Ein Mann für alle Lagen
Sie sollte Humor haben, ihren eigenen Weg gehen und mich so lieben, wie ich bin.“ Er sah Kate prüfend an. „So ziemlich das Gegenteil von dem Partner, den Sie suchen. Ich möchte mich amüsieren und abends zu einer Frau kommen, die sich freut, mich zu sehen.“
„Das ist doch einfach, Jake“, sagte Kate. „Danach sehnen sich so viele Frauen. Sie können nicht sehr intensiv gesucht haben.“
„Ich habe überhaupt nicht gesucht.“ Jake blickte ihr in die Augen. „Bis jetzt habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht, also könnten wir jetzt vielleicht über etwas anderes reden?“
„Natürlich.“ Traurig blickte Kate in die Weidenzweige hinauf.
„Sie sind gestern Abend in der Bar hervorragend bei den Leuten angekommen. Aber beim Billard werde ich Sie heute Abend wieder schlagen.“
„Nein, danke“, lehnte sie ab. „Ich werde Nancy heute erklären, wie sie Geld sparen und mehr aus der Bar herausholen kann.“
„Sie und Valerie …“, setzte Jake an und musste sich festhalten, als Kate wütend aufsprang.
„Ich bin nicht wie Valerie!“
„Regen Sie sich ab, Kate“, beschwichtigte Jake sie. „Das wollte ich auch gar nicht andeuten. Und jetzt beruhigen Sie sich endlich. Sie werden Ihren Traummann schon finden. Ende des Jahres sind Sie verheiratet, wetten?“ Er zog sich den Hut ins Gesicht und legte sich schlafen.
Kate sah ihn gedankenverloren an. Vielleicht hatte er Recht. Wieso regte sie sich so auf? Noch über eine Woche Urlaub lag vor ihr, und immerhin konnte sie mit Penny lachen, mit Nancy in der Bar arbeiten und die Vormittage mit Jake auf dem See verbringen. Sie stieß ihn mit dem Fuß an.
„Was gibt’s?“
„Nehmen Sie mich morgen wieder zum Angeln mit?“
„Kommt drauf an, ob Sie heute Abend mit mir Billard spielen.“
Unwillkürlich musste Kate lachen. „Gut, aber ich werde gewinnen.“
„Wie kommen Sie da drauf?“
„Ich werde keine Unterwäsche anziehen.“
Einen Moment blickte Jake sie unter der Hutkrempe weg an. „Ich auch nicht,“ sagte er nur und entspannte sich wieder.
Nancy erklärte Kate, dass mittwochs nie viel zu tun sei. Sie nutzten die Zeit, um sauber zu machen, das Lager aufzufüllen und sich über Männer zu unterhalten. Nach und nach vergaß Kate ihre Schuldgefühle wegen Rick. In der Bar herrschte gedämpftes Stimmengewirr, und aus dem Nebenraum hörte man das leise Klicken der Billardkugeln. Um kurz vor zehn waren nur noch Stammgäste da.
Kate fühlte sich wohl. Sie hatte den Eindruck, als sei sie mit all diesen Menschen befreundet. Im Nebenraum sah sie Jake, der von hinten noch größer und breitschultriger wirkte. Dann beugte er sich vor, um seinen Stoß zu machen, und die Jeans straffte sich über seinem Po. Ein knackiger Po, stellte Kate fest und musste daran denken, wie Jake sich am Vortag über sie gebeugt hatte. Wenn es jemand anderer als ausgerechnet Jake gewesen wäre …
„Lehn dich nicht so offenherzig über den Tresen“, riet Nancy ihr. „Sonst hast du bald den nächsten Herzanfall auf dem Gewissen.“
Kate lachte. „Das gefällt mir. Ich weiß, dass ich mich nicht emanzipiert verhalte, aber mit fünfunddreißig fühle ich mich zum ersten Mal begehrt und nicht nur bewundert.“
„Was ist daran unemanzipiert?“ fragte Nancy nach.
„Dass ich mit meinem Körper und nicht mit meinem Verstand Macht ausübe.“
„Männer benutzen ihren Körper ständig, um die Leute einzuschüchtern. Du kannst ruhig alles einsetzen, was die Natur dir mitgegeben hat. Außerdem steigen die Einnahmen, seit du dich über den Tresen beugst.“
„Dann sollten wir unsere Röcke kürzer machen“, schlug Kate vor.
„Ist das ein Teil deines Planes?“ Nancy holte Kates Notizen hervor.
„Nein, aber hast du schon einmal daran gedacht, zusammen mit Will die Getränke gleich in größeren Mengen einzukaufen?“
„Nein, wieso sollte ich das tun?“
„Weil du dadurch viel sparen könntest. Sieh mal.“ Sie zeigte Nancy die Zahlen.
„Woher hast du diese Zahlen?“
„Von Will.“ Kate wies mit dem Daumen über die Schulter auf Will, der an einem der Tische saß. „Er ist ganz begeistert, weil er dadurch auch Geld spart. Und er bietet dir an, die Bestände für dich einzulagern.“
„Das ist toll.“ Verblüfft lächelte Nancy sie an. „Weshalb bin ich niemals auf diese Idee gekommen?“
„Ich hole Will her, dann könnt ihr alles Weitere besprechen.“
„Nein, warte.“ Nancy hielt sie fest. „Erklär mir erst noch deine anderen
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