Ein Magier auf Höllentrip
zu viel Zeit mit unserem Pläneschmieden verloren!« rief mein Meister. »Hubert! Rasch! Sieh dich draußen um!«
»Was?« fragte Alea entrüstet, als der Drache abflog. »Soll das heißen, wir kommen nicht mehr zu unserer Ballade?«
Ebenezum schüttelte sein Haupt. »In der Tat. Keine Zeit.«
»Und wir haben so lange daran gefeilt!« seufzte Alea. »Zum Schluß haben wir uns dann für eine traditionelle Ballade über den Tod des Helden entschieden. Sie hatte wundervoll tragische Qualitäten!«
»In der Tat.« Mein Meister hatte mir bereits seine Aufmerksamkeit zugewandt. »Hör genau zu, denn jedes Wort könnte mein letztes sein. Du hast gesehen, wie das Horn funktioniert. Das Schwert redet nicht nur mit dir, sondern kann auch die Verbindung zu uns hier in der Abendschule herstellen. Das heißt, solange die Abendschule noch existiert. Was die Spielkarte angeht, nun, Zimplitz dachte, du könntest sie vielleicht irgendwie gebrauchen.«
»Es war das Beste, was wir in der kurzen Zeitspanne auftreiben konnten!« warf Zimplitz ein. »Unser Vorratsraum für magische Gegenstände ist beinahe so schlecht ausgerüstet wie unsere Bibliothek.«
»Das mag ja stimmen«, fuhr Ebenezum fort. »Ich habe jedenfalls auf diesem Papierfetzen den einen Spruch aufgeschrieben, den du wirklich brauchen wirst. Präge ihn dir bei der ersten Gelegenheit ein. Und nun mußt du ins Herz der Niederhöllen selbst vorstoßen, denn dort haben sie Vushta versteckt. Und in Vushta wirst du auch die einzige Person treffen, die einen Heilspruch bewerkstelligen kann: Guxx Unfufadoo!«
»Guxx?« flüsterte ich. Ich mußte mich also dem fürchterlichen Verse schmiedenden Dämon gegenüberstellen!
Ebenezum nickte grimmig. »Die anderen Magier haben herausgefunden, daß alles, was uns bisher begegnet ist, irgendwie zusammenhängt: meine Behinderung, der Ausbruch von Magie im ganzen Land, das Verschwinden von Vushta. Um alle drei Entwicklungen rückgängig zu machen und weiteren niederhöllischen Landgewinn zu verhindern, mußt du Vushta betreten und ein Ding, ein einziges Ding von dem Dämonen Guxx bekommen.«
Nur eins!? Ich versuchte, die schwelende Flamme der Hoffnung in meiner Brust neu zu entzünden. Ich hatte Waffen, Gefährten und einen Spezialspruch erhalten. Mit Glück und der richtigen Strategie könnte ich Erfolg haben! Snarks und Hendrek drängten sich dicht zu meinen Seiten. Ich sah auf meinen Meister.
»Was«, flüsterte ich, »was brauchen wir von Guxx?«
Ebenezum blickte mir tief in die Augen. »Ein einziges Nasenhaar«, lautete seine Antwort.
»Verdammnis«, kam Hendreks Kommentar.
Und dann begann die Erde richtig zu beben.
Kapitel Sieben
Zauberer müssen sich konstant mit einer schlechten öffentlichen Meinung herumschlagen. Hierzu ein Beispiel; ein älterer Zauberer aus meinem Bekanntenkreis pflegte, wenn er von unliebsamen Gästen belästigt wurde, einen der folgenden drei Sprüche anzuwenden: er versteinerte sie, verwandelte sie in zerstückelte Würmer oder blies sie bis über die Grenzen des Königsreichs hinaus. Einige irregeleiteten Möchtegern-Menschheitsbeglücker, die von den harmlosen kleinen Freuden des alten Herrn erfuhren, brachten einen fackelschwingenden Mob zusammen, der den unschuldigen Magier dazu zwang, sich in ein anderes Königreich abzusetzen. Wieviel angenehmer für alle Beteiligten hätte diese schlimme Sache ausgehen können, wenn der alte Magier es nicht verabsäumt hätte, die Bevölkerung über die immensen Vorteile seiner Handlungsweise für die solcherart Verzauberten aufzuklären’. So gibt es beispielsweise nichts Erholsameres, als in Stein verwandelt zu werden, wogegen die neue Existenzweise als Wurm einen der Mutter Erde näher bringt. Und was die Verschickung über die Grenzen des Königreichs angeht: Kennt Ihr einen billigeren Weg, um eine so große Reisestrecke zurückzulegen?
- aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band XVI
Es passierte von einer Sekunde auf die andere. Wo vorher noch ein Fußboden aus solidem Stein gewesen war, gähnte nun ein tiefes Loch. Ein kleines, entsetzliches gelbes Etwas hüpfte aus dem Loch in die Große Halle. Und dieses Wesen trug ein kariertes orange-grünes Kostüm.
»Freundliche Grüße aus den Niederhöllen!« begrüßte uns Brax der Vertreterdämon.
»Verdammnis!« Der starke Hendrek warf sich als erster in den Kampf; für einen so gewaltigen Mann war er erstaunlich flink. Aber Brax war ja auch sein ganz persönlicher Dämon.
»Wie geht’s,
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