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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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wann wie eine Mutter
gefühlt, wenn sie mit Pink-Lila zusammen gewesen war. Und all die anderen
Kollegen, die mit ihr zusammen den Keller bewohnten. Spätestens in einer Stunde
würde sich das ganze Hotel über sie das Maul zerreißen. Nein, sie wollten
keinem mehr gegenübertreten!
    Jetzt hatte Robert, dieser ekelhafte Dreckskerl, jedenfalls
doch noch seinen Spaß. Armseliges, perverses Schwein!, dachte sie. Krank ist
der doch! – Genauso krank wie Ángel es gewesen war.
     
    Ganz instinktiv war sie zum Bahnhof gelaufen. Es war gewiss
die beste Lösung, der Metropole am Rhein den Rücken zu kehren. Sie hatte keine
Arbeit und keine Wohnung mehr. Da konnte sie doch gleich in einer anderen Stadt
mit der Suche danach anfangen. Hier konnte sie auf gar keinen Fall das Leben
führen, das sie sich vorgestellt hatte. Nämlich ein Leben als Christina Klasen,
die Frau ohne Vergangenheit.
    Sie studierte den Abfahrtsplan. In einigen Minuten gab es
einen Intercity-Zug nach Hamburg. Weit genug weg von hier wäre es ja! Ohne noch
großartig zu überlegen, kaufte sie sich das Ticket.  Sie musste sich beeilen,
um noch rechtzeitig zur Abfahrt den Bahnsteig zu erreichen.
    Sie wuchtete ihr Gepäck in das Ablagefach über ihrem Platz
und ließ sich kraftlos auf ihren Sitz fallen. Sie war alleine im Abteil. Die
Erlebnisse und neuen Erkenntnisse von vorhin flogen ihr nur so durch den Kopf.
Wie war Robert Kaiser zu diesen Filmen gekommen? Wie waren die Videos überhaupt
entstanden? Wer war noch im Besitz dieser Szenen? Wer noch konnte Christina
dabei beobachten, wie sie gepeinigt und vergewaltigt wurde? Es gab keine andere
Möglichkeit. Ángel musste irgendwo im Schlafzimmer des Penthouses eine Kamera
installiert haben. So eine Minikamera wie die Polizei oder Privatdetektive sie
benutzten. Robert und Ángel hatten ja offensichtlich das gleiche Steckenpferd.
Vermutlich hatte Kaiser auch derartige Privataufnahmen aus seinem eigenen
Schlafzimmer, und die beiden Freunde hatten ihre Filmchen untereinander
getauscht. Ein ganzer Tauschring von Perversen wäre sogar auch denkbar! Aber,
wo hatte sich ihr Mann dann diese widerlichen Videospielchen angeschaut? Wo
hatte Ángel die Filme aufbewahrt? Im Hoteltresor jedenfalls nicht! Christina
hatte genauso Zugang zum Safe wie Ángel gehabt – Schließfach! Ja, natürlich! In
jedem miserablen Kriminalfilm versteckten die Gangster ihr Diebesgut oder
irgendwelche geheimen Dokumente in einem Schließfach am Bahnhof oder am
Flughafen. So muss es gewesen sein!
    „Oh, mein Gott! Ja!“, schrie sie aufgeregt durch das
Zugabteil. Wenn es diese besagte Kamera im Schlafzimmer wirklich gegeben hatte,
dann gab es wahrscheinlich auch einen Film aus der Todesnacht. Mit diesem Video
könnte sie ihre Unschuld vollständig dokumentieren. Sie würde ihren Kindern und
auch dem Gericht demonstrieren können, dass es Notwehr gewesen war. Dem
Gericht? –  Ach, Scheiß auf das Gericht! Ihre zehn Jahre konnte man ihr doch
nicht wiedergeben! Ihr lief ein Schauder über den Rücken. So hätte sie zu guter
Letzt ein erstklassiges Dokument in der Hand, um Ángels Abartigkeit zu belegen.
Wäre sie im Besitz dieser Kassette, hätte sie endlich einen Beweis für die
Familie Moreno. Einen eindeutigen Beweis dafür, dass sie allezeit die Wahrheit
gesagt hatte. Das wäre ein Glück! Das wäre ja gar nicht auszudenken!
    Sie beschloss heute noch mit ihrer Anwältin zu telefonieren.
Pilar hatte eventuell eine Idee, wie man in dieser Angelegenheit ermitteln
konnte. „Wollen wir doch mal sehen, Robby-Baby, ob ich dir nicht doch noch ganz
gewaltig auf die Füße treten werde“, sagte sie hoffnungsvoll.
     
    Mierda! Mein Geld! Wie ein Blitz schoss es ihr durch den
Kopf. Sie hatte ja ihr ganzes Erspartes auf der Bank in Köln! Hoffentlich
konnte sie das von Hamburg aus regeln, denn sie hatte ja auch noch ein
Girokonto eröffnet. Und wie sollte das jetzt mit ihren Arbeitspapieren gehen?
Musste sie Herrn Bergmann deswegen anrufen? Nein, ganz sicher würde sie kein
Wort mehr mit ihm wechseln. Auch nicht am Telefon. Gleich morgen würde sie ihm
ihre Kündigung schreiben und um Zusendung ihrer persönlichen Unterlagen nach Hamburg,
aber postlagernd, bitten. Niemanden hatte es zu interessieren, wo sie wohnte.
„Ja, Christina! Wo wohnen wir denn in im hohen Norden?“, fragte sie sich
schlecht gelaunt. „Und wo, meine liebe Christina Klasen, und in erster Linie,
mit was verdienen wir denn unsere Penunzen?“ So viele Fragen und keine

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