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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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in das Gewirr kleinerer Straßen. Im Labyrinth von Hauseingängen und Innenhöfen mochte es ihm gelingen, die Verfolger auszutricksen. Jenseits der Straße lagen zwar die rostbraunen Hochhaustürme des Tegeler Business-Centers und diverse Fabrikgebäude, was noch besser für ihn gewesen wäre, aber dort kam er schlecht hin, weil nicht nur die verkehrsreiche Straße dazwischenlag, sondern auch die U-Bahn, die hier auf einer Rampe aus dem Tunnel kam und bis Kurt-Schumacher-Platz in Dammlage fuhr.
    Mannhardt merkte, daß seine Kondition um einiges besser war als die seines Gegners. War der nur halb so alt wie er, so hatten doch offensichtlich das unregelmäßige Leben sowie Alkohol und andere Drogen das Ihre getan. Meter um Meter holte Mannhardt auf, obwohl auch seine Beine schwer wurden wie die eines 400-Meter-Läufers auf der Zielgeraden und seine Lungen furchtbar schmerzten. Aus den Augenwinkeln sah er die Straßenschilder. Egells... Biedenkopfer... Beckumer... Das vorne mußte die Namslaustraße sein.
    Da waren die Kollegen in den Streifenwagen heran. Mirko Fischer mußte seine Richtung ändern, sonst wäre er ihnen direkt vor den Kühler gelaufen. Der erste Hauseingang war geschlossen, doch der zweite war offen. Wegen einer Arztpraxis. Dr. Ju... las Mannhardt beim Vorüberhasten. Die Treppe nach oben laufen konnte Mirko Fischer nicht, denn da standen Patienten, die offensichtlich in den Warteräumen keinen Platz gefunden hatten. Schien überlaufen der Arzt. Mußte also gut sein der Mann, wo doch ansonsten alle klagten.
    Mannhardt war heran und griff nach Mirko Fischers blauer Jeansjacke, verfehlte sie aber. Mirko Fischer warf sich nach links, wo sich die Praxis befand. Mannhardt hätte ihn gehabt, prallte aber gegen den Doktor und wurde wie eine Billardkugel zur Seite geschleudert. Mirko Fischer gelang es, ins Labor zu schlüpfen. Da war im Augenblick niemand, und das Fenster schien sich leicht öffnen zu lassen.
    Mannhardt erreichte die Tür und stieß die üblichen Festnahmefloskeln aus.
    «Bleib stehen!» schrie Mirko Fischer und hielt eine mit Blut gefüllte Spritze wie einen Dartpfeil in der rechten Hand.
    Mannhardt zuckte zurück. Aids, schoß es ihm durch den Kopf. Abgesehen davon... wenn man die Spritze ins Auge bekam, dann... Er wiederholte seine Worte. «Kriminalpolizei. Mirko Fischer... Sie sind hiermit vorläufig festgenommen. Bitte: jeder Widerstand ist zwecklos jetzt.»
    Der mutmaßliche Mörder des Taxifahrers Wolfgang Wuttkowski sah die Sache anders. Die Spritze immer noch gezückt, versuchte er, mit der anderen Hand das Fenster aufzuziehen.
    «Machen Sie doch keinen Quatsch...» Mannhardt ging auf ihn zu.
    Da schoß die Spritze auf ihn zu. Wie ein Pfeil. Er warf sich instinktiv herum, doch sie traf ihn trotzdem an der rechten Hüfte. Jetzt war ihm alles egal. Er warf sich auf den Taxifahrermörder. Doch Mirko Fischer war reaktionsschnell zur Seite gesprungen und hatte ein großes Glas gegriffen, das bis zum Rand mit milchigtrübem Urin angefüllt war. Er schleuderte es Mannhardt entgegen und traf ihn mitten auf die Brust.
    Das Zeug spritzte Mannhardt in Augen, Mund und Nase.

16
    Hallo, Mom, hast du schon gehört, was passiert ist? Nein? Mein Name steht in allen Zeitungen. Mirko Fischer – WANTED ! 20000 Mark Belohnung. O Mann, soviel war noch keiner von uns wert. Du kannst stolz sein auf deinen Sohn. Und keiner verfolgt mich mehr. Seit Weihnachten war ja Werner mit seiner Taxe hinter mir her. Überall in Berlin hat er neben mir gehalten und wollte mich in seinen Wagen ziehen. Um mich zu erwürgen. Du weißt das ja, Mom. Wie er immer auf dich losgegangen ist. Letzte Woche bin ich doch zu ihm in den Wagen rein. «Fahr nach Lübars, ich muß mit dir reden», hab ich gesagt. Da hab ich das Schwein, dann hingerichtet. Zwei Kugeln hinten in den Kopf. Eine dafür, daß er dich auf dem Gewissen hat, und eine, weil er immer im Bett an mir rumgefummelt hat. So ’n Abgang hab ich ihm immer gewünscht. Das war ein geiles Bild, du, echt. Ja, mir geht es gut, Mom. Eben bin ich in ein Haus eingebrochen und hab eine Schüssel mit Kuchenteig leer gefressen. Keine Angst, Mom, die Bullen kriegen mich nicht. Ich bin tausendmal besser als die. Das hättest du sehen sollen, wie ich dem einen die Pisse ins Gesicht geschüttet hab, als der mich kriegen wollte. Kotz, brech! Der war total alle. Ich hab dein Bild bei mir, Mom, und guck’s mir immer an. So bist du in meinem Kopf ganz lebendig. Bevor ich Werner abgeknallt

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