Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
sein“, schleuderte sie mit einer Heftigkeit zurück, die sie beide schockierte. „Ich will nicht eines von den Dutzenden von Gesichtern, einer von unzähligen Namen sein, die mit dir in Zusammenhang gebracht werden.“
„Aha“, murmelte er, „jetzt kommen wir der Wahrheit näher. Du bist wütend auf mich. Deswegen.“ Er legte den Zeitungsschnipsel ab. „Du bist wütend, weil es jetzt mehr Wahrheit enthält als zu der Zeit, als es veröffentlicht wurde.“
„Ich will kein Name auf einer Liste sein, Carlo.“ Ihre Stimme war ruhiger, tiefer geworden. Sie steckte die geballten Fäuste in ihre Rocktaschen. „Nicht auf deiner, auf niemandes Liste. Ich bin nicht so weit im Leben gekommen, um das jetzt zuzulassen.“
Er stand da und fragte sich, ob ihr überhaupt klar war, wie beleidigend ihre Worte waren. Nein, für sie waren es nur Fakten, keine Giftpfeile. „Ich habe dich auf keine Liste gesetzt, Juliet. Wenn du glaubst, in eine Reihe mit anderen Frauen gestellt zu werden, entspringt das deiner Fantasie. Mit mir hat das nichts zu tun.“
„Vor ein paar Wochen war es die französische Schauspielerin, vor ein paar Monaten die verwitwete Gräfin.“
Er wurde nicht laut, aber es lag nur an seiner Willenskraft, dass seine Stimme gleichmäßig und ruhig klang. „Ich habe nie vorgegeben, du seist die erste Frau in meinem Bett. Ich habe auch nie erwartet, dass ich der erste Mann in deinem Bett bin.“
„Das ist etwas völlig anderes.“
„Ah, jetzt also findest du diese Doppelmoral durchaus praktisch, nicht wahr?“ Er nahm den Zeitungsausschnitt zur Hand, zerknüllte ihn und warf ihn in den Papierkorb. „Für so etwas habe ich keine Geduld, Juliet.“
Er war schon bei der Tür, bevor sie wieder sprach. „Carlo, warte.“ Nur eine hauchdünne Lage Höflichkeit kaschierte die Wut, als er sich zu ihr umdrehte. „Verdammt.“ Die Hände noch immer in den Taschen, marschierte sie zwischen zwei Bücherstapeln hin und her. „Ich hatte nie vor, es an dir auszulassen. Es war völlig unangebracht, und es tut mir ehrlich leid. Wahrscheinlich glaubst du jetzt, dass ich mich nicht sehr vernünftig benehme.“
„Ja, den Anschein hat es im Moment wohl.“
Juliet seufzte. Den schneidenden Ton hatte sie verdient. „Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll ... Ich kann nur sagen, dass mir meine Karriere sehr wichtig ist.“
„Das verstehe ich.“
„Allerdings ist mir meine Privatsphäre ebenso wichtig. Ich will nicht, dass mein Privatleben an der Kaffeemaschine in der Verlagsküche breitgetreten wird.“
„Die Leute reden, Juliet. Das ist ebenso normal wie bedeutungslos.“
„Ich kann das nicht so leicht abschütteln wie du, Carlo.“ Sie hob den Gurt ihrer Aktentasche an, ließ ihn wieder fallen. „Ich bin daran gewöhnt, im Hintergrund zu bleiben. Ich treffe die Arrangements, kümmere mich um die Details, mache die Besorgungen und organisiere. In die Zeitung kommt dann das Bild eines anderen. So will ich es auch haben.“
„Man kann nicht immer alles haben, was man will.“ Die Daumen in die Hosentaschen gehakt, lehnte er sich mit dem Rücken an die Tür und musterte sie. „Dein Ärger sitzt tiefer. Es liegt nicht nur an ein paar Zeilen in der Zeitung, die die Leute schon morgen wieder vergessen haben.“
Sie schloss für einen Moment die Augen, drehte sich dann wieder zu ihm. „Also schön, du hast recht. Aber es ist mehr als nur Ärger. Carlo, ich ... ich habe mich mit dir in eine sehr heikle Position manövriert.“
In Gedanken wiederholte er ihren Satz, wägte die Worte ab, beurteilte. „Heikle Position?“
„Bitte, verstehe mich nicht falsch. Ich bin hier mit dir aufgrund meines Jobs. Es ist mir sehr wichtig, dass ich meine Arbeit nach bestem Wissen und Können professionell erledige. Was zwischen uns passiert ist ...“
„Was ist denn zwischen uns passiert?“, hakte er nach, als sie nicht weitersprach.
„Mach es nicht noch schwieriger, als es schon ist.“
„Na schön, dann vereinfachen wir es doch. Wir sind ein Liebespaar.“
Bebend stieß sie den Atem aus. Sie fragte sich, ob er wirklieh glaubte, dass es so einfach war. Für ihn mochte es vielleicht wie ein Spaziergang im Mondschein sein, sie jedoch befand sich mitten in einem Orkan. „Ich würde diesen Aspekt unserer Beziehung gerne komplett von der geschäftlichen Seite getrennt halten.“
Es verblüffte ihn, dass er eine solche Bemerkung auch noch liebenswert fand. Vielleicht lag ein Teil der Anziehungskraft, die sie auf
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