Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
forderte er sie auf. „Mein Terminplan und Ihrer sollten sich doch hervorragend vereinbaren lassen.“
Und dann, zu ihrer Verblüffung, war er eingeschlafen. Weder döste er nur, noch stellte er sich schlafend, nein, er schlief wirklich, tief und fest. Als hätte er einfach einen Schalter umgelegt.
Mit einem leisen Klicken setzte sie ihr halb volles Glas ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war wütend, weil er sie nicht geküsst hatte. Nicht etwa, weil sie von ihm geküsst werden wollte, sagte sie sich, als sie zum getönten Seitenfenster hinausstarrte. Sondern weil er ihr die Chance genommen hatte, ihm ihre Krallen zu zeigen.
Langsam kam ihr der Gedanke, wie viel Spaß es ihr machen würde, ein wenig italienisches Blut zu vergießen.
3. KAPITEL
D ie Koffer waren gepackt und in der Limousine verstaut. Als reine Vorsichtsmaßnahme hatte Juliet einen letzten Blick in Carlos Suite geworfen, um sicherzugehen, dass er auch nichts vergessen hatte. Die Tournee mit dem Autoren der Mystery-Reihe war ihr noch gut in Erinnerung. Der Mann hatte seine Zahnbüste achtmal vergessen, bei einer Tour durch acht Städte. Ein rascher letzter Kontrollgang war einfacher als die Suche nach einem Drogeriemarkt, der mitten in der Nacht noch geöffnet hatte.
Das Verlassen des Hotels lief schnell und ohne unvorhergesehene Komplikationen ab. Zu Juliets Erleichterung standen auf Carlos Zimmerrechnung keine großen zusätzlichen Spesen. Was hieß, dass ihr Budget also durchaus ausreichen konnte. Zügig und ohne Verzögerung verließen sie das Wilshire. Juliet konnte nur hoffen, dass das Einchecken am Flughafen und dann in dem Hotel in San Francisco ebenso problemlos vonstattengehen würde.
An die Simpson Show wollte sie gar nicht denken.
Es war nicht notwendig, Carlo noch einmal darauf hinzuweisen, wie wichtig sein Auftritt dort war. Juliet war klar, dass Carlo oft genug in den Staaten gewesen war, um zu wissen, wie wichtig seine kurze Demonstration der richtigen Zubereitung von biscuit tortoni und seine zehn Minuten auf Sendung waren. Die Simpson Show war seit fünfzehn Jahren die beliebteste Abendshow im ganzen Land, Bob Simpson war sozusagen eine amerikanische Institution. Einige wenige Minuten in seiner Show konnten die Verkaufszahlen von Büchern selbst in dem entlegensten Winkel des Landes in astronomische Höhen katapultieren. Oder den Absatz komplett vernichten.
Mann oh Mann, dachte sie, als erneut Aufregung in ihr aufschäumen wollte, wie beeindruckend es doch aussieht, die Simpson Show auf der Agenda stehen zu haben.
Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Carlo es nicht verbocken würde.
Juliet schaute in die kleine Gefriertruhe, die gleich hinter der Studiobühne stand, um sicher sein zu können, dass das Dessert, das Carlo vorbereitet hatte, noch heil und in einem Stück vorhanden war. Diese Komposition musste vier Stunden frieren, das hieß, sie mussten das Vorher-Nachher-Spiel für die Zuschauer spielen. In der Sendung würde Carlo das Dessert vor den Augen des Publikums zubereiten, und dann, voilà, wurde das fertige Endresultat aus der Kühltruhe von der Kamera eingefangen.
Obwohl Carlo bereits mit dem Produzenten und dem Redakteur alle Zutaten und Utensilien durchgegangen war, prüfte Juliet noch einmal alles. Die Sahne stand fertig geschlagen im Kühlschrank, und offensichtlich hatte sich auch niemand an den Makronen vergriffen. Die Flasche mit dem trockenen Sherry war besorgt worden und stand bereit. Niemand hatte das Siegel gebrochen, um einen kleinen Schluck von der ganz bestimmten Sorte, die Carlo verlangt hatte, zu probieren.
Fast glaubte Juliet, sie könnte dieses imposante gefrorene Dessert selbst zubereiten, falls es nötig werden sollte, aber sie war heilfroh, dass sie nicht vor Millionen von Fernsehzuschauern am Bildschirm eine Demonstration ihres Könnens geben musste.
Er scheint weder den geringsten Druck noch Lampenfieber zu verspüren, dachte sie, als sie in den Warteraum überwechselten. Im Gegenteil, er hatte der spärlich bekleideten Blondine auf dem Sofa bereits gewinnend zugelächelt und ihr eine Tasse Kaffee besorgt.
Kaffee? Selbst für Hollywoods Verhältnisse brauchte man eine ausschweifende Fantasie, um das Gebräu in der Kanne als Kaffee zu bezeichnen. Juliet hatte nur einen Schluck von dem lauwarmen Teer genommen und ihre Tasse sofort beiseitegestellt.
Die kleine Blondine war offensichtlich das neue Sternchen einer beliebten Seifenoper im Abendprogramm, und sie bebte
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