Ein Macho auf Abwegen
schlug die Bettdecke zurück. „Na prima! So bekommt man jeden Tag ein
frischbezogenes Bett“, sagte sie wütend. Heute war es nicht wegen der fettigen
Chipreste. Nein, heute war das Bett über und über voll mit Schokoladeflecken.
Der vernaschte Gast hatte es sich wohl mit einer Tafel Schokolade gemütlich
gemacht und die Krümel ordentlich breit gelegen. „Ganz bestimmt hat der zu
Hause eine eifrige Göttergattin, die ihm den Hintern nachträgt! Sie freut sich
vielleicht auch schon darauf, wenn er wieder nach Hause kommt, und sie ihm die
angetrockneten Rallyestreifen aus dem Klo schrubben darf!“, fluchte sie weiter.
Sie begann das Bettzeug abzuziehen, als sie einen lauten Knall hörte. Die
Zimmertüre war wegen des geöffneten Fensters zugeschlagen. Christina schloss
das Fenster und brachte es in Kippstellung. „Das muss für heute genügen“, sagte
sie und ging zur Türe, um sie wie verlangt wieder aufzustellen.
Als sie in dem kleinen Flur angekommen war, öffnete sich
plötzlich die Badezimmertüre, links von ihr, und ein verhältnismäßig kleiner,
korpulenter Mann trat zu ihr auf den Gang hinaus. Christina fuhr erschrocken
zusammen. Sie hatte gedacht, sie wäre alleine im Zimmer gewesen.
„Hola, Christina, was freue ich mich dich wiederzusehen!“,
grinste der Fleischklops sie an. Christina war starr vor Entsetzen. Was war
das? Träumte sie schlecht? Das konnte doch nicht wahr sein! „Robert,... was
machst du denn hier?!“, rief sie erstarrt. Ihr gegenüber stand, live und in
Farbe, Robert Kaiser, seines Zeichens Luxuskarossenhändler und einer der besten
Freunde Ángel Morenos, aus Marbella. Der kleine Fettkloß baute sich in dem
hoteleigenen weißen Bademantel, der wegen seines aufgeblähten Bauches überhaupt
nicht zuging, mit verschränkten Armen vor ihr auf.
Diesen schleimigen, schmierigen Kerl hatte sie noch nie
leiden können. Ihr hatte es niemals gefallen, wenn Ángel mit ihm zusammen
gewesen war. Das Schlimmste an Robert aber waren seine unsittlichen Blicke
gewesen. Der selbst ernannte „Autokaiser von Marbella“ hatte sie jedes Mal,
wenn sie sich über den Weg gelaufen waren, ganz dreist mit seinen Scharfblicken
ausgezogen. Er hatte in ihr allerdings nie etwas anderes als Ekel ausgelöst.
Wahrscheinlich durch seine Fettleibigkeit war der Kerl ständig kurzatmig und
schnaufte unangenehm. Egal wie warm oder kalt es war, Robert schwitzte immer.
Er war nicht nur klein und fleischig, sondern auch noch kahlköpfig. Lediglich
ein kleiner, grauer Flusenkranz über den Ohren war ihm als Beweis dafür
geblieben, dass auf diesem Schädel einmal Haare existierten.
„Och, negocios, ich habe geschäftlich in Köln zu tun, Süße.“
Kaiser griente über sein ganzes Schwabbelgesicht. „Ich habe dich gestern schon
hier auf dem Flur gesehen und mir heute extra ein bisschen Zeit für dich
genommen!“ Er kam mit seinem verschwitzten Gesicht immer näher auf Christina
zu. Früher hatte er auch schon jede Gelegenheit genutzt, um in ihrer Nähe zu
sein, um der Frau seines Kumpels Ángel, selbstverständlich rein zufällig, an
den Busen oder den Hintern zu grapschen.
„Was soll das, Robert? Was willst du von mir?“ Christina
wich nervös zurück. Am liebsten hätte sie sofort Reißaus genommen, doch Robert
füllte fast die ganze Flurbreite aus und ließ ihr damit gar keine Möglichkeit
zum Rückzug. Im Gegenteil, Kaiser kam immer näher an Christina heran. Sein aus
dem Bademantel heraushängender, nackter Bauch berührte sie bereits. Sie machte
wieder einen Schritt zurück. „Was ich von dir will? Nur ein bisschen Spaß!
Sonst nichts, Christina, Schätzchen. Man ist ja so einsam auf so einer
Geschäftsreise. Immer diese langweiligen Besprechungen! Du verstehst, was ich
meine, nicht wahr?“ Robert griff mit einer Hand in die Bademanteltasche und zog
etwas Blitzendes hervor. „Na, würde dir das nicht gefallen? Schau mal! Ganz,
wie in alten Zeiten. Hast du doch bestimmt schon endlos lange vermisst, dein
Lieblingsspielzeug!“
Christina traute ihren Augen nicht. Spielzeug? Kaiser ließ
ein Paar Handschellen vor ihrer Nase herumbaumeln. Er drängte sie immer weiter
zurück und sie waren jetzt schon im Schlafzimmer angelangt. Christina versuchte
an ihm vorbeizukommen und schrie ihn an: „Lass mich in Ruhe, cabrón!“ Christina
hatte keine Chance. Robert stand wie eine Betonsäule vor ihr. „Mir brauchst du
doch nichts vorzumachen, Christina! Ich weiß doch, auf welche Spielchen du
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