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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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„Hier, schenke ich Ihnen. Als Erinnerung an ihren ersten Studiotag im
Hause Stevens.“
    Sie standen beträchtlich nahe beieinander. Im Film hätte die
Frau sich diesem berauschenden Marc-Stevens-Blick keine dreißig Sekunden
widersetzen können. Ein Filmsternchen wäre ihm augenblicklich um den Hals
gefallen und hätte „Vielen Dank für diesen wunderschönen Tag, Marc“ gesäuselt.
Ihr Held hätte sie zunächst heißblütig geküsst, sie danach auf seinen starken
Armen nach Hause getragen und seinem Liebchen mit gekonnt unschlagbarem
Sexy-Flüster-Ton ins Ohr gehaucht: „Er muss ja noch nicht zu Ende sein, mein
Engel.“ Und das Frauchen hätte ihren Kopf an seine, vor Kraft strotzende
Schulter gelehnt und überaus verzückt geseufzt: „Oh, endlich, Marc!“
    Christina aber wich einen Schritt zurück und erwiderte
freundlich: „Vielen Dank, Herr Stevens. Tschüs, bis morgen dann!“  Sie schloss
gerade die Haustüre auf, als er hinter ihr herrief: „Morgen, halb acht. Ich
hole Sie ab!“
     
    In ihrer Wohnung angekommen, legte sie erst einmal die
Kassette in den Rekorder. Es war nur Stevens Demoversion von „Durch deine Augen
schaue ich in dein Herz“ darauf zu hören. Webbers Singsang hatte er ihr gar
nicht erst aufgespielt. Christina holte sich eine Tüte extrascharfe
Peperonichips aus der Küche, sie nannte diese Fressattacken „Essen fürs ich“,
warf sich auf das Sofa und hörte den ganzen restlichen Abend nichts anderes.
    Schneller Rücklauf – Play – Stop. Schneller Rücklauf – Play
– Stop.
    Sie konnte es nicht oft genug hören.
    Kein Liebesgeschwafel. Nichts von „Komm’ her, ich leg dich
flach!“ Der kleine Satz „Ich liebe dich“, der sonst in keiner Ballade fehlen
durfte, kam darin nicht vor. Was wollte er ihr damit sagen? Okay, Stevens
wusste, dass sie ihm nicht ihre ganze Wahrheit erzählt hatte.
    „Du kannst mir nichts erzählen, du kannst mich nicht
belügen.“
    Er ahnte, dass sie etwas Schreckliches mit sich
herumschleppte, was sie traurig und ängstlich machte. Er fühlte wahrscheinlich,
dass sie ihn im Grunde mochte, ihn als Mann jedoch ablehnte. Aus welchen
Gründen auch immer.
    „Warum schaust du mich an, wenn du mich gar nicht willst?“
    Wie oft hatte er sie nun schon auf frischer Tat ertappt,
wenn ihr Blick auf ihm haftete wie Extrem-Super-Sekundenkleber? – Was sollte
sie dagegen tun? Er war ein charmanter und attraktiver  Mann, und sie war ja
immerhin eine Frau.
    „ Ja, genau!“, sagte sie laut. „Pili, sosehr ich ihn auch
abschütteln will, aber ich bin machtlos gegen ihn, gegen diese Stimme. Das
müsstest du mal hören! Da möchte ich dich mal sehen, ha!“, lärmte sie ins
Dunkel. „Weißt du was, Pili? Was interessiert mich die Yellow-Press? Was habe ich
mit Klo-Quickies und blöden Hühnergeschichten zu tun? Er ist nicht so!“
    Sein Anblick und seine warmen, lachenden Augen, die wie
bunte Murmeln glänzen konnten, hatten sie nach langer Zeit wieder daran
erinnert eine Frau zu sein. Mit Gefühlen! „Ich fühle, Pili! Verstehst du das?
Ich lebe wieder!“, rief sie stolz, als hätte sie den ersten Preis im
Millionenquiz gewonnen. „Wenigstens ein bisschen“, murmelte sie kaum hörbar und
untröstlich, denn sie begriff im gleichen Moment klipp und klar, dass Stevens
und sie sich unmöglich näher kommen durften. Das musste mit allen Mitteln
vermieden werden. Da könnte selbst so ein magnetischer Typ wie Marc nichts
daran ändern!
    „Warum hast du Angst? – Baby, ich tue dir doch nichts.“
    „Vielleicht tust du mir nichts, Marc Stevens. Das mag ja
schon sein. Ich würde es dir so gerne glauben, aber ich kann es nicht! – Ich
kann es drehen und wenden wie ich will.“
    Sie sollte ihm ein Lächeln schenken. Sie sollte sein
Innerstes kennen. Er wollte einen Platz in ihrem Herzen. – Er bot ihr seine
Freundschaft an. Er wollte nur ihr Freund sein! – Na gut. Sie war bereit, ihn
besser kennen zu lernen. Wenn er das wollte, würde sie ihm zuhören. Sie war
auch bereit, ihn ab und zu anzulächeln. Er gab ihr ja des öfteren Gelegenheit
dazu. Sie war aber unter keinen Umständen dazu bereit, ihm ihr Leben zu
erzählen, ihn in ihr Innerstes schauen zu lassen. Zu ihrem Herzen hatten
Mannsbilder genauso wenig Zutritt wie zu ihrem Zuhause. Wohnung und Herz. Alles
beides waren Männer-Tabu-Zonen! Es schüttelte sie durch und durch. Körperliche
Nähe? Auf Tuchfühlung mit Stevens? – Nein! Lieber wäre sie tot!
     
    Schlagartig war sie nicht mehr allein im

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