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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Security-Mann vor Marcs Krankenzimmer aufpassen
sollte und dort niemanden hineinließ, der bei Marc nichts zu suchen hatte. Wer
wusste denn schon, welche Leute sich Zutritt zu seinem Krankenzimmer
verschaffen konnten, und Marc könnte sich noch nicht einmal gegen unerwünschte
Besuche wehren. Schon alleine aus diesem Grund müsste sie so viel Zeit wie auch
nur irgend möglich bei ihm im Krankenhaus verbringen.
    Ihr letztes Telefonat führte sie mit dem Reisebüro, um ihre
Südafrika-Rundreise zu stornieren. Bei allem Optimismus, den sie in sich trug,
Marc wäre, selbst wenn sich die Lähmung nur als zeitweilige Folge der Operation
herausstellen würde, in einer Woche niemals in der Lage diese Reise anzutreten.
    Sie fuhr zurück in die Klinik. Er war bereits von den
Untersuchungen zurück. Als sie sein Zimmer betrat, schaute er nur kurz auf und
beachtete sie weiter gar nicht. „Und?“, fragte sie und zog sich den
Besucherstuhl an sein Bett. „Was und?“, fragte er zurück, anstatt ihr zu
antworten.
    „Na, was sagen die Ärzte? Weißt du schon etwas?“ Er
verneinte stumm. Nun gut, er schien nicht gerade sehr gesprächig zu sein, dann
wollte sie ihn auch nicht länger ausfragen. Vielleicht wusste er ja genauso
wenig wie sie. Sie entdeckte einen abgedeckten Teller auf seinem Nachttischchen
und nahm die Haube ab. „Du hast ja noch gar nichts gegessen“, bemerkte sie so
beiläufig wie es ging. Keine Antwort. „Du hast seit gestern nichts mehr
gegessen, Marc. Ein bisschen ’was musst du aber ...“
    „Ich muss gar nichts!“, raunte er sie an. „Erstens habe ich
keinen Hunger, und zweitens werde ich diesen Scheißfraß da ganz bestimmt nicht
anrühren!“
    „Ich kann dir ja etwas anderes besorgen. Vielleicht eine
Pizza?“
    „Nein.“
    „Aber warum denn nicht? Ich kann doch schnell den
Pizza-Service anrufen.“
    „Nein, dan-ke, habe ich gesagt.“
    „Na gut! Wie du willst“, antwortete sie leise. Mehr konnte
sie jetzt nicht tun. Er schien bis aufs Messer gereizt zu sein, und sie wollte
nicht wie eine überfürsorgliche Mutter klingen, also war das Thema für sie
erledigt. „Hast du schon mit Professor Spengler gesprochen?“, fragte sie nun
noch einmal. Dieses Thema erschien ihr sowieso wesentlich bedeutungsvoller als
die Frage, ob er schon gegessen hatte, oder nicht. Wenn er Hunger bekäme, würde
er sich schon melden. Schließlich war er kein kleines Kind mehr. Zu ihrem
Erstaunen antwortete er jetzt in einem etwas verbindlicheren Tonfall. „Nein, er
kommt im Laufe des Tages, um mir die Ergebnisse mitzuteilen.“
    Die Zeit zog sich wie Gummi, denn Marc war zu keiner
normalen Unterhaltung bereit. Die Stimmung im Zimmer war ziemlich brisant. Christina
traute sich kaum mehr etwas zu sagen, denn irgendwie schien jedes Thema für
Marc im Moment zu viel zu sein.
    Endlich öffnete sich die Tür, und Professor Spengler kam in
Begleitung der Stationsschwester mit den Untersuchungsergebnissen. Es war so wie
man es ihm vorher auch schon gesagt hatte. Sein Rückenmark war in keinster
Weise durch den Schuss verletzt worden. Es war durch die Entfernung der Kugel
lediglich etwas angeschwollen. „Es braucht ein paar Tage, bis die Schwellung
wieder abgeklungen ist, aber danach wird es Ihnen besser gehen, Herr Stevens.
Also, machen Sie sich bitte keine Sorgen! Sie werden wieder vollkommen gesund
werden“, sagte der Professor und verabschiedete sich. „Siehst du!“, rief
Christina eifrig, „Es dauert nur noch ein paar Tage, und du bist wieder ganz
der Alte!“
    „Ja, ja! Schau’n wir mal“, antwortete Marc zweiflerisch.
     
     
     

- 27 -
     
    Professor Spengler hatte Marc eine Bewegungstherapie
verordnet, welche er widerwillig und ungeduldig über sich ergehen ließ. „Ich
kapiere das nicht, Christina! Warum soll ich diesen ganzen Firlefanz hier
mitmachen, wenn ich sowieso bald wieder laufen kann?“ Christina erklärte ihm
ganz in Ruhe, was der Arzt dazu gesagt hatte. „Marc, deine Muskeln könnten
selbst in dieser kurzen Zeit schon erschlaffen. Du sollst sie nur ein wenig
trainieren, damit dir das Aufstehen hinterher leichter fällt.“ Ihre Antwort
machte ihn jedoch auch nicht glücklicher. Er fand diese Maßnahmen alle sinnlos
übertrieben, und er hatte keine Lust auf diese Spielchen, wie er es nannte. Bei
jeder Bewegung meldete sich seine Operationsnarbe zu Wort, und er wollte sich
einfach nicht unnötig piesacken lassen. Alles in allem traute er dem ganzen
Braten nicht. „Christina, tu doch bitte nicht

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