Ein Mann für alle Lagen
Meine ersten Aufsätze habe ich über Geldanlagen und Firmenübernahmen geschrieben. Aber noch größer als meine Kenntnisse ist Ihre Ignoranz gegenüber den Vorgängen, die vor Ihrer Nase geschehen und von Ihnen noch unterstützt werden.“
„Wollen Sie etwa behaupten, ich sei unfähig? Vielleicht sollte Ihr Vater uns lieber einen anderen Berater zuteilen, Miss Svenson.“
Kate hörte nur noch ein Klicken in der Leitung, als Mr. Vandenburg auflegte. Gleichzeitig ging die Tür zu ihrem Büro auf.
„Schon gut, sie kennt mich“, beruhigte Jessie Kates Sekretärin und kam mit zwei Papiertüten zu Kate. ‚Apfeltaschen und schwarzer Kaffee. Du siehst ja entsetzlich aus.“
„Danke“, sagte Kate. „So fühle ich mich auch. Ich wusste gar nicht, für was für schlechte Menschen ich arbeite.“ Sie holte eine Schachtel aus einer der Tüten. „Das riecht gut, vielleicht lenkt mich das ab.“ Sie sah Jessie ein. „Weißt du, früher hat mir die Arbeit Spaß gemacht, aber jetzt ist das alles anders.“
Jessie ließ vor Überraschung beinahe ihre Apfeltasche fallen. „Aber das ist doch toll. Dann fang doch irgendwo anders ganz neu an. Sagen wir, in Kentucky.“
„Nein“, entgegnete Kate sofort.
„Wenn Jake nicht dort lebte, würdest du sofort hinfahren. Du vermisst das Städtchen.“
„Schon möglich.“ Kate wickelte ihre Apfeltasche aus und betrachtete sie unglücklich. „Ich fühle mich so elend, dass mir der Appetit vergeht.“
„Du vermisst Jake auch. Sei nicht dumm, und gesteh es dir endlich ein“, drängte Jessie.
„Seit sechs Wochen hat er nicht angerufen. Wahrscheinlich würde er mich nicht einmal erkennen, wenn wir uns träfen.“
„Ach hör doch damit auf.“
„Sechs Wochen.“ Kate blickte Jessie verletzt an. „Ich habe meinen Anrufbeantworter unter einem Berg Kissen begraben, weil ich es nicht ertragen konnte, dass nie eine Nachricht von ihm drauf war.“ Sie wies auf das Büro. „Das ist alles, was ich habe. Und ich hasse es.“
„Was du brauchst“, sagte Jessie, „ist ein Plan.“ Sie schnappte sich einen Notizblock.
„Nicht schon wieder!“ Kate hob abwehrend die Hände. „Sieh dir doch an, wohin dein letzter Plan mich gebracht hat.“
„Also, wenn ich mich recht entsinne“, überging Jessie Kates Einwand, „dann muss man zuerst ein Ziel festsetzen.“ Sie nahm sich einen Stift. „In deinem Fall heißt das, du willst Jake heiraten.“
„Jessie“, setzte Kate an, doch sie kam nicht zu Wort.
„Tja, was hält dich eigentlich davon ab, ihn zu heiraten?“
„Er spricht nicht mit mir, und das erscheint mir eher nachteilig für eine Ehe“, erklärte Kate spöttisch.
„Wir wissen nicht, ob er nicht mit dir spricht“, sagte Jessie. „Er ruft dich lediglich nicht an. Das ist ein Unterschied.“
„Den kann ich nicht entdecken“, wandte Kate ein.
Aber Jessie schrieb: 1. Er ruft nicht an. „Was noch?“ wollte sie wissen. „Der Mann liebt dich, du liebst ihn, und ich werde euch wieder zusammenbringen.“
„Er denkt, dass er mich liebt“, stellte Kate richtig. „Als ich abfuhr, war er sich darüber noch nicht ganz im Klaren.“
„Okay“, meinte Jessie und notierte: 2. Er glaubt, dass er sie liebt. „Das klappt ja bestens. Weiter.“
„Na ja, er hasst Auseinandersetzungen. Aber er mag es auch nicht, wenn Frauen versuchen, ihn mit weiblichen Tricks zu etwas zu überreden. Damit wird so ziemlich jeder menschliche Kontakt unmöglich, abgesehen von Sex.“
„Was hält er von Sex?“
„Davon ist er schwer begeistert“, erwiderte Kate und fragte sich, ob er diesem Hobby vielleicht jetzt mit einer anderen Frau nachging.
Jessie schrieb auf: 3. Er hasst Auseinandersetzungen und Manipulation.
„Außerdem arbeitet er nicht, und das macht mich verrückt. Er will keine Verpflichtung eingehen, und zusätzlich sagt er ganz offen, dass es in ‚Toby’s Corner’ nichts für mich zu tun gibt. Wenn das keine Abwehrstrategie ist…“
„Tja, ohne Arbeit würdest du nicht glücklich sein.“ Jessie notierte die Punkte vier bis sechs: Er arbeitet nicht, er will keine Verpflichtung eingehen, er glaubt, es gebe für sie keine Arbeit in Toby’s Corners. „Das ist alles? Aber das lässt sich doch regeln.“
„Nur noch ein Punkt: Er will nicht heiraten. Und ich möchte einen Antrag bekommen und wünsche mir eine Hochzeit mit allem Drum und Dran.“
„Okay.“ Jessie vervollständigte die Liste: 7. Er will nicht heiraten. „Also der erste Punkt ist leicht. Ruf ihn
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