrer Fortpflanzungsfähigkeit
liegen!“, hörte sie die Stimme des Arztes auf einmal ganz deutlich. Sie hatte
durch ihre fast ausschließliche Zweisamkeit mit Marc beinahe vergessen, mit wem
sie zusammen war, wen sie gedachte zu heiraten, und mit wem sie eine gemeinsame
Zukunft mit einem Kind plante. Bei diesen Gedanken wurde es ihr blitzartig
übel. Dieser Ausflug in die Öffentlichkeit machte ihr auf einmal nur noch
Angst. Wie sollte man bloß mit solchen wohlgeformten, halbwüchsigen Dingern
konkurrieren können? Wie lange würde sie für Marc noch interessant sein? Ein
Jahr oder fünf? Wie lange würde Marc solchen attraktiven jungen Frauen trotzen
können? Er wäre doch für immer und ewig ein gefundenes Fressen für diese
Luderbande. Selbst wenn er alt und hässlich wäre, alleine schon seine Prominenz
und sein Scheißgeld wären Grund genug, um diese Art Frauen anzulocken wie
Kuhmist die Schmeißfliegen. Ihre Ohren begannen zu pfeifen. Sie überkam völlige
Panik, sie war einfach nicht abgehärtet genug, um über den Dingen zu stehen, um
über jedem Zweifel erhaben zu sein. Oh, mein Gott!, dachte sie. Wie kann man
nur? Was fällt mir eigentlich ein, an ihm zu zweifeln?
Sie spürte seine Arme, die sich um ihren Körper schlangen,
und er sexyvibrierte in ihr Ohr. „Hey, komm mal her zu mir, Prinzessin!“ Sie
drehte sich zu ihm um, er legte seine Hände an ihre Wangen, sah sie mit seinem
Marc-Stevens-Verführer-Blick an und küsste sie so intensiv und beinahe so
unanständig wie das sonst nur Teenager auf der Straße taten, die kein Zuhause
für so etwas hatten.
„Du bist alles das, was ich mir jemals erträumt habe,
Christina. Ich gehöre zu dir – für immer!“
„Versprichst du mir das?“, versuchte sie trotz der lauten
Kulisse zu flüstern. „Das verspreche ich dir! Ich liebe dich! Und jetzt
entspann’ dich wieder, okay?“ Er reichte ihr ein Glas Champagner. „Salut,
Prinzessin!“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss
auf die Lippen. „Salut, ich liebe dich auch, cariño!“
Sie nahm einen Schluck von dem prickelnden Nass und nahm
ihre vorherige Position wieder ein. Verdammt!, dachte sie. Er hat schon wieder
genau mitgekriegt, was in meinem Kopf vor sich geht. Hat er telepatische
Kräfte, und kann er wirklich meine Gedanken lesen, sogar ohne mir dabei in die
Augen zu schauen? Sie blickte in die Menge und bemerkte, dass ihre kleine
Kusseinlage von allen Seiten beobachtet worden war, aber sie hatte durch seine
Geste ihre Selbstsicherheit wiedergefunden.
Na, habt ihr das eben alle mal registriert? Ihr braucht gar
nicht so zu glotzen, ihr Suppenhühner! Der gehört mir! Mir ganz allein! Ihr
alle wolltet ihn und habt ihn nicht bekommen. Ich wollte ihn gar nicht und
lasse ihn jetzt mit Sicherheit nie wieder los. Das ist mein Alpha-Männchen, und
ich schwöre euch, ich werde auch sein Alpha-Baby bekommen! Der Zug ist
abgefahren, Mädels!, schmunzelte sie triumphierend vor sich hin. Warum sollte
sie mit diesem Prachtkerl nicht so richtig prahlen, wenn sie doch schon einmal
mit ihm auf der Piste war?
Sie hatte ihre gewohnte Festigkeit und ihren Stolz zurückgewonnen
und begann genüsslich ihre Kommentare zu künstlichen Oberweiten, knappen
Outfits, aber auch zu dickbäuchigen, schwitzenden Herren, die sich für die
Luder vor versammelter Mannschaft zum Affen machten, abzugeben, bis ein
südländischer Rhythmus sie von ihrem Tun ablenkte, und sie sich kaum noch
beherrschen konnte, nicht mit den Hüften zu wackeln. „Was ist mit
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