Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Pilze mit Zellophan abgedeckt!“ Er riss die Folie ab, bevor Juliet ihn aufhalten konnte.
„Carlo, Sie können das doch nicht einfach auspacken!“
„Ich nehme nur das, was ich will. Sehen Sie selbst, wie klein und kümmerlich manche davon sind.“ Mit Engelsgeduld begann er die Pilze auszusortieren, die ihm nicht genehm waren.
„Lassen Sie uns die Pilze, die Sie nicht wollen, im Hotel aussortieren.“ Sich nach dem Nachtmanager umsehend, packte sie die ausrangierten Pilze wieder zurück in das Plastikkörbchen. „Dann kaufen Sie eben zwei Kistchen, wenn Sie sie brauchen.“
„Das ist Verschwendung. Haben Sie etwa Geld zu verschwenden?“
„Es ist das Geld des Verlegers.“ Hastig stellte sie den aufgerissenen Pilzkorb in den Einkaufswagen. „Er wird es gern verschwenden. Ich bin sicher, er wird es sogar voller Begeisterung verschwenden.“
Carlo überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Nein, ich kann das nicht tun.“ Doch als er nach dem Plastikkorb im Einkaufswagen greifen wollte, versperrte Juliet ihm den Weg.
„Carlo, wenn Sie noch ein Paket aufreißen, wird man uns festnehmen und abführen.“
„Ich sitze lieber im Gefängnis, als dass ich Pilze kaufe, die mir morgen früh nichts nützen.“
Sie lachte, wich aber keinen Millimeter zur Seite. „Nein, das ist keine Option.“
Mit einer Fingerspitze strich er über ihre Lippen, bevor sie Zeit hatte zu reagieren. „Dann tue ich es für Sie, wider besseres Wissen.“
„Grazie. Haben Sie nun alles?“
Sein Blick folgte dem Weg, den seine Fingerspitze gerade so langsam genommen hatte. „Nein.“
„Also, was benötigen Sie sonst noch?“
Er trat näher an sie heran, und weil sie nicht damit gerechnet hatte, fand sie sich zwischen ihm und dem Einkaufswagen gefangen. „Der heutige Abend scheint gemacht für erste Lektionen“, murmelte er und strich mit seinen Händen sacht über ihre Wangen.
Sie hätte lachen müssen. Juliet sagte sich, wie lächerlich es war, dass er unter den grellen Neonlichtern der Gemüseabteilung eines Vierundzwanzigstunden-Supermarkts einen Annäherungsversuch starten wollte. Carlo Franconi, für den die Verführung eine ebensolche Kunst wie das Kochen war, würde niemals eine so unpassende Szenerie für einen solchen Schritt auswählen.
Doch sie sah den Ausdruck, der in seinen Augen lag, und das Lachen blieb in ihrer Kehle stecken.
Manche Frauen, so dachte er, als er ihre Haut warm und weich an seinen Handflächen spürte, sind dazu gemacht, behutsam unterrichtet zu werden. Sehr behutsam. Einige Frauen wurden mit dem Wissen geboren, andere mit Zweifeln und Fragen.
Bei Juliet würde er sich Zeit und Muße nehmen. Weil er verstand. Zumindest glaubte er zu verstehen.
Sie sträubte sich nicht, ihre Lippen hatten sich vor Überraschung leicht geöffnet. Sanft presste er seinen Mund auf ihren, nicht zögernd oder fragend, sondern geduldig. Ihre Augen hatten ihm bereits die Antwort verraten.
Er drängte nicht. Ihm war gleich, wo sie sich befanden, dass die Lichter grell waren und die Musik schmalzig. Wichtig war ihm nur, dass er den Geschmack auskostete, der sich ihm bot. Also probierte er ein weiteres Mal, ohne Druck. Und noch einmal.
Juliet stellte fest, dass sich ihre Finger um die Metallstäbe des Einkaufswagens krallten. Sie lehnte sich dagegen. Wieso wehrte sie sich nicht? Wieso schob sie Carlo nicht beiseite und verließ den Laden? Schließlich hielt er sie doch nicht fest. Er hatte nur leicht die Hände um ihr Gesicht gelegt, schmeichelnd, aber keineswegs drängend. Sie konnte sich freimachen. Sie konnte gehen. Sie sollte gehen.
Aber sie tat es nicht.
Seine Daumen lagen unter ihrem Kinn, streichelten dort leicht. Er fühlte den Puls, schnell und hart, und achtete bewusst darauf, seine Berührung sanft zu halten. Das hatte er von Anfang an vorgehabt, nur hatte er nicht ahnen können, dass ihr Geschmack so einzigartig sein würde.
Keiner von ihnen hätte sagen können, wer den nächsten Schritt machte. Vielleicht setzten sie ja zusammen dazu an. Seine Lippen lagen lange nicht mehr so leicht auf ihren, und ihre waren längst nicht mehr so passiv. Ohne ein Wort, ohne einen Blick fanden sie den Mund des anderen.
Juliet hielt nicht mehr den Einkaufswagen umklammert, sondern ließ ihre Finger zu Carlos Schultern wandern, um ihn enger zu sich heranzuziehen. Ihre Körper schmiegten sich perfekt aneinander. Das hätte ihr eine Warnung sein müssen. Sie hatte sich noch nie einfach gehen
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