Ein Macho auf Abwegen
den anderen an den Frühstückstisch gesellten. Mia
flitzte gehetzt durch die Küche, um die Hausgäste zu bedienen. „Komm Se auch noch
ma? Ja, dat wurd abber auch ma Zeit!“, begrüßte sie das Brautpaar. „Ich weiß
gar nich, wo mir hier der Kopp steht! Jeder will ewig wat von mir wissen! –
Kaffee oder Tee, Marc?“ Als Christina dann auch noch verkündete, keinen großen
Hunger zu haben und lieber nichts zu frühstücken, biss sie bei ihrer
Haushälterin auf Granit. „Dat geht abber ga nich! Et wird wat gegessen, oder Se
geh’n mir heut nich aus’n Haus, Christina!“
Die Braut gehorchte, denn mit Mia verscherzte man es sich
besser nicht. Ruhe wollte in der Küche aber nicht aufkommen. Der Partyservice
war schon fleißig bei den Vorbereitungen in Haus und Garten, und die
Angestellten gingen in der Küche aus und ein. Der Blumenhändler fragte nach den
Schlüsseln für den Brautwagen, und kaum, dass sie die erste Tasse Kaffee
getrunken hatten, stand auch schon Helmut Linde, Hamburgs Starfrisör, in
Begleitung einer Kosmetikerin auf der Matte. „Mit wem fangen wir denn an?“,
fragte er. „Marc zuerst“, entschied Christina. „Ich muss mir erst noch die
Haare waschen.“
Der Frisör fönte ihr eine tolle Lockenmähne. Soviel
Haarspray hatte sie noch nie auf dem Kopf gehabt. Die Frisur musste ja bis in
die Nacht halten. Zum Schluss sprühte er noch einen leichten Goldglanz auf die
dunklen Locken. Es sah einfach umwerfend aus. Die Kosmetikerin stand schon mit
ihrer dicken Quaste bereit, doch Christina winkte ab. Sie war braungebrannt und
wollte nur ihr gewohnt dezentes Make-up tragen. Hauptsache der Lippenstift war
kussecht!
Maite, Pilar, Isabel und Gaby, die zusammen mit Dirk Althoff
Trauzeugin sein würde, hatten sich zu Christina in eines der Gästezimmer
gesellt. Als Helmut Linde endlich sein Werk für vollendet erklärte, öffnete die
feucht-fröhliche Damenriege bereits die zweite Flasche Sekt. „Nein, danke! Für
mich bitte nicht. Ich muss zum Heiraten ja wohl einen klaren Kopf haben! Oder
meint ihr, ich müsste mein Ja-Wort in einem Zustand von geistiger Umnachtung
geben?“
Unter lauten „Bohs“ und „Ahs“ und „Nein, wie hübsch!“ zog
sie ihr Corrine-Molino-Kleid an. Es stand ihr auffallend gut, und jeder konnte
sehen, mit viel Können es für Christina maßgeschneidert worden war. Es
entsprach unter allen Umständen ihrem Stil, und das Design unterstrich ihr
Naturell. Ihre hochhackigen Riemchensandaletten flößten ihr allerdings nichts
als die Angst ein, von den dünnen Absätzen irgendwann abstürzen zu können.
Dieses Schuhwerk ordnete sie vielmehr der Kategorie Waffen als den
Laufwerkzeugen zu, deshalb hatte sie deren Sohlen gründlichst aufgeraut und in
den letzten Tagen regelmäßige Proberunden auf den Highheels zurückgelegt. „Na,
wenn das mal gut geht!“, hoffte sie inständigst.
„Was ist denn da unten los?“, fragte Gaby und schaute aus
dem Fenster. Sie konnte gerade noch Marcs roten Flitzer erkennen, der gerade
dabei war, vom Grundstück zu fahren. Sie sah Marc am Steuer und an seiner Seite
Dirk, der den Wagen nach der Trauung zurückfahren sollte. „Ach, du meine Güte,
Christina! Es ist ja schon halb Elf! Die Männer fahren schon los.“ Kaum, dass
der Stoßtrupp vom Grundstück gefahren war, wurde es draußen ungeheuer laut.
„Qué está pasando? Was ist denn da los?“, fragte Isabel. „Wahrscheinlich haben
draußen schon einige Fans auf Marc gewartet.“
Manuel hatte die Aufgabe übernommen, den Brautwagen zu
chauffieren, und er klopfte bereits ungeduldig an die Tür. „Mamá, por favor! Es
ist Zeit zu fahren! Marc und Dirk sind schon unterwegs.“ Christinas schlanker,
dunkelhaariger Sohn war so attraktiv in seinem schwarzen Anzug. Allesamt hatten
sich für diesen Tag mächtig herausgeputzt, selbst Mia hatte sich ein neues
Kleid, speziell für diesen Anlass gekauft.
Christina wurde es ganz elend. Ihre Beine zitterten so sehr,
dass sie auf ihren hohen Hacken kaum unfallfrei die Treppe nach unten schaffte.
Zur Abstiegssicherung nahmen Pilar und Manuel sie in ihre Mitte. „Tief
durchatmen, Christina! Es wird schon schief gehen!“, munterte Gaby sie auf.
Isabel, Gaby und Mia fuhren im Brautauto mit. Maite und
Pilar nahmen Christinas Wagen und fuhren hinter der Hochzeitslimousine. Ein
Wagen der Security-Firma, die Marc extra für dieses Ereignis engagiert hatte,
führte den kleinen Konvoi an. Die Ausfahrt öffnete sich, und das größte
Spektakel
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