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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Sie auch gerne jetzt gleich nach Hause gehen.“ Natürlich ging Christina
niemals nach Hause, bevor nicht alle Aufgaben erledigt waren. Sie erzählte ihm
auch nichts über die Gründe ihrer Schlaflosigkeit. Er sollte genauso wenig wie
all ihre Freunde und Bekannten erfahren, dass sie nebenbei noch arbeitete. Erst
recht nicht wo sie nach Feierabend ihren Dienst leistete.
    An Christinas Grundhaltung hatte sich trotzdem nichts
geändert. Stevens durfte niemals zu persönlich werden, dann blockte sie stets
ab. Ihr Privatleben, ihre Freizeitgestaltung, und ihre Vergangenheit ging ihren
Chef einfach nichts an. Er war ein rompecorazones, ein Herzensbrecher, ein
Windhund und achtete das andere Geschlecht einfach nicht. Sie musste ihm
vorsichtig aber ganz eindeutig zu verstehen geben, dass sie nur eine rein
geschäftliche Beziehung hatten, und Christina Klasen keinerlei Interesse an dem
Mann, Marc Stevens hatte.
     
    Einige Tage später brachte sie ihm die Post. „Frau Klasen,
ich muss nächste Woche für ein paar Tage nach Barcelona. Ich werde mir dort
drei junge Nachwuchssänger anhören, um sie eventuell unter Vertrag zu nehmen.
Wenn die Jungs gut sind, möchte ich dann auch gleich vor Ort einige Titel mit
ihnen aufnehmen.“ Er machte eine kleine Redepause, denn er war sich ganz und
gar nicht sicher wie sie reagieren würde. Bei Frau Klasen war alles möglich,
diese Frau war unberechenbar. „Ich möchte, dass Sie mich auf dieser Reise
begleiten.“ So, jetzt war es raus! Er sah das blanke Entsetzten in ihrem
Gesicht.
    Christina flogen die Gedanken nur so durch den Kopf. Sie
sollte ihn auf einer Geschäftsreise begleiten? Und das auch noch über Nacht?
Was hatte er vor? Sie verführen? Sie flachlegen? – Nicht mit mir! Nach
Barcelona? Nach Spanien? Nie im Leben wollte sie noch einmal in dieses Land
zurückkehren. Ihre Augen blitzten. „Was soll ich denn da?“, fragte sie
schnippisch und sprang aus ihrem Stuhl.
    Da war sie wieder. Die alte, kratzbürstige und unzugängliche
Christina Klasen. Ihre Augen sprachen Bände. Sie führte sich genauso auf wie
vor ein paar Tagen, als er mit ihr und Gaby, der kleinen Freundin seines
Anwaltes und Freundes Dirk, in lockerer Runde beim Frühstückskaffee gesessen
hatte. Sie hatten sich über Solarien und Bräune aus der Steckdose im
Allgemeinen unterhalten, und ihm war dabei in seiner typisch unkomplizierten
Art etwas herausgerutscht.
    Er hatte sich gar nicht viel dabei gedacht und fand seine
Frage eigentlich nicht so geschmacklos: „Sind Sie eigentlich am ganzen Körper
so unverschämt braun, Frau Klasen? Ich meine, nahtlos?“ Sie hatte sich
ruckartig kerzengerade aufgesetzt, ihn bitterböse angefunkelt und mit einer
Gegenfrage geantwortet: „Möchten Sie auch noch meine Körbchengröße wissen, Herr
Stevens?“ Und er hatte sich wiederum nicht von ihren giftig Blicken
beeindrucken lassen wollen, schließlich waren sie ja nicht alleine gewesen. Er
hatte sie spitzbübisch angegrinst und routiniert gesagt: „Das brauche ich
nicht. B – 75B. Ganz klar.“ Dann war sie wie von der Tarantel gestochen
aufgesprungen, hatte die leeren Tassen eingesammelt, ihn weiterhin giftgrün
angeschaut, aber gleichzeitig übertrieben höflich und süffisant geantwortet:
„Oh, entschuldigen Sie bitte, Herr Stevens! Ich hatte ganz vergessen, dass ich
es mit dem ultimativen Frauenkörperkenner von der Nordsee bis zu den Alpen zu
tun habe.“ Damit hatte sie den, bis dahin doch recht gemütlichen Kaffeeklatsch
abrupt beendet.
    Immer wenn es um sie selber ging, egal in welcher Form auch
immer, flippte seine Sekretärin vollständig aus.
    Marc wippte in seinem Drehstuhl hin und her und blieb ganz
friedlich. So weit kannte er sie nun schon. Er konnte sie nur durch ausgesprochene
Ruhe und Gelassenheit wieder auf den Boden der Tatsachen herunterholen. Wenn er
sich jetzt genauso alterierte, würde sein Anliegen ausgehen wie das Hornberger
Schießen. „Sie sprechen doch sehr gut spanisch, habe ich gehört?“ Das konnte
Christina nun nicht leugnen. „Ja, ich habe lange genug dort gelebt. Wäre ja
wohl auch peinlich, wenn ich es nicht könnte!“
    Marc schüttelte zweiflerisch den Kopf. Warum so hitzig,
Mädchen?, dachte er. „Ich könnte sehr viel Zeit und Geld einsparen, wenn sie
mitführen. Ich werde Sie überwiegend als Dolmetscherin brauchen.“ Was war nur
mit dieser Frau los? Er war doch kein Monster! Ihm fiel sein Freund Micky ein,
mit dem er ab und zu das Hamburger Nachtleben unsicher machte.

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