Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
ein Bett, in dem niemand schläft.“
Mit zusammengebissenen Zähnen steckte sie ihre Kreditkarte wieder ein. „Ich sage dir, was lächerlich ist“, zischelte sie. „Es ist lächerlich, dass du hier stehst und mich ganz bewusst in Verlegenheit bringst.“
„Sie haben die Zimmernummern 1102 und 1108.“ Die Angestellte reichte ihnen die Schlüssel. „Ich fürchte, die Zimmer liegen an entgegengesetzten Enden des Korridors, nicht auf gegenüberliegenden Seiten.“
„Das passt sehr gut.“ Juliet drehte sich um und fand den Pagen hinter sich stehen, der höchst interessiert zuhörte. Ertappt, packte er diensteifrig das Gepäck auf den Kofferwagen. Ohne ein Wort rauschte Juliet an ihm vorbei zu den Aufzügen.
Carlo fiel an ihrer Seite in ihren Schritt mit ein. Ihm war völlig gleich, dass die Empfangsdame ein bezauberndes Lächeln hatte. „Juliet, ich finde es seltsam, dass dir etwas so Simples peinlich sein sollte.“
„Meiner Ansicht nach ist das keineswegs simpel.“ Frustriert stach sie auf den Rufknopf des Aufzugs ein.
„Entschuldige.“ Carlo musste seinen Ärger niederkämpfen. „Ich erinnere mich genau daran, dass du diejenige warst, die sich gewünscht hat, unsere Beziehung möge schlicht und einfach bleiben.“
„Du brauchst meine Worte nicht zu wiederholen. Was ich gesagt habe, hat nichts damit zu tun.“
„Selbstverständlich nicht“, murmelte er und ließ ihr den Vortritt in den Fahrstuhl.
Bei dem Ausdruck auf Juliets Gesicht fing der Page an, sich Sorgen um sein Trinkgeld zu machen. Deshalb setzte er sein freundlichstes Willkommenslächeln auf. „So“, setzte er an, als die Lifttüren sich schlössen. „Bleiben die Herrschaften lange in Chicago?“
„Zwei Tage.“ Es war Carlo, der freundlich antwortete.
„In zwei Tagen kann man eine Menge von der Stadt sehen. Sie sollten auf jeden Fall zum See rausfahren und ...“
„Wir sind geschäftlich in der Stadt“, unterbrach Juliet den jungen Mann. „Rein geschäftlich.“
„Natürlich, Ma’am.“ Lächelnd schob der Page den Gepäckwagen in den Korridor, als der Lift anhielt. „1108 liegt gleich hier vorn.“
„Das ist mein Zimmer.“ Juliet holte ihr Portemonnaie wieder hervor und zog ein paar Banknoten heraus, während der Hotelpage die Zimmertür aufschloss. „Diese beiden Teile gehören mir.“ Sie zeigte auf die Gepäckstücke, bevor sie sich zu Carlo umdrehte. „Um zehn treffen wir uns in der Hotelbar mit Dave Lockwell auf einen Drink. Bis dahin kannst du frei über deine Zeit verfügen.“
„Ich habe auch schon eine Idee, was ich machen könnte“, setzte er vielsagend an, doch Juliet war bereits an ihm vorbeigegangen. Sie drückte dem Pagen die Geldscheine in die Hand und verschloss dann ihre Tür mit einem resoluten Klicken.
Carlos fand, dreißig Minuten müssten eigentlich für jeden ausreichen, um sich wieder zu beruhigen. Juliets eigensinnige und kleinliche Einstellung mit Blick auf die Zimmersituation war nicht nur lästig, sie war auch ärgerlich. Aber eigentlich hatte er es nicht anders erwartet. Andererseits fand er ihre Reaktion schon fast niedlich, auf jeden Fall naiv. Glaubte sie wirklich, die Empfangsdame und der Page würden auch nur mit der Wimper zucken, weil sie beide ein Liebespaar waren?
Die Tatsache, dass Juliet offensichtlich überzeugt davon war, war nur ein weiterer Aspekt ihres Charakters, der ihm gefiel. Juliet Trent legte großen Wert darauf, in allem, was sie tat, immer fehlerlos zu bleiben. Brodelnde Leidenschaft unter einem strengen Geschäftskostüm – Carlo fand sie unwiderstehlich.
Er kannte die verschiedensten Frauen – die junge Unschuld voller Energie, gierig auf das Leben, die reiche Aristokratin, gelangweilt von ihrem Geld und der Tradition, die erfolgreiche Karrierefrau, die zwar an eine Ehe dachte, aber nur in der Zukunft, und ihr gleichzeitig misstrauisch gegenüberstand. Er hatte so viele getroffen – die Erfüllten und Glücklichen, die Soliden, die Verzweifelten, die stetig Suchenden, die Klammernden. Bei Juliet Trent mit den kühlen grünen Augen und der ruhigen Stimme war er sich völlig unsicher, in welche dieser Kategorien sie passte. Es schien, als besäße sie alle und gleichzeitig keine der weiblichen Qualitäten, die er verstand. Sicher wusste er nur, dass er sich wünschte, sie sollte auf irgendeine Art in sein Leben passen.
Der beste Weg, der einzige Weg, den er kannte, um dies zu erreichen, war, sie mit Charme zu betören und zu umgarnen, bis sie sich
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