Ein Macho auf Abwegen
deinem
Tanzversprechen?“, forderte sie ihn auf. „Meinst du, ich kriege das hin?“,
fragte er relativ skeptisch. „Ich bin ja bei dir“, lachte sie, zog ihn ohne
Umstände hinter sich her auf die Tanzfläche und ließ ihrem Temperament freien
Lauf. Marc gab sich alle Mühe, war aber ungemein froh, als der DJ zu einer
Ballade wechselte. Sie wiegten sich engumschlungen zum langsamen Takt der
Melodie, und Christina überkam heftige Lust mit Marc alleine zu sein. „Ich
möchte jetzt bitte gehen“, hauchte sie ihm bei den letzten Takten ins Ohr.
„Nichts lieber als das!“
Sie verließen fast fluchtartig die Tanzfläche, und Marc
verlangte eiligst die Rechnung. Sie nahmen ein Taxi, und er wies den Fahrer an,
sie zu dem Parkplatz zu fahren, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. „Was hast
du vor?“
„Warte, ich muss nur noch etwas holen“, sagte er, lief zu
seinem Sportwagen und holte ein kleines Päckchen aus dem Kofferraum. „Das
brauchen wir heute noch“, erklärte er mit einem verschmitzten Lächeln im
Gesicht.
Als sie an der Rezeption auf ihren Zimmerschlüssel warteten,
kam Christina sich einigermaßen unsittlich vor. So etwas hatte sie noch nie
gemacht. In einem Hotel übernachten, gar nicht, um zu schlafen, sondern nur, um
mit einem Mann ins Bett zu gehen, obwohl man doch gar nicht in geheimer Mission
unterwegs war. Na, hoffentlich hält der Portier mich nicht für eine
Bordsteinschwalbe!, dachte sie. „Was meinst du, können wir uns noch eine
Flasche Champagner genehmigen?“, wollte Marc noch wissen. Na, wenn schon, denn
schon!, dachte Christina und schaute eindeutig unkeusch zum Nachtportier. „Wir
brauchen eine Flasche Champagner, aber Magnum! Die nehmen wir gleich selber mit
hoch.“ Während der Rezeptzionist sein „Sehr wohl, gnädige Frau“ flötete, sagte
sie zu Marc in majestätischem Ton. „Er hat es ja nicht anders gewollt! Da muss
er jetzt durch, mein starker Ritter!“
Marc flehte sie lachend an. „Oh, nein, bitte nicht, meine
holde Prinzessin! Ich weiß nicht, ob ich das durchhalte. Gnade, Eure Majestät!“
Christina lachte zurück. „Gnade? Eure Prinzessin kennt keine Gnade. Nein, mein
edler Ritter! Mein Urteil ist gesprochen, und es lautet: Eine Magnum-Nacht mit
mir!“
- 23 -
„You are the answer“ behauptete sich auf Platz eins der
Top-Ten, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Songs der Spanier erschienen. Marc
hatte nun zwei Titel unter den ersten zehn in Deutschland. Auch das Album
preschte direkt nach Erscheinen in die Charts. Marc war zwar erfolgsverwöhnt,
doch so einen rasanten Triumph hatte er auch noch nicht erlebt.
Er bekam Einladungen von allen Seiten. Von
Zeitungsredaktionen, Radiostationen und Fernsehmagazinen. Sogar für viele
seriöse Talkshows war er jetzt bedeutungsvoll genug. Das Interesse der
Öffentlichkeit galt nun vornehmlich seinem beruflichen Können und hatte, aus
Mangel an Gelegenheiten, nichts mit Skandalmeldungen oder seinem Privatleben zu
tun. Fragen nach Christinas Vorleben und seiner Beziehung zu ihr, beantwortete
er nur allgemein. Er gab gerne Auskunft über die bevorstehende Hochzeit und
sein neues Lebensgefühl, alles andere war für ihn kein Thema mehr. Christina
begleitete ihn zu all seinen Terminen, hielt sich aber stets im Hintergrund. Bei
allen Auftritten, die mit „You are the answer“ zu tun hatten, musste Marc
alleine auf der Bühne stehen. Christinas Part wurde per Video eingespielt, denn
sie hatte sich strikt geweigert, für mehr als diese eine Studio-Produktion zur
Verfügung zu stehen oder gar in Fernsehsendungen aufzutreten.
Sie hatte nach einiger Zeit die Nase von Hotelzimmern,
Flughäfen, Fernsehshows und Backstagebereichen voll. Dieses Zigeunerleben ging
ihr allmählich auf das Gemüt, und sie hatte Heimweh. Ihr fehlte das Alleinsein
mit Marc, ihr Garten, ihre gemütlichen Abende und ihr eigenes Bett. Der
Terminkalender ließ ihnen jedoch keine Möglichkeit diesen Zustand zu ändern.
Selbst als der größte Rummel um „You are the answer“
überstanden war, musste Marc sich auch noch um die Spanier kümmern und sie auf
ihrer Promotionstour unterstützen. Für Christina war dieser Zustand Stress pur,
und sie bedrängte Marc endlich nach Hause zu fahren.
„Das ist bald vorbei, Christina. Nach dem ganzen Trubel
werden wir für zwei Jahre unsere Ruhe haben, ich werde so oft zu Hause sein,
dass du mich am Ende vielleicht gar nicht mehr ertragen kannst. Ich werde
hauptsächlich komponieren und hier und da
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