Ein Magier in Nöten
Ort konzentriert und alle möglichen seltsamen und wundervollen Dinge produziert. Nur an einem solchen Ort kann Greta ihr Gold machen. Doch unglücklicherweise hat diese Magie auch ihre weniger angenehmen Seiten.«
»Schon gut, dafür haben wir ja schließlich einen Zauberer hierhergerufen!« Die Hausherrin lächelte meinen Meister an. »Mein lieber Ebenezum, Ihr werdet sicherlich in der Lage sein, die schlechten Seiten der Magie auf diesem Anwesen abzustellen.«
»Ich kann zumindest den Versuch machen«, erwiderte der Magier bescheiden. Offensichtlich hatte niemand die totale Hilflosigkeit meines Meisters während des Angriffs des Werwolfs bemerkt, und Ebenezum selbst, der ein fürstliches Honorar vor Augen hatte, unternahm natürlich nichts, um seine potentiellen Kunden aufzuklären. »Nun, wir haben einen langen und aufreibenden Tag hinter uns. Vielleicht wäret Ihr so freundlich, uns unsere Gemächer zu zeigen?«
»Aber natürlich. Ferona, führe Ebenezum in die Gemächer des Herrn. Und Bork kann Wuntvor den Weg zur Scheune beschreiben.« Lady Sniggett widmete ihrem Jabot aus schwarzer Spitze ihre ganze Aufmerksamkeit. »Oh, noch eins, guter Magier, nur damit es keine weiteren Überraschungen gibt, sollte ich Euch noch fairerweise mitteilen, daß Ihr den Geist einfach ignorieren müßt. Er ist vollkommen harmlos, wirklich.«
»Geist?« Ich bemerkte, daß die Augen meines Meisters sich mit zauberischem Zorn umwölkten. Nun hatte Lady Sniggett doch die Grenze des Anstandes überschritten. Seine rechte Hand schoß vor, um den Weg für eine schwerere Verfluchung zu ebnen. Seine Finger verfingen sich in den goldenen Stäben des Hühnchenkäfigs.
Der Magier hielt inne, die Berührung mit dem kostbaren Metall hatte ihn offensichtlich wieder zur Vernunft gebracht.
»Verzeiht, meine Dame, doch in Gegenwart eines Geistes kann ich nicht der Nachtruhe pflegen. Meine magischen Sinne sind dafür zu fein gestimmt, so daß ich überhaupt keinen Schlaf bekommen würde. Gebt meinem Lehrling die Herrensuite. Ich werde in der Scheune schlafen.«
Lady Sniggett runzelte die Stirn. »Das ist nicht recht! Doch wer bin ich, daß ich die Lebensweise eines Magiers kritisieren könnte? Wir werden sicher schnell die nötigen Vorrichtungen ergriffen haben.« Sie winkte den Diener herbei. »Bork, zeig dem jungen Mann den Weg nach oben!«
Ein wenig zögernd folgte ich dem Bediensteten. Ich hatte gehofft, daß Ferona mich begleiten würde. Ich stolperte in das geräumige Gemach, das Bork mir zeigte, und ließ mich auf das massive Bett fallen. Mein letzter Kampf hatte doch an meinen Kräften gezehrt. Bork ging und schloß die Tür hinter sich. Der Raum lag im Dunkeln.
»Hey«, flüsterte eine Stimme in mein Ohr, »hey, Junge!«
Mein Verstand watete hilflos durch die Grenzgebiete des Traums. »W-was?«
Offensichtlich ermutigt, wurde die Stimme lauter. »Hey Junge, kennst du schon den mit der Farmerstochter und dem fahrenden Schmied?«
»Was?« Ich war hinreichend wach. »Worüber redest du?«
»Nun gut, du kennst ihn also schon«, sagte die Stimme leicht gereizt. »Wie ist es mit dem: Wie viele Mönche braucht man, um eine Zisterne zu leeren?«
»Ich versuche zu schlafen!« brüllte ich los. Dann fiel es mir auf, daß ich keine Ahnung hatte, mit wem ich da redete. Eisige Schauer glitten meine Wirbelsäule hinunter. Vor meinem geistigen Auge tauchte ein Tal voll mit Geistern auf, ein Tal, wo ich um ein Haar selbst ein Geist geworden wäre.
»Wer bist du?« hauchte ich.
»Oh, ich bin nur ein Geist, Peelo mit Namen, einst Hofnarr am Hofe König Zengwarzels, ist jetzt ungefähr vierhundert Jährchen her. Ich beging die Ungeschicklichkeit, einen Witz über den Namen des Königs zu machen, und wurde sofort exekutiert. Nun bin ich dazu gezwungen, bis in alle Ewigkeit durch diese Gänge zu geistern und zu versuchen, die Leute zum Lachen zu bringen. Aber, Mensch, du willst das sicher gar nicht hören. Jetzt ist Showtime!«
Ich hatte keine Ahnung, wovon dieses Wesen überhaupt redete. Es schien zwar nicht gefährlich zu sein, aber bei Geistern wußte man schließlich nie genau. »Warum kann ich dich nicht sehen?« fragte ich ihn.
»Was, du willst, daß ich mich manifestiere? Normalerweise hebe ich mir das für den großen Showdown auf. Sei’s drum. Hey, sag mir, warum hat der Pegasus die Straße überquert?«
»Es interessiert mich nicht!« schrie ich und hämmerte mit den Fäusten auf das Bett. Meine rechte Hand begann höllisch zu
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