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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Bart. »Also grassiert eine Seuche unter den Hühnchen?«
    »Hühnchen?« Lady Sniggetts Stimme erreichte eine dröhnende Tiefe, die ich bei einer so zerbrechlichen Dame wie ihr nicht vermutet hätte. »Greta ist kein…« Ihre Lippen vermochten das garstige Wort nicht zu formen. »Greta ist das Juwel des Östlichen Königreichs!«
    »Herrin!« bat Ferona. »Eure Nerven!«
    Lady Sniggett sah erstaunt auf ihre junge Begleiterin.
    Dann atmete sie sanft aus und war mit einemmal wieder zu der zerbrechlichen älteren Dame geworden. »Vergebt mir, mein Herr«, flüsterte sie mit ersterbender Stimme zu meinem Meister. »Wenn ich höre, daß Greta in Gefahr ist, verläßt mich die Vernunft.«
    »Kein Grund zur Beunruhigung, gute Dame«, sagte Ebenezum mit derselben besänftigenden Stimme und demselben warmen Lächeln, die schon Tausende von zahlenden Kunden gewonnen hatten. »Wir alle haben Dinge, an denen wir sehr hängen.«
    Die Frau musterte ihn kurz und sah dann weg. Sie kicherte, was etwas unerwartet kam. »Wir können uns glücklich preisen«, sagte sie, »daß wir mit einem solchen Mann reisen, der den richtigen Blick für die Dinge hat.«
    »Dieser Blick ist Zaubererpflicht. Mylady, wenn Ihr und Eure Gesellschafterin geruht, werden wir Euch nun in die Sicherheit Eures Heimes eskortieren.« Und mit diesen Worten führte Ebenezum uns wieder auf unseren Weg. Ich übernahm wie üblich die Nachhut, wobei mich der mit Utensilien vollgestopfte Reisesack wie üblich behinderte. Bork rappelte sich auf, als ich an ihm vorbeizog.
    »Aber das Ungeheuer…«, schrie er.
    Irgendwo in der Ferne heulte ein Wolf.
     
    Das Hämmern begann kurz nachdem sie meinen Meister und mich in die geräumige Halle des Anwesens gebracht hatten. Beizeiten wurde das heftige Hämmern von Schreien begleitet.
    Lady Sniggett flatterte von Zeit zu Zeit durch die Halle; ihre fahrigen Bewegungen wurden von wirren Erklärungen begleitet. »Die Räume sind leider noch nicht ganz in Ordnung… Ich persönlich mag es gerade so… Es war ja um so vieles zivilisierter.« Ferona glitt dann hinter ihrer Tante durch die Halle, und immer hatte sie ein Lächeln für meinen Meister. Ich versuchte, auch ein Lächeln von ihr zu erhaschen, konnte jedoch nicht so recht ihre Aufmerksamkeit erlangen.
    Keine der beiden würdigte das Hämmern und die Schreie einer Erwähnung.
    Beide schienen sie immer gerade aus der entgegengesetzten Richtung der großen Eichentür zu kommen, die den Eingang zu dem Herrenhaus bildete, das das Heim der verwitweten Lady Sniggett und Feronas war. In einem ruhigen Moment fragte ich den Magier, was seiner Meinung nach der Grund für den ganzen Aufruhr sei. Mein Meister dachte einen Augenblick nach, dann erwiderte er leise: »Die Reichen haben oft ihre Marotten. Wahrscheinlich ist es ein verrückter Onkel, den sie in den Turm gesperrt haben. Tu einfach so, als würdest du nichts bemerken, zumindest bis sie ein Abendessen rausgerückt haben.«
    Schließlich tauchte eine junge Frau auf, die uns mitteilte, daß wir nun in die Haupthalle kommen könnten und daß alles eine Erklärung finden würde. Sie stellte sich als Borka, die Schwester Borks, vor. Mein Meister beendete seine eingehende Betrachtung der ausgefeilten Holzschnitzereien, besonders derjenigen, die mit Gold überzogen waren, und ordnete die Falten seiner Roben. Ich schnappte mir den Reisesack und meinen stabilen Holzstab und folgte dem Zauberer in die Große Halle.
    Unsere Blicke hefteten sich sofort auf die Dutzende von goldenen Hühnerkäfigen, die an der Wand des großen Raumes aufgereiht hingen.
    »Willkommen in meinem kleinen Nest«, girrte die verwitwete Lady Sniggett.
    Sie stand am Kopfende eines langen, aus dunklem Holz gefertigten Tisches, Ferona neben sich. Sie hatten die einfachen, doch nichtsdestoweniger eleganten Reisekleider gegen ausgesuchtere Abendkleidung eingetauscht; die Dame des Hauses trug schwarze Spitzen, ihre liebliche Gesellschafterin ein Gewand in den Farben des Frühlings. Diesmal bildete ich mir ein, daß Ferona uns beide anlächelte. Wieder stieg der Wunsch in mir auf, sie möge einmal nur für mich lächeln.
    Mein Leben hatte sich von Grund auf geändert, seit wir durch Zufall in einem Gasthof an der Straße auf die beiden Frauen getroffen waren. Ich dankte dem Himmel für König Urfoos Assassinen, denn sie hatten es notwendig gemacht, daß wir uns nach Reisegefährten umgeschaut hatten. Und soweit hatte es ja auch funktioniert. Die letzten beiden Tage waren

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