Ein magischer Walzer
„Ich glaube, Sie wollten die Theorien meiner Mutter über Farben testen.“
„Ach ja?“
Das Schweigen wurde drückender. Giles senkte den Kopf und flüsterte dicht an ihrem Ohr. „Du weißt natürlich, dass ich in meinem ganzen Leben noch nichts Pflichtbewusstes getan habe.“
„Sie sollten sich schämen.“
„Und wir haben ja schon festgestellt, dass ich einen - sagen wir - teuflischen Ruf bei den Damen habe.“
„Sollen wir nicht der Einfachheit halber sagen, Sie sind schlicht verrucht?“, erwiderte sie spitz.
Er lachte leise. „Nun gut, verrucht vielleicht, aber ich hoffe doch nicht schlicht ... Also haben wir hier eine interessante Kombination: eine Dame, die nie in ihrem Leben etwas Schlimmes getan hat, und ein Gentleman - nun gut, ein Schuft, der nie in seinem Leben pflichtbewusst gehandelt hat.“
„Sie könnten sich ändern, bessern.“
„Ja, das könnte ich. Besserung und Pflicht sind so interessante Konzepte. Ihre Definition hängt ganz vom Standpunkt ab.“ Sie begann unruhig zu werden, streifte mit ihrem Körper versehentlich seinen. Sie erstarrte.
Leise sagte er: „Elinore, du meinst also, ich sollte pflichtbewusster werden?“
„J-ja.“
„Dann, denke ich, ist es meine Pflicht, meinen guten Freund Sebastian Reyne davon abzuhalten, einen schrecklichen Fehler zu begehen.“
Mit dünner Stimme erkundigte sie sich: „Und was für ein Fehler sollte das sein?“
„Dich zu heiraten.“
In gekränktem Ton setzte sie an: „Ich weiß, ich gehöre nicht zu der Sorte Frauen, die Männer gewöhnlich heiraten wollen ...“
„Es gibt keine bestimmte Sorte. Ich halte es auch für meine Pflicht, dir zu zeigen, dass es mehr im Leben gibt, als rational zu sein. “ Er ließ eine Hand nach unten gleiten, schlang einen Arm um ihre Mitte, die andere Hand legte er auf ihren Nacken und zog sie an sich.
Sie fing an, sich zu wehren. „Jetzt reicht es aber! Lassen Sie mich augenblicklich los! Das Experiment ist vorüber.“
„Oh, aber meine unbeherrschbare männliche Leidenschaft ist nun geweckt“, erwiderte er. „Siehst du?“ Er zog ihre Hand an sich herab. Sie zuckte zusammen und erstarrte.
„W-was ist das?“
„Der unwiderlegbare Beweis unbeherrschbarer männlicher Lust.“ Er ließ seine Worte wirken und fragte sich, ob sie wusste, dass sie ihre Hand nicht weggezogen hatte. Sie lag immer noch leicht auf seinem Schritt. Ihre Finger begannen ihn zögernd zu erkunden. Giles schloss die Augen und versuchte, unter der federleichten Berührung ihrer Finger nicht zu stöhnen.
„Oh, es ist I...“ Sie brach mit einem Keuchen ab.
Mit wenigstens dem Anschein von Ruhe gelang es ihm zu sagen: „Ja, es ist genau, was du meinst. Was hast du vor, dagegen zu unternehmen, Elinore?“
Sie riss ihre Hand hoch. „N-nichts! W-wagen Sie es ja nicht!“, erklärte sie mit zitternder Stimme. „Ich warne Sie. Ich bin bewaffnet!“ Ihr Atem streifte sein Gesicht.
„Ja, und wie gefährlich! Also, was zögerst du, benutze doch deine Hutnadel“, entgegnete Giles. Er wartete eine Weile, aber keine Hutnadel wurde gezückt. Lady Elinore wartete atemlos, vor Anspannung und Erwartung bebend in der Dunkelheit. Er senkte seinen Mund auf ihren.
„Liebe?“ Bei der Frage unterbrach Sebastian sein Auf- und Abschreiten. „Ich weiß nicht, ob ich Miss Hope liebe oder nicht.“ Er überlegte einen Moment. „Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gegeben ist, jemanden zu lieben.“
„Denkst du?“ Giles hob skeptisch die Augenbrauen. „Du liebst doch deine Schwestern. “
Sebastian blieb stehen, dachte kurz nach und winkte dann ab. „Das ist es etwas anderes. Familie ist etwas anderes. Sie sind Kinder, und ich schulde ihnen meinen Schutz und meine Fürsorge.“
„Warum bezahlst du nicht einfach jemanden, sie zu schützen und zu versorgen?“ Giles zuckte die Achseln. „Es würde alle deine Probleme lösen.“
„Das würde es nicht! “, widersprach Sebastian heftig. „Außerdem muss ich mich selbst um sie kümmern. Sie müssen in dem Wissen aufwachsen, dass sie jemandem wichtig sind - nicht weil derjenige dafür bezahlt wird oder dazu genötigt wurde, sondern weil derjenige es will. Sie müssen wissen, wie wichtig sie und ihr Glück sind.“
„Und dass du für sie sterben würdest, wenn es nötig wäre?“, fragte Giles leise.
Sebastian zuckte die Schultern, solche Erklärungen behagten ihm nicht. „Was auch immer für ihre Sicherheit und ihr Glück nötig ist.“ Ja, auch bis zum Tod.
„Das,
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