Ein Mann für alle Lagen
lediglich gesagt, dass Cowboyhüte Frauen nicht stehen.“ Jake nahm einen der Becher.
„Aber sie trug einen Cowboyhut.“
„Wirklich?“ Jake runzelte die Stirn. „Mist. Das ist mir nicht aufgefallen.“
„Er war grellrot.“ Will zögerte einen Moment, bevor er weiter sprach. „Es ist wegen Kate, stimmt’s? Seit sie weg ist, führst du dich wie ein Monster auf. Ruf sie an.“
„Es liegt nicht an Kate“, wehrte Jake ab. „Na gut, zum Teil schon, aber nicht nur.“ Er schüttelte den Kopf. „Irgendetwas stimmte schon nicht, bevor sie hier war. Sie hat es nur noch schlimmer gemacht.“
„Was ist es dann?“ Will setzte sich, um zuzuhören.
Jake suchte nach Ausflüchten, entschied sich aber dann für die Wahrheit. „Ich langweile mich“, gestand er.
„Ein Wunder ist geschehen!“ rief Will aus.
Jake setzte sich auf und sah seinen Bruder an. „Ich werde ‚Toby’s Corners’ nicht verlassen. Mir gefällt es hier.“
„Na, wenigstens ein Anfang.“ Will trank einen Schluck.
Einen Augenblick dachte Jake schweigend nach. „Haben wir Geld zur Verfügung?“ wollte er dann wissen.
„Das meiste steckt im Hotel und in der Anlage“, sagte Will. „Ich habe eine Summe für zukünftige Ausgaben zurückgelegt. Das ist nicht viel. Vielleicht zehn- oder fünfzehntausend.“
„Ich möchte es haben“, sagte Jake.
„Werde ich das Geld wiedersehen?“
„Das weiß ich nicht. Vielleicht hättest du mir lieber nicht einreden sollen, dass ich etwas unternehmen und mich für nörgelnde Blondinen interessieren soll.“
„Da wir gerade von Kate reden, was wirst du tun?“ fragte Will.
„Keine Ahnung.“ Jake blickte wieder auf die untergehende Sonne. „Das muss ich mir noch genau überlegen.“
„Damit könntest du dich die nächsten zwanzig Jahre beschäftigen, so wie ich dich kenne.“
„Jetzt klingst du schon wie Kate“, beschwerte Jake sich.
„Sie ist eine intelligente Frau. Wir haben viel gemeinsam.“ Will sah seinen Bruder prüfend an. „Um das Geld tut es mir nicht Leid, Aber wenn du denkst, du wirst glücklich, wenn du’s ausgibt, dann irrst du dich. Es geht um Kate, und das weißt du auch.“
„Irgendwie müsste ich sie dazu bringen, wieder hierher zu kommen“, bemerkte Jake. „Sie war glücklich hier oder nicht?“
„Ja, das war sie. Hol sie zurück.“
„Wie?“ wollte Jake wissen.
„Ruf sie an und bitte sie darum“, schlug Will vor.
„Nein. Es muss für sie noch andere Gründe außer mir geben, damit sie hier auf Dauer glücklich sein kann. Ich muss mir irgendetwas Cleveres einfallen lassen.“
„Entführ sie, oder erzähl ihr, dass du von ihr schwanger geworden bist.“
Jake stieß verächtlich die Luft aus. „Du bist mir nicht gerade eine große Hilfe.“
„Auf jeden Fall musst du etwas unternehmen und nicht weiter hier herumlaufen und alle deine Freunde vergraulen.“ Will stand auf und verließ die Veranda.
Das Einzige, was ihr Spaß macht, ist, sich um die Geschäfte anderer Leute zu kümmern, überlegte Jake. Und ich. Während er seinen Kaffee trank, dachte er weiter darüber nach. Das konnte vielleicht der Ansatz einer Idee sein.
Nach einer Weile stand er auf und fuhr zu Nancy.
Kate saß in ihrem Büro und telefonierte mit Chester Vandenburg, dem Vizepräsidenten einer Gesellschaft, für deren Rettung vor dem drohenden Bankrott sie seit sechs Wochen Tag und Nacht arbeitete. Dabei stachelte sie der Gedanke an, dass sechshundert Arbeitsplätze und das Kapital von über zweitausend Kleinanlegern auf dem Spiel standen.
Doch gleichzeitig verspürte sie einen wachsenden Widerwillen gegen das Leben in der Stadt und ihren stressigen Job und hatte eine unbändige Sehnsucht nach Jake, auch wenn sie solche Gefühle immer entschlossen beiseite schob.
„Mr. Vandenburg, könnten Sie mir erklären, wieso Sie Ihren Managern eine Gehaltserhöhung gegeben haben?“ Ungeduldig klopfte sie mit den Fingern auf die Tischplatte. „Diese Leute sind doch dafür verantwortlich, dass Ihre Firma in die roten Zahlen geraten ist. Haben Sie keine Schuldgefühle gegenüber den Aktienbesitzern, Mr. Vandenburg? Kennen Sie überhaupt so etwas wie ein Gewissen?“ Sie unterbrach sich, als sie merkte, dass ihre Stimme immer schriller klang.
„Ich habe den Eindruck, dass Sie von großen Unternehmen nicht viel Ahnung haben, Miss Svenson“, entgegnete Vandenburg eisig. Gute Führungskräfte sind die Pfeiler …“
„Ich bin mit solchen Unternehmen aufgewachsen, Mr. Vandenburg.
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