Ein Maerchenprinz aus dem Orient
Rashid al Harum standhalten.
âIch hoffe, deine Geschäfte machen dich glücklichâ, flüsterte sie. âWenn es schon sonst nichts vermag.â
Mit besonderer Sorgfalt machte sich Bethanne für ihren letzten Auftritt zurecht. Sie lieà sich von Minnah frisieren und wählte das aufregendste Kleid aus ihrem Schrank. Es war knallrot, bodenlang und figurbetont. Dann schminkte sie sich. Nicht wie üblich dezent, sondern auf Wirkung bedacht, mit dem Ergebnis, dass ihre Augen groà und geheimnisvoll aussahen. Als Letztes wählte sie einen zu ihrem Outfit passenden Lippenstift. SchlieÃlich betrachtete sie sich wohlwollend im Spiegel.
âDu wirst dich noch nach mir verzehren, Rashidâ, flüsterte sie, ehe sie nach unten ging, um auf ihren Begleiter zu warten. Als er kam, stand sie bereits an der Tür. âIch bin soweitâ, sagte sie und ging erhobenen Hauptes an ihm vorbei. Sie würde die verliebte Frau spielen, genau wie er es wollte.
Teaz hielt ihr am Wagen den Schlag auf, und nachdem sie eingestiegen war, nahm Rashid neben ihr auf dem Rücksitz Platz. Die Fahrt verlief in völligem Schweigen.
Bei seiner Mutter angekommen, verwandelte Rashid sich in den charmanten Sohn. Er begrüÃte die übrigen Gäste und stellte Bethanne denjenigen vor, die sie noch nicht kannten. Bethanne verhielt sich äuÃerst liebenswürdig. Nie sollte Rashid ihr auch nur den kleinsten Ausrutscher vorwerfen können. Sie begrüÃte Shahara al Harum so herzlich, wie es sich für eine zukünftige Schwiegertochter gehörte, doch es prallte an der älteren Dame ab. Bethanne war klar, dass sie es Rashids Mutter nie recht machen könnte. Und an diesem Abend gab diese sich nicht einmal die Mühe, den Schein zu wahren.
Bethanne begrüÃte den Minister â er begegnete ihr kaum freundlicher als auf dem Ball â und wurde seiner Frau vorgestellt. Unwillkürlich fragte Bethanne sich, ob er wohl immer so mürrisch war, und atmete erleichtert auf, als sie sich endlich anderen Leuten zuwandten. Alles war bisher gut gegangen. Wäre doch nur Walt eingeladen gewesen. Wenigstens ein freundlicher Mensch im Raum hätte ihr Rückhalt gegeben.
Zumindest das traditionelle arabische Essen lieà nichts zu wünschen übrig. Es gab eine Avocado-Vorspeise, gefolgt von köstlichem Lamm und süÃen Nachspeisen. Bethanne genoss jeden Bissen, ganz besonders aber die kandierten Walnüsse. Rashid erklärte vor allen Anwesenden, er habe sie speziell für Bethanne kommen lassen. Sie lächelte verbindlich und wünschte, seine demonstrative Zuneigung wäre mehr als nur Show.
Nach dem Essen verteilten sich die Gäste auf den Salon und die angrenzende Dachterrasse, von der aus man einen atemberaubenden Blick über Alkaahdar hatte. Die Lichter der Stadt funkelten in der Dunkelheit, und in der Ferne glitt ein erleuchtetes Schiff lautlos durch den Persischen Golf.
Bethanne wurde klar, wie sehr sie das alles vermissen würde. Sie hatte nur wenige Tage hier verbracht und sich doch Hals über Kopf in das Land und in einen ganz besonderen Mann verliebt. Sie verstand nun, warum ihrem Vater Quishari so viel bedeutet hatte. Sie würde schweren Herzens von hier Abschied nehmen.
Bisher hatte sie allein ihren Gedanken nachgehangen. Nun nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, dass sich Shahara al Harum ihr näherte.
âSie reisen ab?â
âJa. Wir fliegen morgen nach Marokko. Nach unserer Rückkehr ist mein Urlaub hier zu Ende.â
âDas ist gut.â
âIch weiÃ, dass Sie so denken. Und wenn Rashid mich nun lieben würde? Würden Sie ihm dann ein gebrochenes Herz wünschen?â
âEr wäre nie so dumm, eine unpassende Ehe einzugehen. Jeder sieht, dass Sie in ihn verliebt sind, doch mein Sohn kennt seine Bestimmung. Er wird eine standesgemäÃe Frau wählen. Es ist die Pflicht der Kinder, ihre Eltern zu ehren.â
âEin bisschen altmodischâ, sagte Bethanne leise. âAuch wir ehren unsere Eltern, aber wir heiraten nicht, um ihnen einen Gefallen zu tun.â
âIn unserem Land spielt die Tradition eine groÃe Rolle. Wir haben allen modernen Komfort, der das Leben angenehm macht, an unseren Werten hat sich jedoch nichts geändert. Mein Sohn braucht Sie nicht.â
Bethanne nickte. Die Worte schmerzten sie. âSie haben recht. Ich reise ab, und Sie können aufatmen. Macht Sie das
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