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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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keiner mehr merkt.»
    «Und nu?»
    Mannhardt kam kurzzeitig auf die Autobahn nach Hamburg. «Wohnt sie bei ihrer Freundin Bianca Broch und überlegt, was sie mit dem Rest ihres Lebens noch anfangen könnte.»
    «Is Heike sehr betrübt darüba, det nu eena wieda zurück is aus’m Schwarzen Loch, wat et ja eijentlich nich jeben darf, oder freut se sich üba ihre neue Story?»
    «Beides.»
    Damit war das Thema Sabine Becker-Bornschein schon erschöpft, und sie konnten sich, bis sie Lübars erreichten, Privatem zuwenden.
    Yaiza Teetzmann schwärmte von Fabio. «Ick lernt jetze Italienisch.»
    «Wie geht’n das?»
    «Sau du!» Yaiza Teetzmann grinste. «Ick jeh noch mal zu unsra Frauenbeauftragten: det is sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.»
    Mannhardt staunte. «Wie – der Autositz ist dein Arbeitsplatz? Hast du das denn auch als Nebentätigkeit in der Personalverwaltung angemeldet?»
    «Du bist aber auch der letzte Arsch!» Yaiza Teetzmann griff sich ihren Rucksack, zog ihn auf und griff sich eine Plastikflasche mit einer gelbbraunen Flüssigkeit.
    «Der eigene Urin?» fragte Mannhardt.
    «Willste mal kosten?» Yaiza Teetzmann setzte die Flasche an die Lippen.
    «Nein, aber gestern hab ich gelesen, daß es am besten sei, den Urin vorpubertärer Knaben zu trinken.»
    «Klar, da is weniger Melatonin drin, und man wird nich so müde davon.»
    «Okay, kannst du morgen den vom Papst haben. Aber den müssen wir erst irgendwie aus der Windel rauspressen.»
    «Mach dich nur lustig über mich. Aber du kriegst die Tuberkulose, Ekzeme, den grauen Star, den Herzklappenfehler, die Bronchitis und diverse Lähmungen, ick nich.»
    «Das alles nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dafür nicht ständig meine Pisse trinken muß.»
    «Ignorant du.»
    «Bei Pisse fällt mir der alte Scherz von Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, ein. Kommen eines Tages die Bürger von Gumbinnen an der Pissa zu ihnen, in Ostpreußen da oben, und bitten ihn untertänigst, den Namen dieses Flusses doch zu ändern, da er sie stark diskriminiere. Schreibt der König: ‹Genehmigt. Empfehle Urinoco.›»
    «Molto bene!» rief Yaiza Teetzmann.
    «Pizza Cozze!» gab Mannhardt zurück.
    Yaiza Teetzmann kam auf Bianca Broch zu sprechen, die inzwischen sogar in einer Talk-Show ein Glas Urin getrunken hatte. «Inzwischen kennt die jeder.»
    «Die Frage ist nur, ob man sie auch wählt.»
    «Bestimmt alle die Frauen, die ihre Neurodermitis mit Urin wegbekommen haben.»
    Mannhardt schmunzelte. «Und alle Männer, die auf Natursekt stehen.»
    «Uff wat?»
    Er bemühte sich um eine jugendfreie Formulierung des besagten Tatbestandes. «Männer, denen bei einer ganz bestimmten Verrichtung der höchstmögliche Genuß nur dann gesichert ist, wenn sie von ihrer Partnerin dabei in ganz bestimmter Weise benetzt werden.»
    «Det is ja pervers!»
    «Manche sind für Per Gynt, manche für pervers – so ist das Leben eben...»
    «Kommt deine Scheidung nun endlich in Gang?»
    Mannhardt sah sie von der Seite an. «Wie kommst du’n gerade jetzt darauf?»
    «Nur so...» Sie konnte nicht verhindern, daß sie nun doch sanft errötete.
    Mannhardt erreichte Waidmannslust. «Bin ich überhaupt noch verheiratet?»
    «Ja.»
    «Soll doch Lilo damit anfangen. Ich hab geschworen ‹Bis daß der Tod Euch scheidet›, aber in ganz Deutschland gibt es keinen Scheidungsrichter namens Tod.»
    Yaiza Teetzmann schüttelte mißbilligend den Kopf. «Ein bißchen ernster solltest du das alles schon nehmen.»
    Mannhardt stöhnte auf. «Du, dann müßte ich mir gleich auch noch was anderes nehmen: das Leben nämlich. Das ist doch alles elendlich gescheitert, was ich da begonnen habe. Die Träume... alle den Bach hinunter.»
    «Du hast doch Heike und Silvester...»
    «Sonst hätte ich meine Dienstwaffe ja auch längst zweckentfremdet zum Einsatz gebracht.»
    Bis sie in Lübars waren, schwiegen sie. Schon im Büro hatten sie sich den Stadtplan angesehen und beschlossen, ihre Befragung in den Laubenkolonien links und rechts der Quickborner Straße zu beginnen, der noch ländlich gepflasterten Verbindung zwischen Alt-Lübars und dem Märkischen Viertel, also Westberlins einzigem und letztem Dorf einer – und seiner bekanntesten Trabantenstadt andererseits. Sie parkten ihr dienstliches Gefährt vor einer Gaststätte am Höpfertsteig und stiegen aus. Die Quickborner Straße war hier, bevor sie durch die Felder führte, als Hohlweg angelegt, und die Gartentore der Lauben waren nur über längere

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