Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
Weg.
„Gehen Sie ruhig wieder nach draußen, Mann. Juliet und ich sind noch nicht fertig.“
Den Kopf leicht geneigt, schaute Carlo sie fragend an. „Bist du fertig mit ihm?“
„Ja.“ Liebend gern wäre sie von der Anrichte gesprungen, aber Tim stand ihr im Weg. Frustriert blieb Juliet, wo sie war.
„Anscheinend ist die Lady doch fertig mit Ihnen.“ Carlo lächelte liebenswürdig, doch seine Augen blickten eiskalt. „Sie stehen ihr im Weg.“
„Ich sagte doch, verschwinden Sie.“ Verärgert packte Tim Carlo beim Kragen. Erst jetzt wurde das Ausmaß ihres Größenunterschiedes wirklich deutlich.
„Hört auf mit dem Unsinn! Beide!“ Juliet hatte bereits das lebhafte Bild von Carlo mit blutender Nase und aufgeplatzter Lippe vor Augen. Sie griff nach einer gläsernen Gebäckschale. Bevor sie Gebrauch davon machen konnte, stieß Tim ein kehliges Grunzen aus und klappte ruckartig mit dem Oberkörper vornüber. Nach Luft schnappend hielt er sich den Magen, und Juliet starrte ihn irritiert an.
„Du kannst das wieder hinstellen“, sagte Carlo ruhig und zeigte auf das Glas. „Es wird Zeit, dass wir gehen.“ Als sie sich nicht rührte, nahm er ihr die Schale aus den Händen, stellte sie an ihren Platz zurück und hob Juliet dann von der Anrichte herunter. „Sie werden uns jetzt sicherlich entschuldigen“, meinte er höflich zu dem stöhnenden Tim und führte Juliet nach draußen.
„Was hast du da gemacht?“
„Das, was nötig war.“
Juliet schaute zurück zur Küchentür. Wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte ... „Du hast ihn überwältigt.
„Das war nicht so schwierig.“ Freundlich nickte Carlo einer Gruppe Sonnenanbeterinnen zu.
„Aber ...“ Sie starrte auf Carlos Hände. Es waren elegante Hände mit schlanken Fingern und einem funkelnden Diamanten am kleinen Finger. Solche Hände verband man nicht mit Tätlichkeiten. „Er ist viel größer ...“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue setzte Carlo seine Sonnenbrille wieder auf. „Groß ist nicht immer von Vorteil. Die Nachbarschaft, in der ich aufwuchs, hat mich vieles gelehrt. Bist du so weit, dass wir gehen können?“
Seine Stimme klang nicht freundlich, wurde ihr klar. Sie klang kalt. Eiskalt. Instinktiv ahmte sie seinen Ton nach. „Ich nehme an, ich sollte dir jetzt danken.“
„Es sei denn, es hat dir Spaß gemacht, betatscht zu werden. Vielleicht hat der gute Tim ja nur auf die Signale reagiert, die du ihm gesandt hast.“
Juliet blieb abrupt stehen. „Welche Signale?“
„Die Signale, die Frauen aussenden, wenn sie es auf einen Flirt anlegen.“
Da sie davon überzeugt war, ihr Temperament unter Kontrolle halten zu können, gab sie sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln. Es funktionierte nicht. „Er mag ja größer gewesen sein als du“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. „Aber ich glaube, du bist ein ebensolcher Idiot wie er. Ihr beide seid euch da sehr ähnlich.“
Die dunklen Gläser der Sonnenbrille verbargen seine Augen, dennoch konnte Juliet erkennen, wie er sie zusammenkniff. „Du vergleichst das, was zwischen uns existiert, mit dem, was da drinnen passiert ist?“
„Ich will damit sagen, dass manche Männer ein Nein nicht mit Anstand akzeptieren können. Du hast vielleicht einen eleganteren Stil, Carlo, aber im Grunde bist du hinter dem Gleichen her wie er, ob es nun ein Schäferstündchen im Hotelbett oder im Wasserbett ist.“
Abrupt ließ er ihren Arm los, steckte beide Hände in die Taschen. „Wenn ich deine Gefühle falsch interpretiert habe, muss ich mich entschuldigen, Juliet. Ich bin kein Mann, der es nötig hat oder sich gar einen Spaß daraus macht, Frauen zu bedrängen. Möchtest du gehen oder lieber noch bleiben?“
Nein, er bedrängte sie nicht, und doch fühlte sie den Druck – in ihrer Kehle, hinter ihren Lidern. Sie konnte sich den Luxus nicht leisten, dem nachzugeben. „Ich würde gern ins Hotel zurückkehren. Ich habe noch einiges an Arbeit zu erledigen.“
„Natürlich.“ Er ließ sie stehen und ging, um ihren Gastgeber zu suchen.
Drei Stunden später musste Juliet einsehen, dass Arbeiten unmöglich war. Dabei hatte sie sämtliche Tricks angewandt, die sie kannte, um sich zu entspannen. Eine halbe Stunde in der heißen Wanne und leise Musik aus dem Radio, während sie dem Sonnenuntergang durch das Fenster ihres Hotelzimmers zuschaute. Als sie dennoch angespannt und gereizt blieb, ging sie den Plan für Houston zweimal durch. Von sieben Uhr in der Früh bis
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