Ein Macho auf Abwegen
ihn
hindurch.
„Herr Professor, er spürt seine Beine nicht mehr“, erklärte
Christina seinen Schock-Zustand. Professor Spengler machte eine besorgte Miene
und legte seinen Zeigefinger an sein Kinn. „Hmm“, war das einzige, was er
kopfnickend bemerkte. „Herr Stevens, hören Sie mir bitte zu! Ihr Rückenmark ist
durch die Schüsse nicht durchtrennt worden. Das wissen wir ganz sicher. Es
handelt sich bei dieser Lähmungserscheinung sicherlich um die Folgen der
Entfernung des Geschosses. Ich meine damit, dass es sich höchstwahrscheinlich
nur um eine Reizung oder Schwellung durch die Operation handelt. Dieser Zustand
muss nicht von Dauer sein und ist auch nichts Außergewöhnliches nach solchen
Eingriffen. Ich würde das morgen gerne noch etwas genauer untersuchen.
Anschließend kann ich Ihnen ganz konkrete Auskünfte über ihren
Gesundheitszustand geben.“
Professor Spengler verließ den Raum, ohne dass Marc auch nur
irgendeine Reaktion gezeigt hatte. Auch auf Christinas Versuche ihn
anzusprechen, reagierte er nicht mehr. Irgendwann mussten beide über ihr
gemeinschaftliches Schweigen eingeschlafen sein, denn Christina wurde von einer
Krankenschwester am nächsten Morgen geweckt.
Er rührte das Frühstück nicht an und hatte ihr noch nicht
einmal einen guten Morgen gewünscht. Sie entschied, trotz der unterkühlten
Stimmung, bei ihm zu bleiben. Sie war sich sicher. Er meinte es nicht böse, er
konnte im Moment einfach nicht anders.
Nach einer beinahe unendlichen Wartezeit, war es schließlich
soweit für die angekündigten Untersuchungen. Der Pfleger, der ihn in seinem
Bett aus dem Zimmer rollte, erklärte Christina, dass es mindestens zwei Stunden
dauern würde, bis man Marc wieder auf sein Zimmer brächte, deshalb entschloss
sie sich erst einmal nach Hause zu fahren, sich zu duschen, umzuziehen und dort
nach dem Rechten zu sehen.
In der Villa war nichts mehr davon zu erahnen, dass hier vor
ein paar Stunden noch ein fröhliches Fest gefeiert worden war. Alles war wie
immer. Nur Marc ist nicht wie immer!, dachte Christina traurig, als sie das
Haus betrat. Mia und ihre Familie waren gerade beim Frühstück. Sie setzte sich
zu ihnen, um einen starken Kaffee zu trinken und den anderen über Marcs
Situation zu berichten. Danach erledigte sie noch die wichtigste Telefonate.
Ein Beamter der Kriminalpolizei Hamburg hatte um Rückruf
gebeten. Er nannte ihr den Namen der Attentäterin. Sie hieß Sylvia Hofmüller
und war extra aus Bayern in den Norden gekommen, um ihren Plan in die Tat
umzusetzen.
Der Name dieser Verrückten war Christina allerdings
geläufig. Es war eine dieser Fan-Briefschreiberinnen, die mit den
Hochzeitsplänen ihres Superstars nicht einverstanden gewesen waren. Immer
wieder, und in ganz regelmäßigen Abständen waren Briefe von ihr in der Post,
deren Inhalte nicht ganz unauffällig gewesen waren. Marc kannten den Namen
dieser Frau schon seit Jahren, deshalb hatte er ihnen niemals große Aufmerksamkeit
beigemessen.
Wir gehören zusammen ... Du würdest mich auch lieben, dürfte
ich dich nur kennen lernen ... Seit Marcs Beziehung zu Christina öffentlich
geworden war, und dann auch noch der Hochzeitstermin feststand, hatten Sylvias
Briefe jedoch einen anderen Unterton bekommen.
Du rennst in dein Unglück, Marc ... Du kannst sie nicht
lieben, weil ich deine große Liebe bin ... Der letzte Brief hatte mit: „Wenn du
sie heiratest, wirst du es nicht überleben!“, geendet.
Marc hatte auch diesen nicht ernst genommen und ihn zusammen
mit ähnlicher Post im Papierkorb verschwinden lassen. Akte P, wie er es immer
nannte. Christina war damals besorgt wegen dieses Briefes gewesen, doch Marc
hatte ihre Meinung nicht teilen können.
Sylvia hätte wahrscheinlich Angst, dass Christina ihm etwas
antun könnte, hatte Marc damals die Drohung seines größten Fans, wie diese Frau
sich immer selber tituliert hatte, interpretiert.
Heute waren sie alle ein wenig schlauer über die Botschaft
dieser Sylvia. Ihr Satz: „Wenn du sie heiratest, wirst du es nicht überleben!“,
hatte nichts mit der augenscheinlich gefährlichen Christina Klasen zu tun,
sondern war eine eindeutige Warnung vor einem Anschlag durch ihre eigene Person
gewesen.
Auf jeden Fall hatte der Staatsanwalt die Frau zunächst in
eine psychiatrische Klinik eingewiesen, um ihren Geisteszustand und ihre
Schuldfähigkeit begutachten zu lassen.
Ihr nächster Anruf galt dem Sicherheitsdienst. Sie
veranlasste, dass immer ein
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