Ein Macho auf Abwegen
zu
sehen und zu hören bekommen. Sie dürfen das aber auf gar keinen Fall in ihr
Privatleben mitnehmen! Nicht alle Männer sind schlecht! Die wenigsten sind es
sogar. Die Männer lieben und respektieren uns. Deshalb reicht ein ganz klares
Nein, danke einer Frau vollkommen aus. Sie müssen lernen, wieder zu vertrauen.
Das ist auch wichtig für Ihre Mitarbeit hier. Wie können wir den Frauen helfen,
wenn wir selber kein gesundes Verhältnis zum anderen Geschlecht aufbauen
können? Die Frauen sollen hier nicht lernen, Männer als ihre Todfeinde
anzusehen. Sie sollen wieder ein gesundes Selbstbewusstsein aufbauen und mit
ihnen ganz normal und unkompliziert umgehen können. – Und ich finde, Marc
Stevens sollte seine Chance bekommen, sich als Gentleman und loyaler Chef zu
bewähren. Dieser Frauenschwarm hat es doch nicht nötig, seine Mitarbeiterin zum
Sex zu nötigen! Der schnippt einmal mit den Fingern und kann sich vor Angeboten
kaum retten! Ich bin mir sicher, dieser Mann weiß sich zu benehmen! Er möchte
mit Ihnen auf Geschäftsreise gehen, weil er Sie zum Dolmetschen braucht. Etwas
anderes dürfen Sie ihm nicht unterstellen! – Das wäre wahrlich ungerecht,
Kindchen!“
„Und was wird sein, wenn er doch so ist, und ich ihm eine
Abfuhr erteile? Was wäre dann? Würde er mich kündigen? Wie würde er sich
verhalten?“
„Das müssen Sie einfach auf sich zukommen lassen! Sie sind
zwei erwachsene, intelligente Menschen. Lassen Sie es darauf ankommen!“
Christina hatte keine Argumente mehr und musste sich geschlagen geben. „Okay,
ich werde mit ihm fahren.“
Am nächsten Morgen sagte sie ihm zu. „Ich freue mich
riesig!“, rief er zufrieden.
- 10 -
„Ich hoffe, Sie haben für uns nicht so einen Riesenkasten
ausgesucht! Ich mag gerade im Süden beschauliche, idyllische Hotels mit einem
romantischen Touch viel lieber“, sagte Stevens auf dem Flug nach Barcelona.
Christina schaute ihn martervoll von der Seite an. Romantisch? Was sollte denn
der Schwachsinn?
„Inmitten einer Weltstadt sind romantische Hotels naturgemäß
relativ dünn gesät. Außerdem sind wir zum Arbeiten dort, Herr Stevens.“
Marc genoss es, seine Frau Klasen etwas aus der Fassung zu
bringen, und er hatte es auch dieses Mal wieder geschafft. Ich möchte doch zu
gerne wissen, was in diesem schönen Kopf so vor sich geht, dachte er.
Ihr Quartier, für ein Stadthotel ein eher kleines Gebäude,
lag in einer Seitenstraße, direkt am Plaza de Cataluña, dem Herzen der
Katalonischen Hauptstadt. „Ich hoffe, ich habe mit meiner Wahl Ihren Geschmack
wenigstens einigermaßen getroffen, Herr Stevens“, sagte Christina während sie
an der Rezeption für beide eincheckte. „Es ist okay. Hätte ich von Ihnen auch
nicht anders erwartet.“
Die Zimmer befanden sich in der dritten Etage und lagen zu
Christinas größtem Bedauern direkt nebeneinander. Sie verabschiedeten sich, um
rasch ihre Koffer auszupacken, denn das Programm für diesen Tag war recht
straff geplant. Christina bestellte deshalb gleich vom Zimmer aus ein Taxi, um
noch pünktlich zum Tonstudio zu kommen, welches Stevens von Hamburg aus bereits
angemietet hatte.
Die drei Probekandidaten warteten längst ungeduldig,
einerseits gespannt vor Freude auf die Chance ihres Lebens, andererseits recht
ängstlich, weil man sie sicherlich genauestens darüber informiert hatte, wer
denn da zu ihnen geflogen kam, gemeinsam mit ihrem Manager auf Marc Stevens, der
ihnen vielleicht zu einer beträchtlichen Karriere in Deutschland verhelfen
konnte. Alle drei waren sehr hübsche, typische junge Iberer mit absolut
brauchbaren Stimmen. Marc erklärte, was er von den Jungs erwartete, zunächst im
Allgemeinen und später dann noch ganz im speziellen für den heutigen Tag.
Christina übersetzte in rasantem Tempo, fast synchron, und ihr Chef schien
mächtig beeindruckt von ihrem Können zu sein. Jedes Mal, wenn sie dolmetschte,
schaute er sie aufmerksam an und hörte ihr ebenfalls konzentriert zu, wenn sie
das Wort an ihn richtete.
Die jungen Talente hatten bereits einige Wochen vorher Marcs
Kompositionen bekommen und mussten jetzt einer nach dem anderen ein Stück
vortragen. Stevens hatte ein paar tolle Lieder geschrieben, das musste
Christina ihm schon lassen. Soviel Fingerspitzengefühl für spanische Rhythmen
und Akzente hatte sie von dem blonden Nordlicht nicht erwartet. Er hatte die
Songs im charakteristischen Latinosound komponiert und, so hatte er ihr das im
Flieger
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