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Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne

Titel: Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Stunden früher, als er überhaupt gebraucht – oder gewollt – wurde. Juliet hatte keine große Lust, die ersten beiden Stunden eines garantiert hektischen Tages in Gesellschaft eines arroganten, selbstzufriedenen und egozentrischen Chefkochs zu verbringen, der zudem aussah, als sei er gerade aus einem zweiwöchigen Urlaub unter der Sonne der Riviera zurückgekehrt.
    Der Mann braucht offenbar keinen Schlaf, dachte sie verstimmt, während sie ein Taxi vom Hotel zum Einkaufszentrum nahmen.
    Was immer die Reisebüros auch über das sonnige Kalifornien erzählen mochten – es regnete. Dicke Tropfen fielen vom Himmel und machten Juliet innerhalb weniger Minuten klar, dass sie sich den ganzen Aufwand mit ihrer Frisur heute Morgen hätte sparen können.
    Entschlossen, die Fahrt zu genießen, blickte Carlo aus dem Fenster. Ihm gefiel es, wie die schweren Tropfen in die Pfützen platschten. Unwichtig, dass er heute Morgen um kurz nach vier gehört hatte, wie der Regen einsetzte. „Es ist ein beruhigendes Geräusch“, entschied er. „Es macht alles so ... friedlich, alles so viel sanfter, finden Sie nicht auch?“
    Juliet riss sich von ihrem eigenen düsteren Ausblick auf den Regen los und drehte sich zu ihm um. „Wie bitte?“
    „Der Regen.“ Carlo fielen die dunklen Ringe unter ihren Augen auf. Gut. Sie war also nicht ungerührt geblieben. „Regen verändert die Sicht auf die Dinge.“
    Unter normalen Umständen hätte Juliet zugestimmt. Sie hatte sich noch nie davor gescheut, in einem Gewitter zur U-Bahn-Station zu rennen, oder in feinem Niesei über die Fifth Avenue zu schlendern. Heute jedoch hielt sie es für ihr gutes Recht, sich auf die negativen Seiten zu konzentrieren. „Der Regen wird Ihr Publikum heute um gute zehn Prozent schrumpfen lassen.“
    „Na und?“ Er zuckte nur ungerührt mit den Schultern, während das Taxi auf den Parkplatz des Einkaufszentrums bog.
    Was sie in diesem Moment wirklich nicht gebrauchen konnte, war Gleichgültigkeit. „Carlo, der Sinn dieser ganzen Übung besteht darin, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.“
    Er tätschelte ihre Hand. „Sie denken nur an Zahlen, anstatt sich viel mehr auf meine pasta am pesto zu freuen. In wenigen Stunden wird jedem das Wasser im Mund zusammenlaufen.“
    „Ich denke nicht über Essen, so wie Sie es tun“, murmelte sie. Sie wunderte sich noch immer darüber, wie er heute Morgen um sechs mit liebevoller Sorgfalt die erste Portion Linguini zubereitet hatte, um knapp zwei Stunden später das Gericht nochmals vor laufender Kamera zu präparieren. Beide Male waren ihm exquisite Beispiele feinster italienischer Kochkunst gelungen. Er hatte eher wie ein Filmstar auf Urlaub ausgesehen denn wie ein arbeitender Chefkoch – und war das nicht genau das Image, das er verkörpern sollte? Sein Auftritt in der Morgenshow war einfach perfekt gewesen. Was Juliet nur umso pessimistischer machte, wenn sie an den Rest des Tages dachte. „Es ist schwer, bei einem solchen Tagesablauf überhaupt an Essen zu denken.“
    „Das kommt nur daher, weil Sie morgens nichts essen.“
    „Linguini zum Frühstück bekommen mir nicht.“
    „Meine Linguini sind immer bekömmlich.“ Mit einem leisen Schnauben stieg Juliet aus dem Taxi in den Regen. Obwohl sie zu einem Spurt zum Eingang ansetzte, war Carlo vor ihr bei der Tür und hielt sie für sie auf. „Danke.“ Im Innern strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und fragte sich, wie schnell sie wohl eine Tasse Kaffee bekommen könnte. „In den nächsten zwei Stunden haben Sie nichts zu tun.“ Das hieß, er würde also nur im Weg stehen, während in der dritten Etage alles aufgebaut werden musste.
    „Dann werde ich mich eben ein wenig umsehen.“ Die Hände in den Taschen, ließ er seinen Blick in die Runde schweifen. Wie der Zufall es wollte, waren sie durch den Eingang direkt in der Dessousabteilung gelandet. „Ich finde Ihre amerikanischen Kaufhäuser faszinierend.“
    „Das glaube ich Ihnen unbesehen“, erwiderte sie trocken und sah zu, wie er den Spitzenbesatz eines dünnen Seidenhemdchens befühlte. „Wenn Sie möchten, können Sie ruhig erst mit mir nach oben kommen.“
    „Nein, nein.“ Eine Verkäuferin mit einem Gesicht, das einen zweiten Blick wert war, legte Negliges zusammen und strahlte Carlo an. „Ich denke, ich schaue mich ein wenig genauer um und sehe mir an, was die Läden hier so zu bieten haben.“ Er lächelte zurück. „Bis jetzt bin ich zumindest schon einmal

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