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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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hab, war ich innen ganz leer, so wie ein Eimer mit Wasser, den du ausgekippt hast. Jetzt aber bin ich wieder ganz voll mit allem. Ich geh nach Hamburg, Mom, und wenn Werner den anderen Taxifahrern vorher noch gesagt hat, daß sie mich verfolgen sollen, dann knall ich die genauso ab. Nicht mit mir! Du, Mom, manchmal glaube ich, daß ich vom Teufel besessen bin. Da trinke ich dann, Mom. Weißt du auch, daß Werner mich vergiften wollte? In meinem Bier war Gift drin, das war ganz bitter. Aber ich hab’s gemerkt. Ich bin sehr, sehr einsam, Mom. Zu Frauen geh ich nicht mehr, die saugen mich nur aus. Bloß mal kurz, du weiß schon. Als Britta abgehauen ist, hab ich viele Tabletten geschluckt, aber sie haben mich gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Da in Lübars, wo ich gewohnt hab. Ich halt’s nicht mehr aus, du, ich stech mir jetzt ins Bein. Das Blut! Keine Angst, Mom, ich verblute nicht. Ich bin einer der wenigen Menschen, die gar nicht sterben können. Ich komm auch noch ganz groß raus. Jetzt geht’s mir wieder besser. Weißt du, was ich jetzt mache: ich geh jetzt in die Stadt und suche mir den nächsten Taxifahrer. Das sind alles so fiese Säue wie Werner. Wenn der zweite tot ist und der dritte, dann traut sich keiner mehr mit seiner Taxe auf die Straße, dann bleiben alle in der Garage, dann gehen alle pleite. Wow!

17
    Mannhardt wußte, daß ganz Berlin über ihn lachte. Es war dasselbe Muster wie damals im Oktober 1992, als einer seiner Kollegen in dem Augenblick auf einem Haufen Hundekacke ausrutschte, als er den Kaufhauserpresser Dagobert gerade packen wollte. Diesmal nun hatte ein Glas Urin verhindert, daß der Taxifahrermörder Mirko Fischer gefaßt werden konnte.
    «Das ist die Strafe dafür, daß du bei Bianca Broch draußen in Wernsdorf über die Urintrinker so gelästert hast», sagte Heike.
    Und Yaiza Teetzmann schlug in dieselbe Kerbe. «Ich wußte doch: Früher oder später kommst auch du zum Urin.»
    «Besser Urin als Ruin», merkte Mannhardt an. «Und wenn auch ein homerisches Gelächter losgebrochen ist, das ist mir immer noch tausendmal lieber als die Beileidsbekundungen, wenn das Blut in der Spritze wirklich Aidsviren enthalten hätte.»
    Dennoch hatte ihn sein Mißgeschick erheblich getroffen, und da er eh ein wenig hypochondrisch war, sprach er gar von einem Trauma. Tagelang roch für ihn alles nach Urin, konnte er weder Apfel- noch Orangensaft trinken, auch kein Bier, und starrte, wenn er am Toilettenbecken stand, gegen die Wand oder an die Decke, um nicht sehen zu müssen, was da aus ihm floß.
    Saß er am Schreibtisch, kreiste sein Denken unaufhörlich um die Szene im Labor der Arztpraxis in Tegel. Wenn er mit der Urinladung im Gesicht nicht so überzogen reagiert hätte, dann... So jedenfalls gab man ihm die Schuld, daß dieser Mirko Fischer noch immer frei herumlaufen und jede Nacht einen neuen Mord begehen konnte. Dieser Gedanke machte ihn fertig. Natürlich lief die Fahndung, aber in einer Stadt wie Berlin bekam man einen Menschen, der sich unauffällig verhielt, womöglich in Jahrzehnten nicht. Wie denn auch, wo man die Leute nicht an jeder Straßenecke anhalten und nach ihrem Ausweis fragen konnte. Hinweise hatte es einige gegeben, aber alle waren bisher in kurzer Zeit abzuhaken gewesen. Trotzdem hoffte er bei jedem Klingeln des Telefons auf das große Wunder. Wie jetzt auch.
    «Mordkommission, Mannhardt, ja, bitte...?»
    «Hier ist Frau Gerda Dombrowski aus der Gotzkowskystraße...»
    «Ja, Frau...» Mannhardt hatte nicht richtig hingehört, den Hörer auch noch nicht am Ohr gehabt und war sich nicht sicher, wie die Frau nun hieß: Dombrowski oder Gotzkowsky.
    «Es geht um den Taximord. Bin ich da richtig bei Ihnen?»
    «Ja.»
    «Ich war gestern abend bei meiner Freundin in Hoppegarten. Kennen Sie das?»
    «Na sicher: Pferderennen.»
    Die Anruferin lachte. «Nein: das andere. Das liegt weiter nach Müncheberg hin. Am Maxsee.»
    Mannhardt gähnte. «Hab ich nie was gehört von.»
    «Müssen Sie unbedingt mal hinfahren. Unberührte Natur.»
    «Ja, danke für den Tip. Hier ist aber die Mordkommission...»
    Gerda Dombrowski wurde langsam ungemütlich. «Ich bin pensionierte Lehrerin: Sie können mir schon glauben, daß ich noch weiß, wo ich eben angerufen habe. Wie gesagt: Ich war gestern abend bei meiner Freundin Astrid, und wir sitzen im Garten, dicht an der Straße. Es muß gegen 21 Uhr gewesen sein. Da kommt eine Taxe aus Richtung Berlin, und ich bin mir sicher, daß auf dem

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