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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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immer ihr der Sinn nach stand.
    Einst hatte sie mich gemocht. Und sie erinnerte sich daran, denn hatte sie mich nicht ›Wuntie‹ gerufen?
    »In der Tat«, rief mein Meister aus den Tiefen seines Schuhs. Offensichtlich hatte er, nachdem die anderen aufgehört hatten, wie wild herumzulaufen, einen Augenblick der Muße und des Atemholens gefunden. »Das ist wirklich nett von dir, Hubert, daß du hier vorbeischaust und uns sicheres Geleit geben möchtest!«
    »Wieso, äh, ja, aber natürlich doch! Mit Vergnügen!« Mit einem kleinen Glucksen beugte sich der Drache zu mir. »Mein Improvisationstalent kann sich mit den Meistern dieses Fachs messen«, flüsterte er. Er wandte sich dem Publikum zu, und bei der nun folgenden Ansprache kam die volle Kraft seiner drachischen Lungen zum Tragen.
    »Meine Damen und Herren – und natürlich auch liebe Monster –, in Kürze werdet ihr Zeuge einer Top-Aufführung werden, entworfen für die gekrönten Häupter des Kontinents, aber nun hier und jetzt auf dieser Bühne uraufgeführt! Ja! Es ist Ebenezum der Entfessler mit seinem einmaligen Schuhtrick!«
    O nein, was für eine Katastrophe! Ich zog Hubert am Schwanz.
    »Papa, wach auf!« Der Hippogreif bearbeitete seinen schlafenden Vater mit derselben Dringlichkeit.
    »Entschuldigt mich einen Augenblick«, sagte Hubert. »Ich muß eine kurze Unterredung mit dem Assistenten des Magiers führen.«
    Ich legte Hubert also in aller gebotenen Kürze dar, daß Ebenezum sich gerade nicht aus seinem Schuh befreien sollte, sondern daß wir fünf, Hendrek, der Schuhbert und Snarks eingeschlossen, statt dessen alle von hier verschwinden wollten. Und, so schloß ich meine Ausführungen, sollte das nicht gelingen, ständen wir alle in Gefahr, verspeist zu werden.
    »Aha«, antwortete mir der Drache. »Ein schlechtes Publikum, verstehe!«
    Hubert warf einen kurzen Blick auf Alea, um dann fortzufahren.
    »In Wahrheit ist es nämlich kein Zufall, daß wir hier stehen. Wir flogen gerade zu einem neuen Auftritt, als ich dich inmitten dieser Monster erspähte. Ich sprach kurz mit Alea, und sie stimmte zu, daß, hätten wir nur die Zeit, wir sehr gerne vorbeischauen und hallo sagen würden. Weißt du, bei so einer großen Menge ist es immer möglich, daß sich ein oder zwei Auftritte ergeben, und als Wanderschauspieler müssen wir unser Brot verdienen, wo immer wir können. Aber – ein anderes Engagement drängte.«
    »Ich dachte, ihr wärt nach Vushta gegangen!« rief ich überrascht aus. »Haben sie eure Show nicht gut aufgenommen?«
    »Doch, wir waren ein ziemlicher Renner. Vor allem unsere Novitätennummer.«
    »Und wie!« stimmte Alea ein. »Du hättest ihre Reaktion auf die Die-Maid-und-die-Feuerringe- Nummer erleben sollen!«
    »Das stimmt«, fuhr Hubert fort. »Und das war noch nichts gegen das große Finale, wenn Alea auf meinen Schuppen spielte. Wir werden dir mal die ganze Show zeigen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Man hat uns sogar Langzeitverträge in einigen der Top-Etablissements von Vushta angeboten, doch ich wollte einfach nicht, daß sich das Publikum zu sehr an uns gewöhnt. Du darfst ihnen nie genug geben, das ist mein Motto!
    Kurz gesagt, du kannst einfach nur eine bestimmte Zeit in Vushta selbst spielen. Jetzt machen wir eine Provinztour, auf der wir in den kleineren Hallen und in manchen Fällen« – der Drache seufzte – »auch in den größeren Scheunen spielen. Aber so ist das Show-Geschäft!«
    »Ja«, fügte Alea indigniert hinzu, »unsere letzte Aufführung haben sie uns sogar abgesetzt!«
    »Wegen dieser blöden Feuerschutz-Verordnungen!« Hubert schnaubte und stieß dabei eine kleine Dampfwolke aus. »Aber was kannst du von beschränkten Bauern auch schon groß erwarten!«
    »Papa, aufwachen!« jammerte der Hippogreif. Ich sah auf und entdeckte, daß die Monstermenge schon bedeutend näher an die Bühne herangerückt war.
    »Würdet ihr wohl bitte still sein!« brüllte Hubert. »Wie denkt ihr, können sich Künstler bei einem solchen Krach vorbereiten?« Der Drache reckte sein Maul empor und blies eine Feuersäule gen Himmel. Die Menge schien zu dem Entschluß zu gelangen, daß ein wenig mehr Abstand keine schlechte Idee sei.
    »Fein«, paffte Hubert zufrieden vor sich hin. »Und nun müssen wir für einen Abgang sorgen, der einem von meiner Klasse würdig ist!«
    »Könnten wir nicht einfach wegrennen?« schlug ich schnell vor.
    »Nein, tut mir leid, da fehlt mir die konstruktive dramatische Einheit. Ich habe ein

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