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Ein Mann für alle Lagen

Ein Mann für alle Lagen

Titel: Ein Mann für alle Lagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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Luft aus. „Ich stehe um halb sechs auf und habe genug damit zu tun, dass das gesamte Grundstück für Leute wie Sie nett aussieht. Ist das jetzt der Dank dafür?“
    „Tut mir Leid“, erwiderte Kate.
    Jake nickte kurz. „Wenn Sie gern ein Schwätzchen halten wollen, rudere ich Sie sofort zurück.“
    „Ich bin nur neugierig. Penny sagte, Sie seien ein Steuerberater gewesen.“
    „Das stimmt“, antwortete er. „Aber jetzt bin ich Geländepfleger.“ Aufseufzend zog er den Hut in die Stirn.
    „Heißt das, Sie mähen Rasen?“
    „Nein, ich sage anderen Leuten, dass sie den Rasen mähen sollen. Jetzt hören Sie auf, und lassen Sie mich schlafen.“
    Kate schlug ihr Buch auf, konnte sich aber nicht konzentrieren. Hier war es so friedlich und still. Wenn sie Jake von ihrem Plan erzählen würde, würde er sie auslachen. Doch sie konnte auch nicht schweigen. „Wissen Sie eigentlich, dass mir hier draußen mein Leben und meine Arbeit in der Stadt auf einmal viel unbedeutender vorkommen? Das ist doch seltsam. So vieles, was mir wichtig schien, wirkt hier auf dem See lächerlich und unbedeutend.“
    Er schwieg so lange, dass sie schon annahm, er würde schlafen. „Ja“, sagte er dann unvermittelt.
    Kate fuhr verblüfft hoch.
    „Ich weiß, was Sie meinen.“ Jake schob sich den Hut wieder aus dem Gesicht. „Deshalb verbringe ich meine Zeit auch lieber hier auf dem See als in der Stadt. Dort dachte ich immer, Geld sei wichtig und ich müsse sehr viel davon verdienen.“
    „Und das ist lächerlich?“ fragte Kate nach.
    „In Boston ist das ganz normal“, wandte Jake ein. „Aber dort hielten mich die Leute auch für einen Wunderknaben.“
    „Hier nicht?“
    „Tja.“ Jake zögerte einen Augenblick. „Hier in ‚Toby’s Corners’ benutzt man Geld, um davon das Essen und die Miete zu bezahlen. In der Stadt braucht man Geld zum Angeben und Mithalten mit den anderen.“
    „Liegt das nicht daran, dass es einfach mehr Geld in der Stadt gibt?“
    „Nein“, erwiderte Jake. „Meine Tante Clara war für hiesige Verhältnisse reich, und bei ihrem Tod hat sie ihr Geld zwischen Will und mir aufgeteilt. Für ihn hier bedeuteten die zwanzigtausend Dollar ein Vermögen. Für mich in Boston war es ein Taschengeld.“ Jake öffnete die Kühltasche. „Ich trinke ein Bier, aber Sie bekommen nur Saft.“ Er reichte ihr einen Orangensaft und lehnte sich zurück.
    „Danke.“ Kate erwiderte nichts, damit sie auch den Rest der Geschichte noch zu hören bekam. „Was geschah dann?“
    „Nach meiner Scheidung wusste ich nicht mehr, wohin mit meinem Geld und habe damit an der Börse spekuliert. Es war wie ein großes Spiel. Mal habe ich ein bisschen verloren, dann wieder viel gewonnen.“
    Nachdem er eine Weile geschwiegen hatte, räusperte Kate sich. „Was weiter?“ drängte sie ihn.
    „Will hatte von dem Geld ein paar alte Apartmenthäuser und das Land drum herum gekauft und renovieren lassen. Die Möbel hat er von den Bekannten aus dem Ort und der Familie bekommen. Er machte etwas Werbung, und ein paar Touristen tauchten hier auf. Will baute ein paar neue Häuschen, nahm einen Kredit auf und richtete den Golfplatz ein. Es lief alles ganz gut, aber nach dem Maßstab von Großstädtern hat er überhaupt nichts verdient. Er konnte ein paar Leuten aus der Gegend einen Job bezahlen und sich so gerade eben selbst versorgen.“
    „Sie haben ein völlig anderes Leben geführt als er“, stellte Kate fest.
    „Will und ich waren schon immer sehr verschieden“, sagte Jake. „Ich war der Dauerläufer, er der Sprinter. Ich wollte unbedingt weg von hier, und er wollte auf jeden Fall hier bleiben. Langweile ich Sie?“
    „Überhaupt nicht.“ Kate schüttelte entschieden den Kopf.
    „Will konnte noch mehr Leute einstellen, und auf einmal war er ein wichtiger Arbeitgeber hier in der Gegend. Die meisten Leute aber arbeiteten in einer Fabrik in der Nähe. Dann schloss die Fabrik, und dreihundert Menschen verloren die Arbeit.“
    „Und was geschah?“ hakte Kate nach.
    „Die Leute fragten Will, ob er Arbeit für sie hätte, aber er konnte natürlich bei weitem nicht so viele anstellen.“ Jake blickte sie an. „Und Will rief mich an.“
    „Sie haben ihm geholfen.“
    Jake lachte auf. „Nein. Er wollte nicht meine Hilfe, sondern Geld. Und zwar viel. Er wollte ein Freizeitgelände aufbauen, das dreihundert Leuten Arbeit gab.“
    „Oh.“ Kate wurde verlegen. „Jetzt sehe ich die Anlage mit ganz anderen Augen.“
    „Ja.“ Jake

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