Ein Mann fürs Grobe
die Auskunftsstelle der Telekom und einen Anruf auf den Kanaren war die Sache schnell gegengecheckt: an Catzoas Alibi war nichts zu deuteln.
Sie stand auf und ging langsam mit Silvester zurück. Das Rütteln ließ ihn wieder verstummen.
Zu gerne hätte sie Mannhardt und der Öffentlichkeit nach dem Mörder der Becker-Bornschein auch den Killer präsentiert, der die Manager Witt, Vollstedt, O’Brien und Schrotzer systemgerecht entsorgt hatte. Nun, nichts war daraus geworden. Aber immerhin, der Triumph im Falle Becker-Bornschein blieb ihr ja.
Sie parkte den Kinderwagen im Flur und fuhr mit dem Papst im Arm in ihre Wohnung nach oben. Als sie nach den Schlüsseln suchte, wurde die Tür schon aufgezogen und Mannhardt tauchte auf.
Sie staunte. «Du, jetzt schon...» Zugleich sah sie eine fremde Frau etwa ihres Alters auf der Couch sitzen und sehr heiter an einem Sektglas nippen. Aha! Das Übliche. Daß sich Männer nach der Geburt ihrer Kinder schnell etwas anderes suchten... «Du vergnügst dich gerade...?»
«Ja. Mit einer Toten...»
«Wieso?»
«Weil das hier Frau Sabine Becker-Bornschein aus Bremen ist.»
15
Mannhardt und Yaiza Teetzmann betrachteten das Phantombild, das ihre Spezialisten anhand der vorliegenden Informationen angefertigt hatten.
«Sehr schön», sagte Mannhardt. «So wie dieses Exemplar sehen höchstens zehntausend Männer aus – und die können wir ja bis spätestens morgen abend alle durchgegangen sein.»
«Das ist immerhin ein erster Anhaltspunkt.» Yaiza Teetzmann wollte ihre mühsame Kleinarbeit nicht entwertet wissen.
«Das Bild ist schön, aber computerverwertbare Daten wären mir lieber.»
Yaiza Teetzmann wühlte einige Zeit in ihren unzähligen Zetteln und Papieren herum, bis sie das Interview mit der jungen Taxifahrerin vom Zabel-Krüger-Damm gefunden hatte. «Hab ick doch ooch... Hier... Etwa 25, leptosom. Jeans, weißes T-Shirt und Baseballmütze. Schien Ortskenntnisse gehabt zu haben. Und was bei dem Typen besonders auffällig is, dassa wiederum da oben in Lübars zujeschlagen hat. Stichwort: Perseveranz.»
Mannhardt ging zum Computer, um die vorhandenen Daten einzugeben, und startete dann die Suche nach einem Mann mit ähnlichem Profil. «Das Dumme ist nur, daß wir nur die gespeichert haben, die schon mal als Tatverdächtige festgenommen sind. Bei Ersttätern haben wir da keine Chance.»
Sie warteten, bis die Namen und Adressen potentieller Taxifahrermörder mit dem «Lübarser Muster» auf dem Bildschirm erschienen. Genau zwölf waren es.
«Aber keiner wohnt in Lübars, Waidmannslust oder Hermsdorf», sagte Mannhardt, fast ein wenig schadenfroh.
Yaiza Teetzmann blieb beharrlich. «Et soll ja Leute jeben, die mal umjezogen sind. Außerdem kanna ja aus Glienicke kommen und damit jar nich aus Berlin.»
Mannhardt überlegte. «Was machen wir nun mit diesem wunderschönen Porträt eines hoffnungsfrohen jungen Menschen: Ziehen wir damit durch Lübars und die angrenzenden Gebiete – oder geben wir’s an die Presse und warten auf die zweckdienlichen Hinweise unter der Rufnummer 7805-0...?»
«Wenn de dit an de Presse jibst, kommt doch bloß lauter Müll bei raus. Klappern wa lieba erst ma selba allet ab.»
Als sie im Wagen saßen und nach Norden fuhren, hatte Mannhardt genügend Zeit, Yaiza Teetzmann die Sache mit der verschwundenen und plötzlich wieder aufgetauchten Managerin Sabine Becker-Bornschein zu erklären.
«Das ist bei der eine Mischung aus gesundem Aussteigerwunsch und psychischer Erkrankung gewesen. Ihre Firma wollte sie nicht mehr, und sie wußte, daß sie praktisch noch einmal von vorn anfangen mußte. Dazu kam ein gewisses Maß an Realitätsverlust und geradezu Verfolgungswahn: die Angst, daß ihre Firma einen Contract-Killer anheuern und auf sie ansetzen könnte.»
«Wat ja nu ’ne Folge von dem is, wat deine Jeliebte da jeschriem hat: det Schwarze Loch Berlin, wat die Manager reihenweise vaschluckt.»
«Das nun nicht, denn sie war ja schon abgetaucht, bevor Heike zugeschlagen hat.» Mannhardt konzentrierte sich auf den Kreisverkehr am Jakob-Kaiser-Platz. «Nichtsdestotrotz hat sie Heikes Artikel aber gekannt und ist deswegen auch bei uns in Tegel aufgetaucht, um sich von ihr interviewen zu lassen. So ein bißchen kindlich-naiv ist sie ja auch: Was passiert, wenn...? Sie sagt, es hätte ihr einen Riesenspaß bereitet.»
«Wo hat se denn jesteckt?»
«In einem großen Hotel oben in Templin. Unter anderem Namen natürlich. Was ja heutzutage auch
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