Ein magischer Walzer
einzuschlagen. „Wie können Sie es wagen!“
Er fasste ihre Hände und hielt sie fest. Es war pechschwarz um sie herum. „Sie haben keine Angst im Dunkeln, oder?“ „Natürlich nicht.“
Seine Stimme klang tiefer als gewöhnlich. „Ich werde dir nicht wehtun, Elinore. Das weißt du.“ Er wartete.
„Ich habe Ihnen weder gestattet, mich mit meinem Vornamen anzusprechen, noch mich zu duzen!“
„Ich weiß, ich bin ein Schuft. Schufte bitten nicht um Erlaubnis. Wir nehmen uns“, er trat näher, bis sein Körper ihren leicht berührte, „... Freiheiten heraus.“
Sie stieß ein leises Keuchen aus und versuchte zurückzuweichen, aber der Wandschrank war zu klein. Sie drückte sich gegen die Umhänge. „W-was haben Sie vor?“
Ihre Hände zitterten in seinen. Er streichelte sie beschwichtigend mit seinem Daumen. Sie versuchte sie ihm zu entziehen, aber vergebens.
„Das hier ist ein Farbenexperiment.“
„Was?“
„Ich teste die Theorie deiner Mutter. Über Farbe. Wir überprüfen jetzt, ob meine ungebärdigen männlichen Leidenschaften durch das Fehlen von Farbe erlöschen. Nachdem ich diesem wahren Farbenreigen aus Frauenkleidern draußen ausgesetzt war, bedarf ich dringend der Beruhigung. Du bist genau die Richtige dafür.“ Seine Finger unterbrachen nie ihr zärtliches Streicheln.
Sie sagte kein Wort. Nach einem Augenblick fügte er hinzu: „Es wird vielleicht ein paar Minuten dauern, diese Ruhe zu erlangen, aber du wirst sie mir gewähren, das weiß ich. Zum Wohle der ... Wissenschaft.“
Schweigen. Er konnte sie atmen hören, und ihr Puls unter seinen Fingern beschleunigte sich.
„Also, worüber wollen wir reden, während das Experiment seinen Lauf nimmt? Ich weiß - du merkst doch, dass mein Freund Sebastian Reyne dir den Hof macht, nicht wahr?“
Sie zögerte. „Ja.“
„Weißt du auch, dass er dich nicht liebt?“
Diesmal dauerte es länger, bis sie sagte: „Ja. Das stört mich nicht.“
Sein Griff festigte sich. Er wollte sie am liebsten schütteln, zwang sich jedoch, milde zu bemerken: „Das sollte es aber. Jede Frau verdient es, geliebt zu werden.“ Er wartete einen Moment, doch sie antwortete nicht, daher fragte er: „Liebst du ihn?“ „Nein.“ Sie fügte leise, fast verzweifelt hinzu: „Liebe ist nicht rational.“
„Nein, Gott sei Dank, das ist sie nicht!“ Er wartete, aber sie schwieg. „Also ... es stört dich nicht, dass Sebastians einziger Grund, dich zu heiraten, darin besteht, dass er es für seine Pflicht seinen Schwestern gegenüber hält?“
„Pflicht ist eine solide Basis für die meisten Vorhaben. Ich bewundere sein Pflichtbewusstsein. Das ist eine rationale Eigenschaft.“
„Ach ja? Und ich wette, du bist bis zum Rand voll mit rationalen Eigenschaften, was?“
„Ich bemühe mich darum.“
„Ich wette, du warst nicht einmal in deinem Leben pflichtvergessen.“
„Nicht, dass ich mich erinnern könnte. Wie schon gesagt, ich bewundere Pflichtergebenheit.“ Ihre Stimme klang kühl, beherrscht, aber dennoch bebte sie kaum merklich.
„Sebastian ist jemand, der sein ganzes Leben seinen Pflichten unterordnet.“
„Dann passen wir doch gut zusammen, oder?“
„Ich bezweifle es. Pflicht ist ein verflucht armseliger Bettgenosse.“
Sie versteifte sich. „Müssen Sie vulgär werden?“
„Ja, ich bin schließlich ein Schuft, schon vergessen? Wir sind nun mal vulgär. Und ich denke, Pflicht ist ein schlechter Ersatz für Liebe.“
„Pflicht besteht, Liebe vergeht.“ „Vielleicht. Überzeugt bin ich davon nicht. Ziemlich unschurkenhaft, ich weiß.“ Er legte sich ihre Hände auf die Brust. „Du hast die Herrlichkeit der Liebe nicht bedacht. Ach, diese Herrlichkeit ... Selbst wenn Liebe vergeht, so ist sie es doch wert, nur für ein paar Augenblicke dieser Herrlichkeit“, erklärte er sanft.
„Was Sie nicht sagen.“ Als eiskalte Abfuhr versagte diese Erwiderung auf ganzer Linie. Elinore klang unsicher, beinahe wehmütig, erholte sich aber rasch. „Etwas so Flüchtiges gäbe eine schlechte Grundlage für ein lebenslanges Vorhaben ab.“
„Du warst noch nie verliebt, Elinore, nicht wahr?“
„Ganz gewiss nicht!“
Er musste lächeln. „Nein, Liebe ist bestimmt nicht rational, und du machst nur rationale Sachen.“
„ Selbstverständlich. “
„Was das anbetrifft, so ist es nicht sonderlich rational von dir, so eng mit mir in einem dunklen Wandschrank zusammenzustehen, oder?“
Eine kleine Pause entstand, bevor sie erwiderte:
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