Ein Mann für alle Lagen
die Antwort auf ihre heimlichen Gebete, doch seltsamerweise heiterte dieser Gedanke Jake nicht auf.
Der Notarztwagen, der den Pferdestall ansteuerte, löste allerdings ganz andere Gefühle in ihm aus. Ich kenne Kate, dachte er. Sicher sind sehr viele Leute dort bei den Ställen, aber ich bin überzeugt, dass es Eric Allingham ist, der ärztliche Hilfe braucht.
Nach einem stundenlangen Aufenthalt in der Notaufnahme des Krankenhauses versuchte Kate, Eric zu vergessen und sich auf die Arbeit am Tresen zu konzentrieren. Gestern noch war ihr der Gedanke verlockend erschienen, doch auf einmal fühlte sie sich unsicher.
Das Telefon klingelte. Es war Jessie, die darauf brannte, weitere Neuigkeiten zu erfahren. „Na, bist du schon verlobt? Oder hast du es mittlerweile geschafft, jemanden umzubringen?’1
„Hör auf damit. Du klingst fast schon wie Jake.“
„Ach richtig, Jake. Wie geht’s ihm?“
„Er ist widerlich. Aber sprechen wir nicht mehr über ihn. Heute Abend weiht mich eine Barfrau in die Geheimnisse ihres Jobs ein. Du würdest sie mögen. Sie heißt Nancy. Zum Dank rette ich ihre Bar.“
„Wie in den guten alten Zeiten.“ Jessie klang aufrichtig erfreut. „Du stellst ihr einen Plan auf, wie sie den Umsatz steigern kann, stimmt’s?“
„Genau. Erst mal muss sie ihre Schulden zurückzahlen können.“
„Triff dich doch mit dem Bankier, der für ihre Schulden zuständig ist“, schlug Jessie vor.
„Sie hat bei einem Privatmann Schulden.“
Jessie wartete einen Augenblick, doch Kate sprach nicht weiter. „Komm schon, wer ist es?“
„Jake.“
„Jake, die Aushilfe?“ Jessie klang ernstlich verwirrt.
„Eigentlich ist er keine Aushilfe“, erklärte Kate. „Aber ich möchte jetzt lieber an den Abend denken, der vor mir liegt. Ich werde eine richtige Barfrau.“
„Na, endlich tust du mal etwas, das dir Spaß macht. Sonst lebst du ja immer nur fürs Geschäft.“
„Nein, nein“, widersprach Kate sofort. „Heute früh war ich zum Beispiel im See nackt baden.“
„Du machst Scherze.“ Jessie klang beeindruckt. „Dann warst du ganz allein am See? Ich sollte vielleicht doch zu dir kommen. Das klingt ja himmlisch.“
„Zu Anfang war ich tatsächlich allein“, sagte Kate, wollte aber nicht weiter sprechen.
„Ja – und später? Was ist denn geschehen, Kate? Rede schon.“
„Als ich zurück schwamm, saß Jake am Ufer.“
Jessie lachte laut auf. „Diesen Jake muss ich unbedingt kennen lernen. Was hast du gemacht? Nein, ich weiß schon. Du hast ihn gebeten, dir den Rücken zuzuwenden, und er hat sich ganz wie ein Gentleman verhalten.“
„Nein, habe ich nicht“, widersprach Kate gekränkt. „Ich bin einfach aus dem Wasser gekommen, habe mein Kleid übergezogen und bin gegangen.“
„Dann hast du dich einem völlig Fremden gegenüber splitternackt gezeigt? Was hat er gesagt?“
„Es war doch nur Jake. Er meinte, ich hätte ihm den Morgen verschönert oder so.“
Wieder musste Jessie lachen. „Wie willst du ihm wieder unter die Augen treten?“
„Jessie, ich habe den Vormittag mit ihm auf dem See verbracht, und heute Abend bringt er mir das Billardspielen bei. Er ist nur ein Freund, nicht mehr. Kommen wir lieber zu meinem Plan. Ich bin heute mit einem Mann beim Reiten gewesen, der mir perfekt erscheint.“
„Du bist geritten? Wirklich?“
„Na ja, Eric wollte es mir gerade erklären …“ Kate verstummte, aber dann erzählte sie doch weiter. „Dann hat ihn das Pferd gegen das Knie getreten, und er musste ins Krankenhaus … Hör auf“, rief sie, als Jessie wieder loslachte. „Er war ein wundervoller Mann.“
„Na, er ist ja nicht tot. Erzähl mir mehr über Jake“, forderte Jessie sie auf. „Wie alt ist er?“
„Keine Ahnung“, erwiderte Kate verärgert. „Mitte dreißig, geschieden von einer Topstaatsanwältin, die toll im Bett war. Aber er ist nicht mein Typ. Und jetzt muss ich mich für heute Abend fertig machen. Dann rufe ich noch mal Eric an, um zu hören, wie es ihm geht. Und morgen treffe ich mich mit Rick, dem Umweltschützer. Selbst Jake sagt, dass Rick ein toller Kerl ist.“
„Schon wieder Jake. Bist du sicher, dass er nicht vielleicht mein Typ ist?“
„Absolut.“
„Ruf mich morgen wieder an, damit ich auf dem Laufenden bin, und richte Jake meine Grüße aus. Ich kann es nicht erwarten, ihn kennen zu lernen.“
„Er ist nicht dein Typ“, wiederholte Kate und legte auf, während Jessie noch immer lachte.
Was ist bloß so lustig? fragte
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