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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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cariño!“, erklärte Christina ihm so besonnen wie möglich. Ihm
fielen die Augen wieder zu, und er versuchte krampfhaft, sich an etwas zu
erinnern. Man konnte ihm die Anstrengung deutlich ansehen. Nach einer Weile sah
er sie mit erschüttertem Blick an und sagte langsam: „Da waren Schüsse.“
    „Ja, das stimmt.“
    „Da war eine Frau ...“
    „Ja, es war eine Frau.“
    „Ich dachte, sie würde auf dich ...“ Christina strich ihm
über die schweißnasse Stirn. „Es ist gut, Marc. Du solltest dich besser nicht
so aufregen!“
    „Wer ist diese Frau?“
    „Ich weiß es nicht. Man hat sie festgenommen. Mehr kann ich
dir auch nicht sagen. Sie hat dich am Bauch getroffen.“ Christina verlor von
einer Sekunde auf die andere sämtliche Selbstbeherrschung und konnte ihre
Tränen nicht mehr länger unterdrücken. „Dios mío! Marc, du hättest tot sein
können! Ich bin ja so froh, dass du lebst! Ich hatte solche Angst um dich! Ich
liebe dich so sehr! Das kannst du dir gar nicht vorstellen!“ Er atmete einmal
tief ein und brachte ein bedrücktes Lächeln hervor. „Komm’ her zu mir! Gib mir
einen Kuss!“
    Er war nun wieder bei klarem Verstand und sah sie mit
geordnetem Blick an. „Wie lange werde ich wohl hier bleiben müssen? Ich hoffe,
die lassen mich hier ganz schnell wieder verschwinden! Ich war noch nie im
Krankenhaus.“ Christina ergriff seine Hand. „Professor Hartmann wird sicher
nachher noch vorbeikommen und nach dir sehen. Er wird dir alles ganz genau
sagen können.“ Seine Lider schienen schwer wie Blei zu sein, und die Augen
fielen ihm müde wieder zu. „Vielleicht schläfst du besser noch ein bisschen.
Schlafen ist die beste Medizin! Das hast du auch immer zu mir gesagt. Erinnerst
du dich?“
    „Ja, natürlich erinnere ich mich. Den Spruch habe ich mir
als Kind von meiner Mutter ständig anhören müssen, wenn ich krank war, und sie
hatte Recht damit gehabt. – Dann versuche ich, noch ein wenig zu schlummern.“
    „Tu das!“, sagte Christina und wunderte sich über seine
offenkundige Gelassenheit. Er hatte vermutlich überhaupt noch gar nicht
registriert, wie schwer verletzt er eigentlich war. Möglicherweise ging er
davon aus, lediglich von einem Schuss gestreift worden zu sein. Ist wahrscheinlich
auch besser so, dachte sie. 
    Nach ein paar Minuten riss er mit einem Mal die Augen wieder
auf. Das blanke Grausen stand in ihnen geschrieben. Christina erschreckte
gewaltig. „Was ist los? Was hast du denn?“
    „Christina!“, schrie er unbeherrscht auf. „Meine Beine! Was
ist mit meinen Beinen? Ich spüre sie nicht mehr! Ich kann meine Beine nicht
bewegen!“
    Also doch! Es war so gekommen, wie die Ärzte es vermutet
hatten. Christina wusste gar nicht mit dieser Situation umzugehen. Was konnte
sie jetzt sagen? Was durfte sie ihm überhaupt sagen?
    Marc blieb ihre Verfassung natürlich nicht verborgen. An
ihrem verängstigten und unsicheren Blick erkannte er sofort, dass irgendetwas
nicht stimmte. Er schaute sie fragend an und flüsterte: „Was ist mit mir,
Christina?“ Christina stotterte bedenklich. „Das ..., das ist nichts,... nur
Reaktionen auf die Operation. Kein Anlass zur Beunruhigung. – Mach’ dir keine
Sorgen!“
    Nur ruhig, muchacha! Ganz cool bleiben!, beschwor sie sich
selber. Die Professoren hatten gesagt, dass vor den morgigen Untersuchungen gar
keine endgültige Diagnose möglich sei. In erster Linie sollte er sich so frisch
operiert nicht aufregen.
    Marc schaute sie mit bohrendem Blick und stahlgrauen Augen
an. Ihr lief vor lauter Schreck ein kalter Schauder am Rücken herunter. Sie
wusste ganz genau, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Er wollte die Wahrheit
wissen und erwartete ganz einfach eine ehrliche Auskunft von ihr. „Es ist alles
okay, Marc! Es ist nichts“, murmelte sie und konnte ihn angesichts dieser
Heuchelei kaum ansehen. Aber natürlich sah er ihr genau an, dass sie ihm nicht
alles gesagt hatte und schrie panisch. „Nachwirkungen von der OP? Was hat mein
Bauch mit meinen Beinen zu tun? Kannst du mir das bitteschön verraten? – 
Christina fass’ bitte an meine Beine!“
    Er schlug ruckartig die Bettdecke zur Seite. Christina
stockte der Atem. Sie zitterte vor Verzweiflung. „Du sollst meine Beine
berühren! Ist das denn so schwierig?“, schnauzte er sie ungeduldig an.
    Zögerlich legte sie ihre Hand auf sein linkes Bein und
strich bedächtig darüber. Genau wie er, hatte sie panische Angst vor der
womöglich folgenschweren Wahrheit. Sie

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