Ein magischer Walzer
Ihren frivolen Ideen und glauben, Sie wüssten, was gut für die Mädchen ist?“
„Ich war einmal ein Mädchen, dem es ganz ähnlich ging.“ Lady Elinore machte eine abfällige Geste. „Ganz ähnlich wie ihnen, beileibe nicht! Sie stehen ihnen vielleicht im Alter näher als ich, aber Sie haben ein völlig behütetes Leben geführt! Was wissen Sie schon über die Härten und Misshandlungen, die meine Mädchen erlitten haben?“
Hope sehnte sich danach, Lady Elinore die scharfe Erwiderung zu geben, die ihr auf der Zunge lag, aber sie war sich Mr. Reynes zu deutlich bewusst, der mit besorgt gerunzelter Stirn dastand. Die wachsende Feindseligkeit zwischen den beiden Frauen bereitete ihm sichtlich Unbehagen, sodass Hope sich zwang, ihr Temperament zu zügeln. Sie antwortete so ruhig wie möglich. „Mein Leben war nicht so behütet, wie Sie meinen.“ Eine Stimme von der Tür unterbrach sie. „Härten und Misshandlung? Meine Schwester kennt sich nur zu gut damit aus! Unser Großvater hat sie regelmäßig mitleidlos geschlagen. Er hat sein Bestes getan, sie zu brechen. “ Faith trat in die Bibliothek und nahm die Hand ihrer Schwester, hielt sie hoch. „Ihnen ist vielleicht aufgefallen ...“
„Nein, Faith.“ Hope versuchte ihre Hand wegzuziehen. „Hier geht es nicht um mich.“
„Doch. Es ist der Grund, weswegen du das heute getan hast.“ Faith wandte sich an die anderen. „Meine Schwester und ich sind Zwillinge, aber gewissermaßen spiegelverkehrt: Ich habe ein Muttermal auf der linken Schulter und sie auf der rechten, ich bin Rechtshänderin, sie ist Linkshänderin. “
„Und?“, fragte Lady Elinore unbeeindruckt.
„Mein Großvater hielt Hope für böse, weil sie ihre linke Hand bevorzugte. Er behauptete, die linke Hand sei ein Werkzeug des Teufels. So hat sie den größten Teil ihrer Kindheit mit der Hand auf den Rücken gebunden verbracht. Und zwar keineswegs sanft.“ Erneut fasste Faith nach Hopes Hand.
Hope versuchte sie wegzuziehen. Es war ein Teil ihres Lebens, den sie vergessen wollte, aber Faith ließ sie nicht los, hob das Handgelenk in die Höhe. „Mein Großvater hat sie so fest nach hinten gebunden, dass sich die Haut wund gerieben hat. Von der Zeit als unsere Eltern starben, als wir sieben Jahre alt waren, bis zu dem Tag vor zwei Jahren, da wir ihm entkommen sind. Wagen Sie es nicht, zu sagen, sie wüsste nichts von Härten! “ Eine lange peinliche Pause entstand. Hope zog ihre Hand fort. Leise erklärte sie: „Es tut mir leid, Lady Elinore, wenn Sie aufregt, was ich getan habe.“
Lady Elinore erwiderte steif: „Was Sie als Kind erleiden mussten, tut mir leid. Trotzdem haben Sie unüberlegt gehandelt und damit die Grundlage dieser Anstalt und die ganze gute Arbeit, die wir bei den Mädchen geleistet haben, untergraben.“
Hope hob die Augenbrauen. „Wie das? Ein paar Bänder, um ihre Kleider zu verschönern? Eine Puppe für die Kleineren?“ Missbilligend verzog Lady Elinore den Mund. „Ein Stoffstück mit einem aufgemalten oder aufgestickten Gesicht ist nicht rational.“
Hope unterbrach sie: „Es geht doch gar nicht um rational oder nicht, sondern um ein Kind, das niemanden auf der Welt hat, aber Trost in der einsamen Nacht findet, wenn es seine Puppe an sich drückt.“
„Es sind doch nur ein paar Lumpen! Sie können genauso gut die Decke an sich drücken, unter der sie schlafen.“
Hope starrte sie ungläubig an. „Sie hatten nie eine Puppe, nicht wahr?“
Lady Elinore wirkte unbehaglich. „Natürlich nicht! Sentimentaler Unsinn! Mit Puppen zu spielen ist nichts als Zeit Verschwendung.“
Hope schüttelte den Kopf. „Eine Puppe ist so viel mehr als etwas Stoff und ein paar Knöpfe. Eine Puppe wird zu einer Person, einer Freundin, einer Schwester, einer Vertrauten. Eine Puppe gehört einem allein - vollkommen und ganz, ist etwas zum Liebhaben und Drücken, jemand, dem man seine Träume und Ängste anvertraut. “
Lady Elinore sah skeptisch aus. „Wofür soll das gut sein?“ „Trost. Liebe. Ein Gefühl von Sicherheit“, antwortete Hope leise. „Haben Sie nie allein im Bett gelegen und konnten nicht einschlafen, mitten in der Nacht, vielleicht regnet es sogar draußen und der Wind pfeift ums Haus? Wenn man sich allein gelassen, ungeliebt und einsam fühlt...“
Lady Elinore wirkte so betroffen, dass Hope rasch sagte: „Ich meine nicht Sie persönlich. Wir alle erleben solche Augenblicke, auch Kinder. Ich erinnere mich an eine Zeit, als ich dachte, das Leben
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