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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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zu produzieren, seine Krankheit bestimmt wieder ausbrechen würde. »Viele Zauberer haben Sprüche erfunden, mit denen ein Huhn angeblich goldene Eier legen soll«, fuhr er fort, »aber welche Vorgehensweise sie auch im einzelnen vorschlugen, das Ergebnis blieb doch ökonomisch gesehen immer unbefriedigend, denn vorne mußte man mehr Magie hineinstecken, als hinten wieder herauskam.« Ebenezum putzte sich die Nase.
    »Aber es könnte vollbracht werden?«
    »Sicherlich, mit dem Vorsprung, den Eure Henne hat. Es fragt sich nur, wie genau der Transferenz-Spruch ausgelegt werden muß.«
    »Dann muß ich darauf bestehen, daß Ihr weiterhin meine Gäste seid!« Lady Sniggetts wäßrige Augen glänzten wie Teiche im Mondschein. »Ferona wird Euch Euer Zimmer zeigen, das natürlich in jeder Hinsicht den Ansprüchen von zivilisierten Menschen entspricht. Es gehörte dem verstorbenen Hausherrn, Feronas Onkel. O ja, und Euer Lehrling kann ja wohl in der Scheune schlafen.«
    Irgendeine Art Tumult schien das Hämmern und Schreien am Eingang abgelöst zu haben. Bork stapfte in die Halle.
    »Warum habt Ihr mir nicht geöffnet? Das Ungeheuer hätte mich beinahe erwischt!«
    Lady Sniggett betrachtete ihn mit schweigender Mißbilligung.
    »Wie sollten wir wissen, daß du zurückkommen würdest?« antwortete Ferona. »Wir dachten, es wäre wieder einer dieser ewigen Pilger, die Almosen für ihre heilige Sache sammeln wollen.« Sie warf mir und Ebenezum einen Blick zu. »Alle Pilger hier draußen wissen, daß Tantchen Geld hat.«
    Ein plötzlicher kalter Lufthauch fuhr durch die Halle. Bork, Lady Sniggett und Ferona sahen sich an, einen Ausdruck des Entsetzens auf ihren Gesichtern.
    »Die Tür!« wisperte Bork.
    Irgend etwas sprang mit einem schrillen Grunzen in den Raum. Lady Sniggett schrie laut auf, Ferona und Bork hüpften beiseite.
    Jetzt nieste Ebenezum. Das Wesen war magisch! Schon ein Blick auf die annähernd menschliche Gestalt des Geschöpfes, sein Gesicht mit den Fangzähnen und dem wirren grauen Haar genügte, um mir das zu sagen. Es würde uns alle töten, wenn nicht jemand etwas unternähme. Ich sprang nach vorn und schwang meinen harten Eichenstab.
    Die Kreatur packte den rotierenden Stab und entwand ihn meinem Griff, als wenn überhaupt keine Kraft hinter dem Hieb gesteckt hätte. Klauen gruben sich in meine rechte Hand. Mit einem Schrei riß ich mich los, aber die Kreatur hing an mir fest. Sie zwang mich zu Boden, ihr Atem blies warm auf meinen Nacken. Im Augenwinkel konnte ich rasiermesserscharfe Zähne entdecken. Hinter uns gackerten die Hühner in Panik.
    Das Geschöpf hielt inne und sah schnüffelnd auf. So schnell, wie es mich zu Boden geworfen hatte, sprang es wieder fort und griff sich das nächste Huhn. Mit dem armen Tier im Maul flüchtete es anschließend aus der Halle.
    Während ich noch benommen auf meine blutende Hand starrte, schneuzte Ebenezum sich lauthals. Lady Sniggett warf mir eine Serviette zu, damit ich das heruntertröpfelnde Blut auffangen möge; ihre Gesichtszüge hatten sich zu einer Maske des Abscheus verzogen. Ferona seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Das passiert hier jeden Abend.«

 
Kapitel Acht
     
     
Sogar für einen Zauberer kommt manchmal der Zeitpunkt, wenn ein naher Anverwandter, vielleicht die Gattin selbst, sein Benehmen kritisiert, indem sie es auf unschöne Weise mit dem gewisser Tiere vergleicht. Dieses Vorgehen ist gegenüber den Tieren höchst ungerecht, denn sie besitzen auf manchem Gebiet bessere Sitten, als der Mensch sie jemals erlangen wird. Oder hat man schon einmal einen Frosch beobachtet, der Steuern eintreibt, oder ein Eichhörnchen, das sich für eine Wahl aufstellen läßt? Konfrontiere deine Mitmenschen, die dich zu kritisieren wagen, mit diesen oder ähnlich gearteten Argumenten. Sollten sie danach noch immer nicht einsehen, wie weise dein Benehmen in Wahrheit ist, kannst du sie immer noch beißen.
    - aus den LEHREN DES EBENEZUM, Band IX
     
    »Es gibt gewisse Probleme mit diesem Anwesen«, gab Lady Sniggett zu, nachdem wir unser Abendessen beendet und sie sich leidlich beruhigt hatte.
    »In der Tat. Wie beispielsweise Werwölfe.« Ebenezum strich sich den Bart. Das war es also! Ich hatte schon von diesen geheimnisvollen Geschöpfen gehört, von Menschen, die sich unter dem Einfluß des Vollmondes in Tiere verwandeln. Mein Kopf schmerzte angesichts der Erinnerung.
    »Nein«, warf Ferona ein, »was Tantchen damit sagen will, ist, daß die Magie sich an diesem

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