Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Stuhl hätte, dann ließ sie die Aspirin in ihrer Rocktasche verschwinden und schaute sich um.
„Ist er nicht fabelhaft?“, hörte Juliet jemanden auf der anderen Seite des Buchregals murmeln.
„Himmel, und ob. Ich bin froh, dass du mich überredet hast, mitzukommen.“
„Dafür hat man doch Freunde, nicht wahr?“
„Ich hatte ehrlich gedacht, ich würde mich zu Tode langweilen. Und jetzt fühle ich mich wie ein Teenager auf einem Rockkonzert. Er hat so viel ...“
„Klasse“, ergänzte die zweite Stimme. „Sollte jemals ein solcher Mann in meinem Leben auftauchen, werde ich ihn ganz sicher nicht wieder ziehen lassen.“
Neugierig umrundete Juliet das Regal. Sie war nicht sicher, was sie erwartet hatte – junge Hausfrauen oder Studentinnen vielleicht. Was sie dann sah, waren zwei attraktive Frauen Anfang dreißig, beide in eleganten Kostümen.
„Ich muss zurück ins Büro.“ Eine der beiden Frauen sah auf ihre teure Rolex. „Um drei habe ich ein Meeting.“
„Und ich muss wieder ans Gericht.“
Beide Frauen verstauten ihre signierten Bücher in ledernen Aktenkoffern.
„Wie kommt es, dass es keinem der Männer, mit denen ich ausgehe, gelingt, einen Handkuss nicht wie eine einstudierte Geste aus einem erfolglosen Einakter wirken zu lassen?
„Das ist alles eine Frage des Stils.“
Mit dieser Beobachtung – oder Klage – verschwanden die beiden Frauen in der Menge.
Um Viertel nach drei signierte Carlo noch immer Bücher, aber die Menge hatte sich genügend ausgedünnt, sodass Juliet ihn jetzt sehen konnte. Und Stil hatte er, wie sie zugeben musste. Niemand, der mit seinem erstandenen Buch an Carlos Tisch kam, wurde mit einer schnellen Unterschrift und einem flüchtigen Lächeln abgespeist und wieder weggeschickt. Carlo plauderte mit den Leuten. Nein, er erfreute sich an ihnen, korrigierte Juliet sich still. Ganz gleich, ob es die nach Lavendel riechende Großmutter war oder eine junge Mutter mit ihrem Kleinkind auf dem Arm. Wie fand er für jeden dierichtigen Worte, fragte sie sich, sodass alle den Tisch mit einem Lachen, einem Lächeln oder einem verträumten Seufzer verließen?
Der erste Tag der Tour, rief sie sich in Erinnerung. Die Frage war, ob Carlo dieses Level für drei Wochen halten konnte. Und die Antwort darauf würde nur die Zeit bringen. Juliet beschloss, ihm noch eine Viertelstunde zu lassen, bevor sie ihn zum Ausgang lotste.
Doch selbst mit der zusätzlichen halben Stunde wurde es nicht leicht. Juliet begann das Muster zu erkennen, in dem höchstwahrscheinlich die gesamte Tour ablaufen würde. Carlo würde bezaubern und entzücken, und ihr fiele die wenig attraktive Rolle der Spaßbremse zu. Nun, dafür wurde sie bezahlt, hielt sie sich vor Augen und begann damit, die Leute lächelnd und plaudernd zum Ausgang zu drängen. Um vier Uhr war nur noch eine Handvoll Hartgesottener übrig geblieben. Mit vielen Entschuldigungen und eisernem Griff eiste sie Carlo schließlich los.
„Das ist ganz hervorragend gelaufen“, sagte sie, während sie ihn auf den Bürgersteig zog. „Einer der Buchhändler sagte mir, sie seien fast ausverkauft. Da möchte man doch wissen, wie viel Pasta heute Abend in L. A. gekocht wird. Sie können den heutigen Tag also als einen weiteren Ihrer Triumphe erachten.“
„Grazie.“
„Prego. Allerdings werden wir nicht immer genügend Zeit haben, um eine volle Stunde zu überziehen“, warnte sie ihn vor, während die Tür der Limousine sich hinter ihnen schloss. „Es wäre hilfreich, wenn Sie ein Auge auf die Zeit hielten und, sagen wir, eine halbe Stunde vor Ende das Tempo ein wenig beschleunigen könnten. Jetzt bleiben Ihnen noch eine Stunde und fünfzehn Minuten, bevor Sie wieder auf Sendung ...“
„Gut.“ Er drückte einen Knopf und wies den Fahrer an, ohne bestimmtes Ziel durch die Stadt zu fahren.
„Aber ...“
„Selbst ich brauche ab und zu Entspannung“, erklärte er und öffnete einen kleinen Einbauschrank, in dem eine Bar untergebracht war. „Cognac“, entschied er und goss die bernsteinfarbene Flüssigkeit in zwei Schwenker, ohne Juliet zu fragen. „Sie hatten immerhin zwei Stunden, um durch die Stadt zu bummeln.“
Juliet dachte an die anderthalb Stunden am Mobiltelefon und dann an die Zeit, die nötig gewesen war, um alle Besucher der Signierstunde aus dem Laden zu bekommen. Zweieinhalb Stunden hatte sie vollen Einsatz gebracht, aber sie sagte keinen Ton. Der Cognac lief weich und wärmend ihre Kehle herunter.
„Ihr Auftritt
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