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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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ich je in meinem kurzen Leben gesehen hatte. Sie waren stämmig und mit Büscheln graubraunen Fells bedeckt, das die muskelstrotzenden Arme und Beine der Kreaturen erst so richtig zur Geltung brachte. Drei winzige rote Augenpaare wandten sich mir zu. Eins der Wesen schluckte gerade an etwas, das so ähnlich wie ein orange beschuhter Fuß aussah.
    Der Anblick der drei abscheulichen Kreaturen brachte meinen Angriffsdrang sofort zum Erliegen. Sie betrachteten mich stumm.
    »Oh, hallo«, sagte ich, um die unangenehme Stille zu durchbrechen. »Muß mich verlaufen haben. ’tschuldigung.«
    Einer der Trolle torkelte auf seinen gewaltigen Beinen auf mich zu. Es war Zeit zu gehen. Ich drehte mich um und stolperte in meinen Meister, der gerade wild mit den Händen herumfuchtelte.
    »Kein Sabber! Kein Schlabber!« heulten die Tolle und flüchteten in den Wald zurück.
    Ich erhob mich und half auch dem Zauberer wieder auf die Beine. Ebenezum nieste volle drei Minuten lang, die Folge seines magischen Spruches. Als er schließlich wieder zu Atem kam, wischte er sich die Nase an der Robe sauber und betrachtete mich mit Gleichmut.
    »Wuntvor«, sagte er mit unnatürlicher Ruhe, »was hast du dir dabei gedacht, unsere ganze kostbare Ausrüstung einfach liegenzulassen und wegzurennen, damit du auch gefressen wirst von diesen…«
    Der Herzog stürmte auf uns zu. »Flieht! Flieht! Drachen! Trolle! Flieht!«
    »Und Ihr Verrückter!« sagte mein Meister, wobei seine Stimme nun endlich etwas lauter wurde. »Ich habe genug von Eurem dämlichen Herumgehopse und Euren hysterischen Warnungen! Warum regt Ihr Euch auf? Ihr wart von Trollen umzingelt, und sie haben Euch nicht angerührt. Ihr führt ein sonderbar behütetes Leben!« Er packte den Herzog mit der einen und mich mit der anderen Hand und stieß uns auf den Weg zurück.
    »Kommt«, sagte er, »wir werden die Burg von Gurnish noch vor Nachtbeginn erreichen. Dort werden mein Assistent und ich uns um den Drachen kümmern, und Ihr, guter Herzog, werdet uns hinterher hochherzig für unsere Bemühungen entschädigen.« Der Magier setzte uns auf der Straße ab und wanderte brüsk in Richtung der Burg weiter, bevor der Herzog etwas antworten konnte.
    »Seht!« Der Herzog zog an meinem Ärmel. Durch eine Schneise im Wald hatte man einen guten Blick auf den Hügel hinter den Wäldern. Und auf diesem Hügel befand sich die Burg von Gurnish, ein steinernes Gebäude, das ungefähr die Ausmaße von Ebenezums Hütte hatte. Qualm drang aus den unteren Fenstern der Feste, und ein- oder zweimal glaubte ich, ein Flackern wie von einer orange-gelben Flamme zu sehen.
    »Drachen«, flüsterte der Herzog. Ich griff hastig in meinen Reisesack und holte Drachisch für Anfänger heraus. Die Zeit zum Lernen war nun gekommen.
    Ich öffnete das Buch an irgendeiner Stelle und überflog die Seite. Sätze in der Gemeinsprache füllten die eine Seite, gegenüber befanden sich die gleichen Sätze in Drachisch. Ich fing oben auf der Seite zu lesen an:
    »Entschuldigt bitte, hättet Ihr wohl etwas dagegen, Eure Schnauze beiseite zu drehen?«
    »Sniz mir heeba-heeba szzz.«
    »Entschuldigt bitte, aber Eure Klaue befindet sich an meinem Bein.«
    »Sniz mu sazza grack szzz.«
    »Entschuldigt bitte, aber Euer scharfer Schwanz ist gefährlich nah an…«
    Die ganze Seite war mit ähnlichen Sätzen beschrieben. Ich hörte auf zu lesen. Es hatte mich nicht übermäßig beruhigt.
    Ebenezum rief uns von weit vorne etwas zu. Ich knallte das Buch zu und rannte zu meinem Meister, den Herzog im Schlepptau.
    Der Rest des Weges bereitete keine Schwierigkeiten. Der Wald endete am Fuß eines großen Hügels, der, je nachdem mit wem man über ihn sprach, Zaubererhügel oder Berg von Gurnish genannt wurde. Von dort hatten wir einen guten Blick auf die Burg. Und den Rauch. Und die Flammen.
    Der Herzog fing wieder an, über die bevorstehenden Gefahren zu jammern, wurde jedoch von einem Blick meines Meisters zum Schweigen gebracht. Die kühlen grauen Augen des Magiers starrten den Hügel hinauf oder besser über ihn hinweg. Nach einem Moment schüttelte er den Kopf und zuckte mit den Schultern. Er wandte sich mir zu.
    »Wunt«, sagte er, »hier gibt es mehr, als das bloße Auge entdecken kann.« Er sah wiederum zu dem Herzog hinüber, der nervös auf einem Blätterhaufen herumtanzte. »Nicht nur ein Drache, sondern auch noch drei Trolle. Das ist eine ganze Menge Magie für ein so stilles Plätzchen wie den Zaubererwald.«
    Ich erwartete

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