Ein Mann für alle Fälle
besser gefallen.“
Mae kaute schneller.
„Ich meine, es hat mir gezeigt, dass er mich liebte.“ Stormy stocherte lustlos in ihrem Salat herum. „Er hat sich um alles gekümmert, verstehen Sie? Das wünscht sich doch jede Frau.“
„Ich nicht.“ Mae legte ihre Gabel aus der Hand. „Möchten Sie denn niemals irgendwelche Entscheidungen selbst treffen?“
„Nein.“ Stormy blinzelte. „Eigentlich nicht. Armand hat mir immer gesagt, wo’s langgeht. Jeder neue Tag war eine Überraschung. Wie Weihnachten.“
„Und was passierte, wenn Sie einmal nicht das wollten, was Armand wollte?“, forschte Mae.
Stormy wandte den Blick ab. „Aber warum sollte ich etwas anderes wollen als er? Wo er mich doch geliebt hat? Armand wusste viel besser, was gut für mich ist.“ Sie bückte sich und kramte aus ihrer Handtasche ein Döschen hervor, dem sie eine kleine weiße Pille entnahm. „Ich fand es gut, so wie es war. Es war das Beste für mich.“ Sie schluckte die Pille.
„Für mich bedeutet Liebe etwas anderes.“ Mae dachte an ihren Miata und tausend weitere Dinge, mit denen Armand sie überrollt hatte und die angeblich zu ihrem Besten gewesen sein sollten. „Liebe heißt für mich Partnerschaft. Dass man Entscheidungen gemeinsam fällt.“
„Das ist dumm.“ Stormy packte das Pillendöschen wieder in ihre Handtasche. „Wenn ein Mann sich um einen kümmern möchte, warum sollte man ihn daran hindern?“
„Und was ist, wenn er einen von einem Tag auf den anderen verlässt?“
„Armand hat mich nicht verlassen“, widersprach Stormy, und in ihrem Tonfall lag jetzt eine gewisse Schärfe. „Er ist gestorben.“
„Armand hat Barbara Ross geheiratet.“
Stormy errötete und sah schöner aus als je zuvor. „Er hat mich nicht verlassen. Er hat mir ein Apartment gekauft und mir so viel Geld gegeben, dass ich mich sicher fühlen konnte. Er hat mich nicht verlassen. Er hat mich geliebt.“
Mae dachte sich ihren Teil, sagte aber nichts und fragte stattdessen: „Und was werden Sie jetzt tun?“
Stormy hob den Kopf und meinte nachdenklich: „Nun, da ist zum Beispiel Dalton. Er ist reich und lustig, und er will mich mit in Urlaub nehmen, aber er ist nicht Armand. Und gestern habe ich mich mit einem Typen getroffen, den ich erst kennengelernt habe. Er ist süß und auch reich. Und dann gibt es da ja auch noch Mitch.“
„Mitch ist nicht reich, er ist total abgebrannt“, entfuhr es Mae.
„Ich weiß, aber er ist …“ Stormy hob die Augenbrauen. „Er ist zuverlässig. Verstehen Sie, was ich meine? Er gibt mir ein gutes Gefühl.“
„Dann nehmen Sie ihn sich. Geld ist schließlich nicht alles.“
„Oh, auf Geld könnte ich niemals verzichten. Aber vielleicht könnte ich mich ja trotzdem noch mit Dalton oder einem anderen treffen.“
Mae legte die Gabel hin. „Sie würden Mitch hintergehen?“
„Glauben Sie, es würde ihm etwas ausmachen?“
Mae dachte an Mitch und seine Jeder-lügt-Philosophie und schüttelte den Kopf. „Nein. Er rechnet vermutlich sogar damit.“ Bei dem Gedanken, dass er womöglich den Rest seines Lebens mit einer Frau verbringen würde, die seine düstere Lebenseinstellung bestätigte, wallte plötzlich Mitleid in ihr auf. Nun, sie, Mae, war um keinen Deut besser als Stormy. Auch sie hatte ihn ja ohne mit der Wimper zu zucken angelogen, als sie ihm das Märchen von Armands Ermordung auftischte.
„Sie essen ja gar nichts“, bemerkte Stormy und blickte vorwurfsvoll auf Maes Salat.
„Ich bin nicht besonders hungrig“, gab Mae zurück.
Um halb fünf rannte Mitch die Treppen zu seinem Apartment hinunter, entschlossen, sich auch noch den Abend zum Wohle von Mae um die Ohren zu schlagen. Das Ergebnis seiner bisherigen Nachforschungen war allerdings alles andere als erfreulich. Armand hatte tatsächlich fast sein gesamtes Hab und Gut zu Bargeld gemacht. Das Einzige, was davon übrig geblieben war, war das Haus. Sogar seinen alten BMW, eine Rarität, hatte er für 250.000 Dollar verscherbelt.
Während er sich noch den Kopf darüber zerbrach, wie er Mae die unangenehmen Neuigkeiten am schonendsten beibringen konnte, riss er die Haustür auf und blieb wie angewurzelt stehen.
Schon wieder waren alle vier Reifen seines Wagens platt, doch diesmal hatte sich Jack, der Autoripper, offensichtlich nicht damit zufrieden geben wollen und hatte sich auch noch über die Sitze hergemacht und sie aufgeschlitzt.
„Das bedeutet Schonbezüge aus dem Discounter“, stieß Mitch bedauernd aus,
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