Ein Macho auf Abwegen
zurückkommen wirst, und du hast absolut Recht. Dein Kleid muss
wirklich einmalig sein, und natürlich ist keine Ware von der Stange für diesen
Tag angemessen. Du lässt dir ein Kleid machen, besprichst mit der Designerin
deine Wünsche und lässt dich beraten. Am Ende wird dein Traumkleid dabei
herauskommen! Genauso wie du es gerne haben willst! Ich gebe dir die Nummer von
Corrine Molino. Die zaubert dir schon ’was, dass den Leuten Hören und Sehen
vergehen wird!“
Corrine Molino galt als Geheimtipp unter den deutschen
Modeschöpfern. Ihr Design stand für klare Linien und schlichte Eleganz. Das
entsprach im Grunde genau Christinas Stilrichtung. In ihr kam allmählich wieder
Optimismus auf, und sie konnte wieder lächeln. „Du kennst mich einfach viel zu
gut, Marc Stevens. Das ist mir genaugenommen schon ein bisschen unheimlich.
Los! Gib mir die Nummer, und zwar sofort!“ Sie bedankte sich mit einem
flüchtigen Kuss und lief zum Telefon, um die Designerin sofort anzurufen.
„Oh, da müssen wir uns aber ganz schön dranhalten! Da kommen
Sie am besten gleich morgen Vormittag in mein Studio“, schlug Corrine Molino
vor. So wurde es gemacht. Die Designerin hatte einige wunderbare Ideen, die sie
für Christina aufzeichnete. Ein Entwurf überzeugte Christina sofort. Ein langes
Kleid, ärmellos, mit tiefem Dekolleté. Es war bis zu den Hüften schmal und
körperbetont geschnitten. Das Unterteil fiel locker und endete in ganz vielen
asymmetrischen Zacken. Das war es! Genau dieses Kleid wollte sie haben! Nun
machte ihr Corrine noch Vorschläge für die Stoffauswahl. Es musste unbedingt
ein weichfallender, fließender und auf jeden Fall ein weißer Stoff sein. Für
Marc war es immerhin die erste Hochzeit seines Lebens, und er sollte auch eine
Braut in weiß haben, wie es sich gehörte.
Die beiden Frauen entschieden sich für eine reine Seide.
Dieses edle Material würde dem Modell noch den allerletzten Schliff geben.
„Aber er ist total durchsichtig!“, störte sich Christina ein wenig. „Wir werden
es bis über den Po abfüttern. Wenn ihre Beine durch den Stoff schimmern, wäre
das doch total sexy, oder?“, schlug die Modeschöpferin vor. Christina gefiel
die Idee. „Sexy finde ich gut! So machen wir das!“
Sie war sehr erleichtert und froh, ihr Outfitproblem gelöst
zu haben. „Sie haben mich gerettet, Frau Molino. Danke für Ihre Hilfe!“, rief
sie ausgelassen. „Aber, was kostet das eigentlich alles zusammen?“ Christina
konnte einfach nicht über ihren Schatten springen. Sie konnte nichts kaufen,
ohne über die Kosten nachzudenken. Corrine Molino machte ihr ein Angebot. „Na,
das, was der Stoff kostet. Ich schätze, das sind über den Daumen gepeilt
tausend Euro, Frau Klasen. Für den Entwurf und die Anfertigung möchte ich gerne
eine Einladung zur Hochzeit haben, mehr nicht.“
Christina konnte gar nicht glauben, was sie soeben gehört
hatte. „Sonst nichts?“ Marc hatte ihr sozusagen befohlen, ein richtiges
Vermögen für ihre Brautausstattung auszugeben. Waren Tausend Euro denn nun ein
Vermögen wie er sich das vorstellte? – Sicherlich nicht. Jedes andere
Brautkleid kostete mindestens genauso viel. Aber was nützte es? Corrine Molino
würde ihr das wundervollste und perfekteste Kleid aus dem edelsten Stoff
anfertigen, und wenn die Designerin nicht mehr dafür verlangte, konnte sie doch
auch nichts daran ändern. Christina entschied, dass Tausend Euro für einen Tag
wenigstens ein annäherndes Vermögen waren. „Okay, Frau Molino. Dann fangen Sie mal
an!“, verabschiedete sie sich. Doch die Modeschöpferin hatte noch ein kleines
Anliegen. „Es wäre allerdings sehr nett von Ihnen, wenn Sie als kleine
Gegenleistung der Presse und jedem, der es wissen will erzählen würden, wer Ihr
Brautkleid gemacht hat.“
„Ja, das mache ich doch gerne! Ich sorge dafür, dass es
restlos jeder erfährt, auch alle, die es eigentlich gar nicht wissen wollen.“
Christina verließ freudestrahlend das Atelier. Aus Marcs
Sicht hatte sie soeben ein galaktisches Superschnäppchen gemacht.
- 24 -
Die Marbellafraktion kam einen Tag vor dem großen Ereignis
in Hamburg an. Es bereitete Marc und Christina mächtig Freude, die Kinder zum
ersten Mal im Haus zu haben. Für alle, auch für Maite und Pilar, hatte
Christina höchstpersönlich die Gästezimmer liebevoll hergerichtet. Alle sollten
sich bei ihnen willkommen und wohl fühlen. Es herrschte ein reges
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