Ein Macho auf Abwegen
zurück. Er ließ
sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie fallen. „Nun komm schon! Zick doch nicht
so ’rum!“ Er schob seine Hand in ihren Ausschnitt und versuchte sie zu küssen.
Christina wand sich, so gut es eben ging, unter ihm hin und her. Es hatte
keinen Sinn. Er war zu viel schwer und zu stark. „Oder möchtest du, dass der
liebe Robert ein kleines Gespräch mit deinem Chef führt? Ob der wohl weiß, wo
du in den letzten Jahren gewohnt hast? Du hast doch bestimmt ganz vergessen,
ihm das zu erzählen, nicht wahr?“
Christina nahm all ihren Mut zusammen, zog ruckartig den
kleinen Schraubenzieher, den sie für kleinere Reparaturen immer dabei hatte,
aus ihrer Kitteltasche und drückte ihn dem Autokaiser mit einem kräftigen Hieb
gegen die Brust. „Und du hast wohl ganz vergessen, was ich mit Kerlen mache, die
mir an die Wäsche wollen! Du gehst jetzt auf der Stelle von mir runter, oder
ich ramme dir dieses Messer in deinen fetten Wanst! Du kannst mir glauben,
Robert! Ich weiß genau, wie das geht.“
Kaiser hatte mit Christinas Angriff offensichtlich überhaupt
nicht gerechnet und ihren Bluff mit dem Schraubenzieher nicht durchschaut. Er
wich instinktiv von ihr ab, sodass sie sich unter ihm wieder bewegen konnte.
Christina nutzte seine Schrecksekunde und stieß ihn mit aller Kraft von sich,
sprang geistesgegenwärtig aus dem Bett und rannte so schnell sie konnte aus dem
Zimmer.
- 4 -
Christina rannte über den Flur der dritten Etage bis zu den
Aufzügen. Sie war alleine. Gott sei Dank war dort kein Mensch zu sehen! Sie
wollte aber nicht stehen bleiben und warten, bis ein Fahrstuhl da wäre.
Vielleicht war Robert ja schon hinter ihr her? Sie lief weiter und hastete
über den Treppenaufgang bis in den Keller hinunter.
Sie hatte nur noch einen Gedanken: Weg hier! Bloß weg hier!
Völlig außer Atem und mit immer noch zittrigen Händen
versuchte sie die Tür vom Kellerloch zu öffnen. „Jetzt mach schon!“, drängelte
sie hektisch, als es nicht gleich gelingen wollte. Endlich war das Schloss
offen! Sie stürmte in das kleine Zimmer und verschloss die Türe sofort wieder
von innen. Sie konnte gar keinen klaren Gedanken mehr fassen und raufte sich
verzweifelt die Haare. „Was mache ich denn jetzt?“, rief sie ins Leere und
sprach weiter mit sich selber. „Ruhig, Christina! Ganz ruhig! Du musst einen
klaren Kopf bekommen! – Nachdenken! Du musst dir jetzt etwas überlegen,
Christina!“
Sie begann ihre Zimmermädchenuniform auszuziehen und
schlüpfte schnell in einen Pulli und ein Paar Jeans. „Hier kann ich unmöglich
bleiben!“, entschied sie. Robert würde ihr seine Niederlage und ihre Attacke
von vorhin mit Sicherheit sehr übel nehmen. Kaiser würde sich revanchieren. Der
würde sich an ihr rächen. Das war klar! Der Autokaiser war zweifellos schon auf
dem Weg zur Direktion, um sie ans Messer zu liefern. Man würde sie sofort
rausschmeißen, logisch! Sie hatte nicht die Wahrheit über sich gesagt. Sie
hatte dreckig gelogen, und Robert konnte das beweisen. Die Hotelleitung hatte
also einen triftigen Grund sie fristlos zu entlassen. Möglicherweise war
bereits jemand in den Keller unterwegs, um Christina Klasen in Bergmanns Büro
zu rufen. „Okay! Ich gehe! Aber von alleine! Ich habe keine Lust mit Ihnen zu
plaudern, Herr Personalchef“, sagte sie und packte alles, was in ihre alte
Reisetasche und ein paar Plastiktüten passte, ein. Natürlich konnte sie nicht
jedes Stück, was sie sich bisher schon angeschafft hatte, mitnehmen. Schweren
Herzens ließ sie ihre kleine aber feine Büchersammlung auf dem Wandregal
zurück.
Sie öffnete behutsam die Tür und lugte wachsam durch den
Spalt auf den Flur hinaus. Es war niemand zu sehen. Schnellfüßig verließ sie
das Hotel durch den Hinterausgang und über den Innenhof des Gebäudes.
Aber wohin wollte sie denn eigentlich gehen? Ins Frauenhaus,
zu Hilde? Damit noch jemand von ihr enttäuscht sein würde? Damit noch ein
lieber Mensch ihres neuen Lebens sich von Christina Klasen belogen und betrogen
fühlen musste? Reichte es nicht schon, wenn Bettina, Frau Schal oder Herr
Bergmann jetzt alles wüssten? Sie könnte gerade diesen Dreien nicht wieder in
die Augen schauen. Herr Bergmann, der ihr, obwohl er deutlich gezweifelt hatte,
eine Chance gegeben hatte. Frau Schal, die immer so höflich und respektvoll
ihre Anweisungen gegeben hatte. Und Bettina, die kleine kaffeeklatschende Mama
und Hausfrau in Spe. Christina hatte sich dann und
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