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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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entlang. »Manchmal erkennt man, wie sehr man das vermißt, was man aufgegeben hat.«
    Ich schluckte. »Ja, Alea?«
    »O Wuntvor, wenn du eine Schauspielerin auf den Bühnen von Vushta wirst, tun sich ganz neue Welten für dich auf! Viele Männer machen dir den Hof, welterfahrene Männer, erfahren in der Magie und allen anderen möglichen Künsten. Doch mit ihrer Welterfahrung läuft ein gewisser Zynismus einher, eine harte Schale, die sie so fest um sich ziehen, daß sie andere Menschen nicht mehr berühren können und von anderen auch nicht berührt werden können.« Ihre Nägel glitten über meine Knöchel, und dann verwoben sich ihre Hände eng mit den meinen. »O Wunde, ich habe solche Sehnsucht nach einem einfachen Jungen vom Land wie dir!«
    »O Alea«, flüsterte ich, kaum fähig, die Worte herauszubringen. Meine Kehle war urplötzlich ausgetrocknet, was irgendwie in Verbindung damit stand, wie warm die Welt in den letzten Minuten geworden war. Vielleicht ein spätsommerlicher Zauberspruch oder die warme Frühlingsglut, die in Aleas Augen glomm.
    Nach einem Augenblick drehte sie sich der Bühne zu, und ihre blonden Locken glänzten in der Sonne. Hubert stampfte auf den ausgetretenen Bühnenbrettern vor und zurück und schickte Rauchringe gen Himmel. Die Zuhörer schienen sich in ihrer Reaktion noch nicht ganz einig zu sein. Einzelne Beifallsrufe ertönten, als Hubert eine Rauchbrezel zustande brachte, doch vermeinte ich auch unfreundliches Rumoren zu vernehmen.
    Ich sah wieder auf die Frau, die einst mein gewesen war! Einfacher Junge vom Land? Aleas Worte senkten sich bedeutungsschwer in meine überhitzten Gehirnwindungen. Welch seltsame Geschicke! Als wir uns zuerst in jenen Zaubererwäldern getroffen hatten, hatte sie mich meiner Welterfahrenheit wegen gemocht! Und nun mochte sie mich, weil ich sie an zu Hause erinnerte!
    Alea kam wieder zu mir und drückte mir einen vollen Kuß auf die Lippen.
    »Sehe ich gut aus?« fragte sie mich strahlend. »Sitzt alles richtig? Ich bin gleich dran!«
    Ich bekam einige Schwierigkeiten mit dem Atmen. »Ja, Alea«, stieß ich schließlich hervor.
    Sie richtete sich auf. »Okay, Hubert!« sprach sie mit rauher Stimme. »Hals- und Flügelbruch!«
    Ich schüttelte meinen Kopf, um meine Gedanken zu klären. Aleas Aufmerksamkeiten waren ja ganz nett, aber irgendwie auch wieder fehl am Platze. Es gab schließlich eine andere Frau!
    »Norei!« rief ich verzweifelt aus.
    Ich schluckte. Erst jetzt wurde mir klar, daß ich meine Gedanken an Alea unterdrücken mußte. Ich war bereits einer anderen versprochen!
    Das Publikum wurde immer unruhiger. Schreie wie ›Mist!‹ und ›Feuert den Drachen!‹ drangen an meine Ohren.
    Hubert unterbrach seine Darbietungen. »Also gut, Mitwesen!« rief er. »Ihr wollt etwas anderes?«
    Ein heiserer Schrei entstieg den Mäulern der Zuhörerschaft.
    »Ihr wollt Spannung?« brüllte der Drache.
    Das Antwortgebrüll war diesmal schon lauter.
    »Dann nehmt dies: Maid, Euer Auftritt!«
    Alea sprang an Huberts Seite, und gemeinsam begannen sie:
     
Wir rocken und rollen, von Ort zu Ort.
Wir rocken und rollen, sind schnell wieder fort.
Denn wenn wir so rollen und rocken,
Kann’s sein, daß die Leute wir schocken:
Sagt selbst, was haltet Ihr davon,
Wenn ein Drache rockt – auf Eurem Balkon!
     
    Alea ließ es sich nicht nehmen, einen komplizierten Step-Roller zwischen den Drachenkrallen hinzulegen. Hubert summte derweil zu ihrer Begleitung.
    »Verdammnis!« entfuhr es Hendrek. »Machen wir uns bereit!« Nervös wechselte er Schädelbrecher von einer Hand zur anderen, während er durch halbgeschlossene Lider das Publikum beäugte. »Bestenfalls halte ich diesen Plan für undurchführbar.«
    Snarks nickte zustimmend. »Ich ließ mir auch nie träumen, daß ich einmal so enden würde, als Opfer einer musikalischen Komödie.«
    »Kopf hoch, Leute!« pfiff ein hohes Stimmchen. »Seid nicht so pessimistisch! Schließlich habt ihr einen Schuhbert auf eurer Seite!« Während Hubert summte, vollführte der Kleine einige Tanzschritte. »Ihr habt mehr verläßliche Helfer in dieser Situation als nur den Drachen. Ich habe noch ein, zwei Wünsche im Ärmel, das könnt ihr mir glauben!«
    »Wuntvor?« erkundigte sich die Stimme meines Meisters aus dem Schuh. »Was geht hier genau vor?«
    Da wurde mir klar, daß mein Meister, dessen Schuh sich auf der anderen Seite der Bühne befand, von unserem Geflüster nichts mitbekommen hatte und deshalb über unsere Pläne

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