Ein Macho auf Abwegen
wider Erwarten keinen Bissen an und war weder
sehr gesprächig noch auskunftsfreudig.
Nun gut, heute war mal wieder ein schlechter Tag, ein sehr
schlechter Tag, wahrscheinlich der schlechteste Tag seit Wochen. Was sollte sie
tun, ohne ihm noch weiter sein Gemüt zu trüben? Sie stellte das Tablett
beiseite und setzte sich zu ihm auf das Bett. „Na, wenn du darauf keinen Hunger
hast, vielleicht hast du ja Appetit auf das hier.“ Sie begann ihn zu küssen,
und er erwiderte ihr Tun unverhofft. Er schien in der Tat beinahe verhungert zu
sein, denn er gab sich so heißblütig wie seit langem nicht mehr. So sehr
Christina sein Handeln auch erfreute, diese Art von Leidenschaft kam ihr
dennoch recht merkwürdig vor. Da war etwas Fremdes, für Christina nicht
Erklärbares in seinen Küssen und seinen Liebkosungen. Er war auf seltsame Weise
durch und durch fordernd. Ja, er forderte jedoch nicht sie, sondern sich selber
heraus. Er schien sich selber und auch ihr etwas beweisen zu wollen. Aber was
denn nur? Sie wollte ihn nicht fragen, er würde irgendwann mit ihr darüber
reden. Anscheinend fehlten ihm jetzt und hier die passenden Worte, und er
konnte sich nur auf diese unbekannte Art ausdrücken. Sie spielte sein Spiel,
oder was auch immer er gerade veranstaltete, mit. Sie erwiderte seinen
Temperamentsausbruch und entgegnete jeder seinen Aktionen und Gesten mit noch
größerem Verlangen. Sie genoss es außerordentlich, wunderte sich aber insgeheim
sehr über ihn. Sein Verhalten passte in keiner Weise zu seiner eigentlich
miesen Laune. Wahrscheinlich hatte er sich nur wieder mal über eine
Krankenschwester geärgert und wollte lediglich von ihr getröstet werden. Er
wollte von seiner Frau wissen, was für ein toller Hecht er immer noch war. Ja,
das wird es sein, dachte sie und warf all ihre Skepsis über Bord.
Plötzlich stieß er sie mit großer Wucht von sich weg. „ Hör’
auf damit! Christina, hör’ endlich auf damit! Lass mich!“, herrschte er sie
zunächst an und vermochte dann nur noch zu flüstern. „Lass mich bitte in Ruhe!“
„Was ist denn los?“, fragte sie erstaunt über seinen
schlagartigen Sinneswandel. Er schaute sie nicht mehr an. „Es hat doch alles
keinen Sinn“, sagte er leise zur Wand. Sie begriff überhaupt nicht, was in ihn
gefahren war. „Was habe ich denn gemacht? Was haben wir getan, Marc? – Wir
haben das getan, was wir immer gerne gemacht haben, sonst nichts! Wir haben uns
geküsst und gestreichelt. Muss küssen und streicheln denn einen besonderen Sinn
haben? Also, mir hat es gefallen! Dir denn nicht, Marc?“
„Doch Christina, doch schon, aber ...“
„Was, aber?“, unterbrach sie ihn. Mit tränenerstickter
Stimme sprach er weiter. „Wenn wir das früher gemacht haben, dann hat sich bei
mir da unten sofort etwas gerührt, verstehst du? Und jetzt? ... Nichts,
Christina! Rein gar nichts tut sich da!“
Was konnte man in einer solchen Situation nur sagen? „Du
hast Angst davor, dass wir nicht mehr miteinander schlafen können, stimmt’s?
Marc, ich bin froh, dass du lebst, alles andere ist doch Nebensache. Es macht
mir nichts aus, Marc, wirklich ... Ich muss das nicht haben!“
Er warf blitzschnell seinen Kopf auf dem Kissen zu ihr herum
und sah ihr stahlgrau blitzend in die Augen. „Ich hatte eigentlich immer den
Eindruck, dass du ziemlich heiß darauf warst, mit mir ins Bett zu gehen, und
jetzt erzählst du mir, dass es nicht wichtig ist?“
„Natürlich ist es mir wichtig, mir dir zu schlafen. Du hast
mich immer sehr glücklich gemacht. Das weißt du doch! ... Aber wenn es nun
nicht mehr geht, dann geht es eben nicht mehr“, rechtfertigte sie sich. „Ach,
hör doch auf, Christina! Erzähl’ mir hier bitte nichts vom Pferd, ja?
Irgendwann wirst du dir einen anderen suchen,... so süchtig wie du danach
bist!“
Hatte sie das gerade richtig verstanden? Das konnte doch
niemals wahr sein! Und das auch noch aus Marcs Mund? Christina holte einmal
tief Luft und rang nach den richtigen Worten. Die Quadratur des Kreises wäre
einfacher gewesen als diese zu finden. „Marc, jetzt hör’ du mir bitte mal zu!
Ja, ich BIN süchtig, aber nicht süchtig nach Sex. Ich bin süchtig nach dir! Ich
bin süchtig nach deiner Nähe, den guten Gesprächen mit dir, lachen mit dir und
natürlich auch nach Zärtlichkeiten von dir. Ich liebe dich, den ganzen Mann!
Dein Unterkörper ist doch nur ein Teil davon.“
„Und vom wem willst du, bitteschön, dann ein Kind bekommen?
Von mir
Weitere Kostenlose Bücher