Ein Mann für alle Sinne - Roberts, N: Mann für alle Sinne
hervor. „Wir können den Tagesplan für heute auch auf der Fahrt zum Studio besprechen.“
Es bereitete ihm außerordentliches Vergnügen, als ihm bewusst wurde, was genau ihre Konzentration gestört hatte. Er hielt den Morgenmantel locker in einer Hand und machte einen Schritt auf sie zu. „Vielleicht setzen sie uns ja ab.“
„Beschwöre es nicht herauf.“ Sie wollte munter klingen, brachte aber nur ein Flüstern heraus. „Das ist ... das ist ein interessanter Bademantel.“
Der Ton ihrer Stimme war wie ein Sprungbrett für die Erregung, die ihn mehr und mehr erfasste. „Gefallen dir die Flamingos? Meine Mutter hat Sinn für Humor.“ Er trat noch näher, ohne sich den Mantel überzuziehen.
„Carlo, bleib, wo du bist. Ich meine es ernst.“ Mit hoch erhobenen Händen wich sie rückwärts zur Tür.
Er lachte nur. Und lachte noch lauter, als er das Schlagen ihrer Zimmertür auf der anderen Korridorseite hörte.
Mit Juliet, die die Peitsche schwang, und Bill, der sie zügig durch die Stadt chauffierte, liefen alle anstehenden Termine so präzise ab wie ein Schweizer Uhrwerk. Ob Fernsehen, Radio oder Printmedien – überall war das Echo hervorragend. Die Buchsignierung am Nachmittag entwickelte sich zu einer Party im wahrsten Sinne des Wortes und war ein einschlagender Erfolg. Juliet suchte sich ein ruhiges Eckchen in einem Lagerraum, um den großen Umschlag aufzureißen, der heute Morgen noch im Hotel abgegeben worden war, geschickt von ihrem Büro in New York. Sie setzte sich und begann die Zeitungsausschnitte durchzusehen, die ihre Assistentin gesammelt und ihr per Kurier geschickt hatte.
Aus L. A. großartige Resonanz, ganz wie sie es erwartet hatte. Begeistert und enthusiastisch. San Diego hätte etwas mehr ins Detail gehen können, aber immerhin hatten sie Carlo die erste Seite im Teil „Essen + Trinken“ der einen Zeitung gewidmet und einen Artikel in „Mode + Stil“ einer anderen. Also kein Grund für Klagen. Portland und Seattle berichteten, druckten Rezepte und übertrafen sich gegenseitig mit Lob. Juliet hätte sich strahlend die Hände gerieben, wenn sie nicht einen Becher Kaffee in den Fingern gehalten hätte. Und dann stieß sie auf die Ausschnitte von Denver.
Der Kaffee schwappte über und spritzte über ihre Hand.
„Verdammt!“ Sie kramte in ihrer Aktentasche, zog drei zerknüllte Servietten hervor und begann den verschütteten Kaffee aufzuwischen. Ein Artikel aus einer Klatschzeitung. Wer hätte das gedacht? Sie überlegte einen Moment und beruhigte sich wieder. Publicity blieb Publicity. Und Tatsache war nun mal, dass sich um Franconi ständig der Klatsch rankte. Wenn man die Sache logisch betrachtete – je öfter sein Name in der Presse erschien, desto erfolgreicher die Tour. Nüchtern begann Juliet zu lesen.
Nach dem ersten Abschnitt nickte sie abwesend. In leichtem Plauderton gehalten, eher flach und trivial, aber auf keinen Fall hämisch. Viele Leute, die nicht in den „Essen + Trinken“-Teil hineinsahen, interessierten sich vielleicht eher für den Gesellschaftsklatsch. So gesehen war es also nur positiv, dass Franconi auch hier Erwähnung fand. Juliet las weiter.
Nach dem zweiten Abschnitt sprang sie von ihrem Klappstuhl auf. Dass sie wieder Kaffee verschüttete, bemerkte sie nicht einmal. Innerhalb von Sekunden wurde das ungläubige Erstaunen auf ihrer Miene von Wut verdrängt. Dieselben Sekunden reichten ihr, um die Zeitungsausschnitte unwirsch in den Umschlag zurückzuschieben. Es war nicht leicht, ihre Fassung wiederzufinden. Sie wartete fünf Minuten, bevor sie in die Ladenräume zurückging.
Laut Plan war eine weitere Viertelstunde für die Signierung vorgesehen, aber da standen noch immer gut zwanzig Leute, die darauf warteten, dass Carlo sein Autogramm in ihr erstandenes Buch schreiben würde. Ungefähr die gleiche Anzahl von Leuten stand plaudernd und lachend in kleinen Grüppchen zusammen. Was bedeutete, dass aus der Viertelstunde mindestens eine halbe werden würde. Die Zähne zusammengebissen, marschierte Juliet zu Bill hinüber.
„Da bist du ja.“ Jovial und freundlich wie immer legte er ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an sich. „Das läuft ja einfach großartig hier. Der gute Carlo weiß, wie man die Damen bezirzt, ohne die Männer wütend zu machen. Wirklich verdammt clever, der Lump.“
„Besser hätte ich es auch nicht beschreiben können.“ Die Fingerknöchel der Hand, mit der sie den Gurt ihrer Schultertasche hielt, traten
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